Weller

finden. Dietmar hat es mir in seinen E-Mails berichtet. Matzke hat offenbar nach der ersten Tat Geschmack am Töten gefunden, wollte mit der zweiten Tat das Allmachtsgefühl neu inszenieren. Weshalb Ellen sein drittes Opfer hat werden sollen, war klar. Ich habe durch mein unbedachtes Verhalten seinen Zorn auf mich gezogen. Ellen ist für ihn Mittel zum Zweck gewesen, die berühmte Klappe, mit der er zwei Fliegen zugleich schlagen wollte: mich zutiefst treffen und dabei seine Gelüste Frauen gegenüber ausleben. Ich merke, wie ich beim Grübeln die Hände zusammenballe und lasse locker. Es ist vorbei und Ellen hat Recht: Ich sollte mir selbst verzeihen. Nur – genau das kann ich nicht.
    Ich kaufe mir einen Hot Dog, studiere kauend die Aushänge vor der Touristeninformation. Morgen werde ich den anscheinend obligatorischen Ausflug an den Boulders Beach unternehmen, die dort beheimateten Brillenpinguine bestaunen und dann, morgen oder auch erst übermorgen, mit der Metro nach Kapstadt fahren, mir ein Flugticket besorgen.
    Eins ist mir in diesen langen Wochen auf den Planken der   Merve , während der Deckswachen und beim Notieren dieser Ereignisse, klar geworden: Was gibt es mehr, als die existentielle Sicherheit, die einem die Gewissheit vermittelt, jederzeit, in jeder Verfassung, mit leeren Händen, zerzaust oder auch siegestrunken zu seiner Liebsten zurückkehren zu können und als das angenommen zu werden, was man für sie ist: der wertvollste Mensch auf der Welt. Genau das habe ich bei Ellen gefunden.
    Ohne sie bin ich ein halber Mensch; mit ihr bin ich: geerdet.