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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition)
Autoren: Andreas Schmidt
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dabei bin ich schon des Öfteren mit Heiners angeeckt.“
    „Kann man davon denn leben?“
    „Das ist Ehrenamt.“ Schäfer winkte ab. „Im wahren Leben bin ich Lehrer an der Hermann-Tast-Schule, aber der Erhalt des Naturschutzgebietes am Dockkoog ist meine Herzensangelegenheit.“
    Wiebke tippte darauf, dass Schäfer Biolehrer war, schwieg aber. Wahrscheinlich mussten seine Schüler zahlreiche Wattwanderungen mit ihm unternehmen.
    „Nun denn, ich muss weiter. Aber wenn Sie mögen, kommen Sie doch einfach am nächsten Freitag in die Aula unserer Schule. Dort findet eine Podiumsdiskussion statt. Sogar Heiners hat sein Kommen angekündigt.“ Schäfer strich sich durch den pelzigen Bart und griente kampflustig. „Na, der soll sich mal warm einpacken.“
    Wiebke lächelte freundlich zurück, murmelte „ich überleg es mir“ und verabschiedete sich von Torben Schäfer. Sie mochte Menschen, die wussten, was sie wollten. Und zu dieser Sorte gehörte der Lehrer ganz bestimmt. Vielleicht sollte sie sich die Podiumsdiskussion wirklich anschauen.

ZWEI
    Oldenswort, 5.35 Uhr
    Als sie die Augen aufschlug, wehte ein verführerischer Duft nach frischem Kaffee durch die Wohnung. Mit dem Erwachen lag ein glückliches Lächeln auf Beke Frahms Lippen. Sie rekelte sich wohlig auf dem Laken ihres Betts und blinzelte in die Sonne, die durch das Fenster ins Zimmer fiel und das Mobiliar in ein warmes Licht tauchte. Beke blickte auf den altmodischen Wecker, der auf dem kleinen Nachtschrank neben dem Bett stand und ein metallisches Ticken erzeugte.
    Halb sechs, höchste Zeit, zu Potte zu kommen. Beke schlug die dünne Bettdecke zurück und stand auf. Wie immer hatte sie nackt geschlafen. Im Sommer verzichtete sie auf Nachtwäsche. Und selbst wenn sie welche getragen hätte, dann wäre sie spätestens dem Nahkampf mit Peer Hansen in der letzten Nacht zum Opfer gefallen. Ihr Herz schlug ein paar Takte schneller, als sie an ihren Freund dachte, der gut gelaunt in der Küche herumwerkelte und laut, aber falsch, zur Musik aus dem Radio mitsang. Es war eine seltsame Liebe, die das Paar seit einigen Monaten miteinander verband. Er war fünfundzwanzig Jahre älter als sie und verheiratet. Wirklich viel wusste sie nicht von ihm, außer dass er in der Geschäftsführung eines Husumer Unternehmens am Außenhafen arbeitete und dort einige Leute unter sich hatte. Peer verdiente gut und fuhr einen dicken Wagen, doch das war es nicht, was die junge Frau an ihm faszinierte.
    Sie litt nicht unter einem Vaterkomplex, doch seine erfahrene Art machte ihn unwiderstehlich für Beke: Peer war einfühlsam, konnte stundenlang mit ihr ernsthafte Gespräche führen und im nächsten Moment herzlich mit ihr lachen. Er hatte eine Vorstellung von seinem Leben … und er war ein unglaublich guter Liebhaber. Unter seinen Händen vergaß Beke jedes Mal den Altersunterschied, der sie trennte. Nur der Umstand, dass er verheiratet war, bereitete ihr Kopfzerbrechen. Niemals hatte sie vorgehabt, eine Ehe zu zerstören. Doch Peer versicherte ihr immer wieder, dass seine Ehe nur noch auf dem Papier bestand und dass auch seine Frau ein sehr ausschweifendes Liebesleben führte.
    Außerehelich, versteht sich – das fügte er immer mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck hinzu, wenn sie wieder einmal darüber sprachen. Doch sie sprachen selten darüber, und Beke versetzte es jedes Mal einen Stich ins Herz, wenn er nach einer leidenschaftlichen Nacht in den frühen Morgenstunden wieder zu seiner Frau fuhr.
    Sie wischte die trüben Gedanken fort und trat an das Schlafzimmerfenster. Albers schlich schon wieder über den ehemaligen Schulhof. Der alte Mann hatte immer etwas zu tun. Heute kümmerte er sich um sein kleines Beet am Rande des sonst eher heruntergekommenen Hofes. Die Blumen standen in voller Blüte, und Vogelgezwitscher drang durch den Spalt des offenen Fensters an ihre Ohren. Die Luft roch herrlich, und Beke schlüpfte in den dünnen Morgenmantel, der über der Lehne des Stuhls hing. Barfuß ging sie in die Küche, lehnte schmunzelnd im Türrahmen und beobachtete Peer, der gerade eine Portion Rührei zubereitete und ihr den Rücken zukehrte. Den wackligen Tisch hatte er liebevoll gedeckt. Gut sah er aus in seinem hellblauen Hemd und der Baumwollhose. Damit keine Fettspritzer aus der Pfanne auf seinem Hemd landeten, hatte er sich ihre Küchenschürze übergezogen.
    Peer war groß und breitschultrig, sein kurzes dunkles Haar von einzelnen silbernen Fäden durchzogen. Er
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