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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun
Autoren: Sanbine Czerny
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Erfahrungen und wenn ich den vielen Rückmeldungen Glauben schenken darf, an vielen Orten ab — vielleicht nicht in dieser Härte, vielleicht nicht in dieser Ausprägung, aber im Ergebnis mit ähnlich fatalen Auswirkungen für die Kinder. Ich möchte deshalb darum bitten, auch die beteiligten Personen und die Menschen an den Schulen außen vor zu lassen, an denen ich in den vergangenen Jahren unterrichtete.
    Es ist höchste Zeit, dass sich die Diskussion um Schule endlich einmal auch dem Kernpunkt der Misere widmet — der Leistungsbeurteilung. Der Leistungsbeurteilung, auf der dieses System basiert und mit der die Mehrgliedrigkeit gerechtfertigt wird, der allerdings ein äußerst fragwürdiges und zudem völlig veraltetes Verständnis von Leistung zugrunde liegt. Eine Leistungsbeurteilung, die guten, modernen Unterricht und nachhaltiges Lernen verhindert, die das Engagement vieler hervorragender Lehrer zunichtemacht und die verantwortlich dafür ist, dass viele Kinder nicht mehr mit Freude und erfolgreich lernen.
    Ich freue mich, wenn dieses Buch dazu beiträgt, dass Zusammenhänge verstanden werden, die das Leid unserer Kinder verursachen, und wir mit der neu gewonnenen Klarheit das Schulsystem zum Wohle unserer Kinder und unserer Gesellschaft verändern.
    Â 
    Sabine Czerny

Noch eine formale Anmerkung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich in diesem Buch manchmal die weibliche, manchmal die männliche Form bei Berufsbezeichnungen und Ähnlichem. Ob Lehrer, Schülerinnen, Rektoren — es sind selbstverständlich immer beide Geschlechter gemeint. Meine Darstellungen aus der Praxis werden in diesem Buch ergänzt durch Informationskapitel zu ausgewählten Themenbereichen, wie Neurophysiologie oder Hintergründe zum Lernen. Diese Informationskapitel sind zur Vertiefung gedacht: Wer mehr über die jeweiligen Themen erfahren möchte, ist dazu eingeladen, diese Spezialkapitel zu lesen. Es ist jedoch nicht grundlegend notwendig, all diese Kapitel sofort zu lesen, wenn Sie als Leser lieber zuerst einmal die Ausführungen rund um die aktuelle Bildungssituation in Deutschland an einem Stück lesen möchten. In den Informationskapiteln können Sie sich eingehend über den neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse informieren. Zu wenig ist beispielsweise darüber bekannt, wie die Gehirnentwicklung bei Kindern verläuft oder wie genau die Intelligenzmessung funktioniert. Wären all diese Einsichten weiter verbreitet, stünde es völlig außer Frage, dass unser Schulsystem einer grundlegenden Reform bedarf.

Der Ernst des Lebens — eine Einführung
    Ich habe keine besondere Begabung,
sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.
    Â 
    Albert Einstein, Wissenschaftler
    Â 
    Â 
    Der Pausenhof ist gefüllt, knapp einhundert Schulanfänger stehen dort und warten auf die einleitenden Worte des Rektors. Mehr als doppelt so viele weitere Menschen — Eltern, Verwandte und Freunde — erweitern den Kreis. Ich stehe mit meinen Kolleginnen und Kollegen am Eingang, ebenfalls wartend.
    Ein neues Schuljahr beginnt. Immer wieder ist das ein ganz besonderer Moment. Noch weiß ich nicht, welche dieser Kinder meine Klasse besuchen werden, doch ich freue mich schon sehr darauf, sie alle kennenzulernen. Kinder sind etwas Wunderbares. Jede Klasse hat ihren ganz eigenen Charakter, jede ist anders. Wie wohl diese Klasse sein wird? Die Klassenliste habe ich zwar erhalten, darin stehen aber nur der Name, Geburtsdatum, Staatsbürgerschaft und Anschrift jedes Kindes. Mehr Informationen erhält der Lehrer nicht, er soll ja nicht voreingenommen sein. Einzig die Erziehungsberechtigten sind angegeben, sodass man zumindest erahnen kann, welches Kind von einem Elternteil allein erzogen wird. Manchmal wäre es sinnvoll, weitere Informationen vorab zu haben, denn es täte den Kindern gut, wenn man sie jetzt bereits anders empfangen, mehr auf ihre individuelle Situation eingehen könnte.
    Seit zwei Wochen bereite ich mich auf die Kinder dieser Klasse vor. Ziemlich viel Schriftkram war zu erledigen, Listen mussten geschrieben, das Klassenzimmer hergerichtet werden. Nicht selten habe ich in diesen Wochen vor einem Schulanfang mit dem Hausmeister oder mit Freunden Tische und Schränke geschleppt, Regale aufgebaut, Bilder aufgehängt, abgeschabte, alte Pinnwände mit Stoff überzogen, selbst Wände habe ich schon
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