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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut
Autoren: Sandra Brown
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sind ins Clubhaus, um Gin Rummy zu spielen.«
    »Wie viel hast du ihnen heute abgenommen?«
    Die Frage war nicht, ob Huff gewonnen oder verloren hatte. Er hatte noch immer gewonnen.
    »Ein paar Hunderter.«
    »Gut gelaufen«, kommentierte Chris.
    »Wenn du nicht gewinnst, brauchst du auch nicht zu spielen.« Er zwinkerte erst seinem Sohn, dann Beck zu. Mit einem tiefen Schluck leerte er sein Bier. »Hat einer von euch was von Danny gehört?«
    »Der wird irgendwann hier auftauchen«, sagte Chris. »Das heißt, wenn er den Besuch irgendwo zwischen dem Sonntagsgottesdienst und dem Abendgebet unterbringen kann.«
    Huffs Blick wurde düster. »Versau mir nicht die Laune, indem du davon sprichst. Ich will mir nicht den Appetit verderben.«
    Wie Huff gern und oft predigte, waren Gebete, fromme Gesänge und Gottesdienste nur etwas für Weiber oder für Männer, die wie Weiber waren. Für ihn stand die organisierte Religion auf einer Stufe mit dem organisierten Verbrechen, nur dass die Kirchen straffrei blieben und Steuervorteile genossen, und darum waren ihm diese heiligen Brüder genauso zuwider wie Schwule oder Gewerkschafter.
    Chris lenkte das Gespräch taktvoll von seinem jüngeren Bruder und dessen jüngster Hinwendung zur Spiritualität weg. »Ich habe Beck eben erzählt, dass Slap Watkins auf Bewährung freigekommen ist.«
    »Asozialer Dreck«, knurrte Huff und streifte mit den Zehen die Schuhe vom Fuß. »Und zwar der ganze Haufen, angefangen mit Slaps Großvater, dem verkommensten Halunken auf Gottes weiter Welt. Sie haben ihn schließlich im Straßengraben gefunden, mit einer zerbrochenen Whiskyflasche in der Kehle. Offenbar hat er einmal zu oft Streit gesucht. In der Familie muss es irgendwo Inzucht gegeben haben. Die ganze Sippe ist hässlich wie die Sünde und dumm wie Brot.«
    Beck lachte. »Möglich. Aber ich stehe trotzdem in Slaps Schuld. Wenn er nicht gewesen wäre, säße ich nicht hier und würde mich bekochen lassen.«
    In Huffs Blick lag eine Zuneigung, die er sonst nur seinen Söhnen gegenüber zeigte. »Nein, Beck, es war dir von Anfang an bestimmt, auf Gedeih und Verderb einer von uns zu werden. Dass wir dich gefunden haben, hat diesen ganzen Gene-Iverson-Schlamassel letztendlich aufgewogen. Du warst das einzig Gute an der ganzen Geschichte«
    »Du und die gespaltene Jury«, ergänzte Chris. »Diese zwölf dürfen wir nicht vergessen. Wenn sie nicht gewesen wären, säße ich nicht hier und würde aufs Sonntagsessen warten. Stattdessen könnte ich mir mit Typen wie Slap Watkins eine Zelle teilen.«
    Chris mokierte sich oft darüber, dass man ihn des Mordes an Gene Iverson angeklagt hatte. Seine launigen Scherze über diesen Vorfall verursachten bei Beck unweigerlich ein flaues Gefühl, so wie jetzt auch. Er wechselte das Thema. »Ich spreche nur ungern an einem Sonntag eine Geschäftsangelegenheit an.«
    »In meinem Kalender ist jeder Tag ein Werktag«, wies ihn Huff zurecht.
    Chris stöhnte. »In meinem Kalender nicht, o nein. Ist es was Unangenehmes, Beck?«
    »Möglicherweise.«
    »Kann es dann nicht bis nach dem Essen warten?«
    »Klar, wenn euch das lieber ist.«
    »Auf keinen Fall«, sagte Huff. »Du weißt, wie ich zu schlechten Nachrichten stehe. Ich höre sie lieber früher als später. Und ganz bestimmt will ich damit nicht bis nach dem Essen warten. Also, worum geht es, Beck? Sag nicht, dass uns das Umweltamt schon wieder eine Strafzahlung aufgedrückt hat, weil die Kühlteiche …«
    »Nein, darum geht es nicht. Nicht direkt.«
    »Worum dann?«
    »Moment noch. Ich schenke uns erst mal was zu trinken ein« , meinte Chris zu Huff. »Du hörst schlechte Nachrichten lieber früher als später, ich höre sie am liebsten mit einem Glas Bourbon in der Hand. Willst du auch einen?«
    »Viel Eis, kein Wasser.«
    »Beck?«
    »Für mich nicht, danke.«
    Chris ging an die Bar und griff nach einer Whiskykaraffe und zwei Gläsern. Dann beugte er sich zum Fenster, spähte zwischen den Lamellen der Blende hindurch und drehte gleich darauf die kleine Kurbel, um den Spalt zu vergrößern. »Wer kommt denn da?«
    »Wer kommt denn da?«, echote Huff.
    »Der Wagen des Sheriffs hat gerade angehalten.«
    »Na, was glaubst du, was er von uns will? Heute ist Zahltag.«
    Den Blick immer noch nach draußen gerichtet, antwortete Chris: »Das glaube ich nicht, Huff. Er hat jemanden dabei.«
    »Und wen?«
    »Keine Ahnung. Hab ich noch nie gesehen.«
    Chris schenkte die Gläser ein und brachte eines davon seinem Vater,
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