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Weine nicht, Prinzessin

Weine nicht, Prinzessin

Titel: Weine nicht, Prinzessin
Autoren: Carolin Philipps
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sie auch Bestellungen auf oder servierte die duftenden Pfannkuchen.
    Es gab Tage, da machte ihr das sogar Spaß, sie bekam jede Menge Trinkgeld.
    An den Wochenenden spielten sie oder die Mutter für die Gäste auf der Harfe, damit die Tradition erhalten blieb. Dann fühlte Lara sich der Großmutter ganz nah.
    Jeden Tag übte sie auf der Harfe, die ihr die Großmutter vererbt hatte. Wie sie wollte Lara eines Tages eine berühmte Harfenspielerin in einem Orchester werden. Zweimal hatte sie schon mithilfe der Großmutter an einem großen Jugendwettbewerb für Zupfinstrumente teilgenommen, hatte sich ins Bundesfinale vorgekämpft, sich jedes Mal einen Platz weiter nach vorne gearbeitet, vom 3. auf den 2. Platz. Das war kurz vor dem Tod der Großmutter. »Das nächste Mal wirst du gewinnen!«, hat sie gesagt. »Wir schaffen es gemeinsam.«
    Aber dann gab es auf einmal das »wir« nicht mehr. Lara war alleine mit ihren Vorbereitungen, fest entschlossen, den nächsten Wettbewerb zu gewinnen, für sich und für die Großmutter.
    Trotzdem blieb viel Zeit für die Langeweile. Manchmal setzte Lara sich mit einem Buch in eine Ecke des Pfannkuchenhauses, trank Cola und wartete, dass der Tag zu Ende ging. Oder sie hockte zu Hause alleine vor dem Fernseher und zappte sich durch die Nachmittagssendungen.
    Eines Tages saß sie wieder einmal auf einem der zahllosen Sofas im Restaurant und las, als ein junger Mann hereinspazierte und sich in das Nachbarsofa setzte. Immer wenn sie aufsah, begegnete sie seinem Blick.
    Sie erwiderte sein Lächeln und schon nach kurzer Zeit verschwammen die Buchstaben vor ihren Augen, während sie einen Anstandsmoment abwartete, bis sie wieder den Kopf hob, um ihn anzusehen.
    War er ein Schauspieler, ein berühmter Fußballer? Ein normaler Mensch konnte doch nicht so unverschämt gut aussehen. Laras Herz klopfte, sie spürte seinen Blick, auch wenn sie die Augen auf ihr Buch richtete.
    Sie hoffte, dass er sie ansprechen würde, aber er trank nur seine Cola aus, schlang seinen Pfannkuchen hinunter, den Beate, die neue Kellnerin, ihm brachte, lächelte Lara ein letztes Mal an und verschwand.
    Lara schaute ihm nach.
    »Na, der hat es aber eilig«, meinte Beate, während sie den Tisch abräumte. »Und geizig ist er auch noch! Zehn Cent Trinkgeld! Das hätte er auch behalten können!«
    »Er sieht toll aus, findest du nicht?«, sagte Lara und seufzte ein wenig sehnsüchtig.
    »Dafür kann ich mir auch nichts kaufen!«, brummelte Beate. »Ein gutes Trinkgeld wäre mir lieber gewesen.« Sie blieb mit dem leeren Teller vor Lara stehen. »Hör auf zu träumen, Mädel! Ich rate dir, lass dich nie mit Männern ein, die kein Trinkgeld geben. Die sind auch sonst geizig.« Sie zwinkerte Lara zu und verschwand in der Küche.
    Lara klappte ihr Buch zu und ging nach draußen. Sie schaute sich suchend um, aber der junge Mann war verschwunden. Ziellos bummelte sie durch die Straßen. Vor einem Schaufenster, in dem die neueste Bademode ausgestellt war, blieb sie stehen.
    »Der süße kleine Bikini dort würde dir bestimmt traumhaft stehen!«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Es war der junge Mann aus dem Pfannkuchenhaus. »Möchtest du ihn haben?«
    »Haben schon, aber mir fehlt das Geld.«
    »Wenn du möchtest, spendiere ich dir den Bikini.«
    Lara schüttelte ein wenig bedauernd den Kopf. »Ich kenne Sie doch gar nicht!«
    »Oh, entschuldige!« Er lächelte Lara an. »Ich heiße Henk. Und du kannst ›du‹ sagen. Lust auf ein Eis? Ein Eis darf ich dir doch spendieren?«
    Lara nickte. Eis war in Ordnung.
    Schweigend ging sie neben ihm her. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Was würden ihre Freundinnen wohl sagen, wenn sie sie jetzt sehen würden? Ausgerechnet Lara, die sonst wenig Beachtung bei den Jungen in der Schule fand, ging Seite an Seite mit einem wunderschönen jungen Mann, der ihr bewundernde Blicke zuwarf.
    »Was macht so ein schönes Mädchen wie du so ganz alleine? Fährst du denn gar nicht in Urlaub?«
    Er hätte keine bessere Frage finden können, um Laras Zunge zu lösen. »Pech gehabt! Meine Eltern haben das Pfannkuchenhaus übernommen und nun müssen sie jeden Tag arbeiten. Kein Geld und keine Zeit für Urlaub!«
    »Und deine Freunde? Bist du immer so alleine?«
    »Die sind alle am Meer oder sonst wo. Scheißferien!« Es tat gut, dass endlich einmal jemand zuhörte, als Lara ihren ganzen Frust der letzten Wochen ausspuckte. Und es hatte sich jede Menge angesammelt.
    Henk konnte gut zuhören. Er stellte
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