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Was geschah mit Angelika H.

Was geschah mit Angelika H.

Titel: Was geschah mit Angelika H.
Autoren: Thomas Ziegler
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Nachdruck. »Nimm dein Riesenbaby an die Hand und schleich dich nach draußen.«
    Diesmal gönnte ihm der Kleine nicht einmal einen kalten Blick. Er stieß seinen Gorillafreund an und sagte: »Mach ihn platt, Herb!«
    Herb grunzte zufrieden, als hätte er nur auf diesen Augenblick gewartet, und fuhr mit einer Schnelligkeit herum, die selbst bei einem kleineren, weniger massigen Mann überraschend gewirkt hätte. In der nächsten Sekunde baute er sich vor Markesch auf, monströs, mörderisch, und holte mit einer bowlingkugelgroßen Faust zum Schlag aus.
    Markeschs Hand schoß nach vorn und schloß sich wie ein Schraubstock um etwas Weiches, Empfindliches.
    Herb gurgelte. Seine Schweinsaugen wurden groß und quollen froschähnlich hervor, sein zernarbtes Gesicht wurde kalkweiß und bekam einen leichten Stich ins Grünliche, seine zum Schlag erhobene Faust fiel schlaff herab.
    Er gurgelte wieder.
    »Herb?« sagte der Kleine. Es klang leicht irritiert. »Was ist los, Herb?«
    »Nicht mehr viel, Schrumpfzwerg«, antwortete Markesch für Herb, der inzwischen auch das Gurgeln eingestellt hatte und nicht wagte, auch nur einen einzigen Muskel zu rühren. »Ich hab’ deinen Kumpel an den Eiern, und wenn ihr beide nicht genau das tut, was ich euch sage, dann kann der gute Herb demnächst im Knabenchor singen. Und das«, fügte er mit einem bösen Lächeln hinzu, »wäre doch echt unschön, nicht wahr?«
    Herb wimmerte zustimmend. Der Kleine schielte an seinem breiten Rücken vorbei, erkannte, an welch sensibler Stelle Markesch Hand angelegt hatte, und schnappte hörbar nach Luft. »Oh, Scheiße … !«
    Markesch nickte bedächtig. »Ein treffender Kommentar. Und jetzt verschwindet und laßt euch hier nie wieder sehen, verstanden? Wenn eure häßlichen Visagen hier auch nur im Umkreis von tausend Metern noch mal auftauchen, gibt es auf dieser Welt zwei Eunuchen mehr. Los, Schrumpfzwerg! Du zuerst!«
    Der Kleine zögerte, doch als Markesch seinen Druck verstärkte und Herb wieder zu wimmern begann, zuckte er zusammen und wieselte zur Tür. Aus den Augenwinkeln bemerkte Markesch, daß ein paar von den anderen Gästen neugierig zu ihm hinüberblickten, und er hoffte nur, daß sie die Situation nicht mißverstanden. Vor allem im Fall der hübschen Studentinnen wäre dies mehr als bedauerlich.
    »Okay, Herb«, sagte er leise. »Du weißt, was du zu tun hast, wenn ich dich loslasse, nicht wahr?«
    Herb nickte hastig. Er schwitzte, als wollte er sich vollständig in Flüssigkeit auflösen, um Markeschs gnadenloser Hand zu entkommen.
    »Eine falsche Bewegung, und du kannst im Knabenchor den Sopran singen – wenn du weißt, was ich meine.«
    Herb wußte es zweifellos nicht, aber er nickte trotzdem.
    »Okay – schleich dich.«
    Markesch ließ los und sprang im gleichen Moment auf, halb damit rechnend, daß der Gorilla seine guten Vorsätze vergessen und sich rachedürstend auf ihn stürzen würde, doch er hatte die Überzeugungskraft seiner Argumente unterschätzt – Herb schien nichts mehr als eine Soprankarriere im Knabenchor zu fürchten. Verkrümmt, die tennisschlägergroßen Pranken vor den empfindlichsten Teil seines Körpers gepreßt, stolperte er an den Tischen vorbei und durch die Tür, die ihm sein Kumpan fürsorglich aufhielt.
    Der Kleine sah noch einmal zu Markesch hinüber und schüttelte haßerfüllt die Faust. »Das wird dir noch leid tun, Sportsfreund!« schrie er. »Dafür machen wir dich fertig!«
    Die Tür fiel ins Schloß, und alle Blicke richteten sich auf Markesch. Er zuckte die Schultern und lächelte die hübschen Studentinnen an.
    »Kein Grund zur Beunruhigung«, sagte er souverän. »Das waren nur zwei Klienten mit dem üblichen Nervenzusammenbruch nach Erhalt meiner Rechnung.«
    Zufrieden nahm er wieder Platz, griff nach der Flasche und schenkte sich einen doppelten Whisky ein. Archimedes kam hinter dem Tresen hervor und setzte sich zu ihm an den Tisch. Sein Bart war sorgenvoll gesträubt.
    »Malaka!« fluchte er. »Diese Bastarde! Diese Parasiten! Zweitausend Mark – für was?«
    Markesch nippte am Scotch und wies auf den Express. »Vermutlich dafür, daß sie dein Café nicht in die Luft jagen. Wie diese Pizzeria am Ring. Ich fürchte, wir sehen stürmischen Zeiten entgegen. Vielleicht solltest du die Polizei verständigen.«
    Der Grieche schnaubte. »Die Polizei! Was kann die Polizei schon ausrichten? Höchstens nichts, und im schlechtesten Fall noch viel weniger. Weißt du, was diese Bastarde mit Luigi
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