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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume
Autoren: Nicholas Sparks
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auf, um sich daran zu erinnern, was noch zu tun blieb.
    Er bewahrte sie auf als Erinnerung an sein Scheitern.
    Ein paar Minuten später, nachdem Miles die Zigarette auf dem Geländer ausgedrückt hatte und ins Haus gegangen war, goss er sich den dringend be nötigten Kaffee ein und ging über den Flur. Jonah schlief noch, als Miles leise die Tür öffnete und ins Zimmer spähte. Gut. Dann hatte er noch ein bisschen Zeit. Also, erst ins Badezimmer.
    Miles drehte das Wasser in der Dusche auf. Die Rohre knackten und zischten eine Weile, bis das Wasser endlich hervorsprudelte. Er duschte, rasierte sich und putzte sich die Zähne. Beim Kämmen stellte er wieder einmal fest, dass seine Haare dünner geworden waren. Eilig zog er sich seine Sheriffuniform an, nahm das Pistolenhalfter aus dem abschließbaren Kasten über der Schlafzimmertür und schnallte es um. Er hörte, wie sich in Jonahs Zimmer etwas regte. Als er durch den Türspalt lugte, blinzelte ihn Jonah aus verquollenen Augen an. Er saß mit verwuschelten Haaren im Bett und war offenbar erst seit wenigen Minuten wach.
    Miles lächelte. »Guten Morgen, Chef.«
    Jonah hob den Kopf wie in Zeitlupe. »Hey, Dad.«
    »Wie wär's mit Frühstück?«
    Jonah streckte die Arme zur Seite und ächzte leise. »Kriege ich Pfannkuchen?«
    »Vielleicht lieber Waffeln? Wir sind ein bisschen spät dran.« Jonah beugte sich vor und zog seine Hosen zu sich. Miles hatte sie am Abend vorher zurechtgelegt.
    »Das sagst du jeden Morgen.«
    Miles zuckte die Achseln. »Du bist ja auch jeden Morgen ein bisschen spät dran.«
    »Dann weck mich früher.«
    »Ich habe eine bessere Idee - du schläfst abends ein, wenn ich es dir sage.«
    »Dann bin ich aber nicht müde. Ich bin nur morgens müde.«
    »Willkommen im Club.«
    »Wie bitte?«
    »Schon gut«, sagte Miles. Er deutete auf das Badezimmer.
    »Vergiss nicht, dir die Haare zu kämmen, wenn du angezogen bist.«
    »Klar«, sagte Jonah.
    Sie hatten sich morgens einen bestimmten Ablauf angewöhnt. Miles steckte zwei Waffeln in den Toaster und goss sich eine zweite Tasse Kaffee ein. Wenn Jonah mit dem Anziehen fertig war und in der Küche eintrudelte, lag seine Waffel auf dem Teller, und ein Glas Milch stand daneben. Miles hatte die Waffel schon gebuttert, aber den Sirup träufelte Jonah gern selbst darauf. Miles biss in seine Waffel, und eine Weile lang sagte keiner von beiden etwas. Jonah war noch in seiner eigenen kleinen Welt versponnen, und obwohl Miles mit ihm reden musste, wollte er wenigstens warten, bis sein Sohn klar denken konnte.
    Nach einigen Minuten freundschaftlichen Schweigens räusperte sich Miles.
    »Und wie läuft es so in der Schule?« Jonah zuckte die Achseln. »Ganz gut.«
    Auch diese Frage gehörte zur Routine. Miles fragte immer, wie es in der Schule lief, und Jonah antwortete immer mit »ganz gut«. Aber an diesem Morgen hatte Miles, als er Jonahs Schulrucksack packte, eine Nachricht von Jonahs Lehrerin gefunden, in der sie sich erkundigte, ob er heute zu ihr kommen könne. Etwas an dem Brief hatte Miles das Gefühl gegeben, es handele sich um etwas Ernsteres als das übliche Eltern-Lehrer - Gespräch.
    »Alles in Ordnung also?«
    Jonah hob die Schultern. »Mhm.«
    »Magst du deine Lehrerin?«
    Jonah nickte kauend. »Mhm«, nuschelte er.
    Miles wartete, ob er noch mehr sagen würde, aber Jonah schwieg. Er beugte sich vor.
    »Warum hast du mir dann nichts von dem Brief erzählt, den dir deine Lehrerin mitgegeben hat?«
    »Welchem Brief?«, fragte Jonah unschuldig.
    »Dem Brief in deinem Rucksack - den deine Lehrerin mir geschrieben hat.«
    Jonahs Schultern hüpften auf und ab wie die Waffeln im Toaster. »Vergessen.«
    »Wie konntest du so etwas vergessen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Weißt du denn, warum sie mich sprechen will?«
    »Nein…«
    Jonah zögerte, und Miles wusste sofort, dass er nicht die Wahrheit sagte.
    »Sag mal, Sohnemann, hast du Ärger in der Schule?«
    Jonah schaute hoch und blinzelte. »Sohnemann« sagte sein Vater sonst nur, wenn er etwas falsch gemacht hatte.
    »Nein, Dad. Ich mach nie Quatsch. Ehrlich.«
    »Was ist es dann?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Denk nach.«
    Jonah rutschte auf seinem Stuhl herum. Er wusste, dass seinem Vater in Kürze der Geduldsfaden reißen würde.
    »Na ja, manche von den Aufgaben schaffe ich vielleicht nicht so gut.«
    »Hattest du denn nicht gesagt, dass alles gut läuft?«
    »Es läuft auch echt gut. Ms. Andrews ist wirklich nett, und ich gehe gern hin.«
    Jonah
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