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Was die Seele essen will

Was die Seele essen will

Titel: Was die Seele essen will
Autoren: Julia Ross
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unglücklich. Die dritte Frau war 48 Jahre alt und hatte Eheprobleme, wobei sie sich aber zusammen mit ihrem Ehemann dazu entschlossen hatte, daran zu arbeiten.
    Zusätzlich zu der Einnahme der Aminosäuren haben sich diese Frauen selbst dazu verpflichtet, an unserem Standardprogramm teilzunehmen. Dieses basiert auf eiweiß- und gemüsereicher sowie kohlenhydratreduzierter Ernährung verbunden mit Psychotherapie. Ich war erstaunt, wie die [19] Aminosäuren den Entwicklungsprozess jeder Patientin beschleunigten. Verbesserungen der Gefühlslage, die zu erreichen normalerweise Monate gedauert hätte, setzten bei den Frauen bereits nach wenigen Tagen ein. Innerhalb von zwei Wochen mit den Aminosäuren haben sich alle drei Frauen von ihrer Besessenheit vom Essen und den meisten der damit verbundenen Stimmungsprobleme befreit, und es wurde immer besser. Nach ein paar Monaten mit den Aminosäuren hatte die glücklich verheiratete Frau all ihre Ziele erreicht und wurde aus der Therapie entlassen, frei von Bulimie und Stimmungsschwankungen. Die unglücklich verheiratete Frau fing an, eine intensive und produktive Therapie zu besuchen, nachdem sie jahrelang durch die Bulimie zu sehr geschwächt war, um eine Psychotherapie konstruktiv nutzen zu können. Nach der Ernährungsumstellung war sie im Stande, sich durch ihre Ängste zu arbeiten, ihren Ehemann zu verlassen und sich für sich selbst ein glückliches Leben aufzubauen. Die dritte Frau hatte das Gefühl, eine individuelle Therapie sei nicht mehr nötig (sie war seit Jahren in Therapie gewesen), begann jedoch eine Paartherapie – mit Erfolg. Alle drei Frauen machten nach sechs Monaten noch immer bedeutende Fortschritte und fingen an, die Aminosäuren abzusetzen. Ihre Therapeuten waren sprachlos, genau wie wir.
    Mehr als 15 Jahre und einige Tausend Patienten später sind die Aminosäuren noch immer unsere effektivste Waffe gegen die unechten Emotionen. Wir haben durchweg feststellen können, dass sie nicht nur die Gemütslage beinahe augenblicklich verbessern, sondern auch die Psychotherapie be schleunigen. Eine Person, die sich gut ernährt und eine Ausbalancierung der Gehirnstoffwechsel hinter sich hat, schafft es schneller, gründlicher und erfolgreicher, psychologische und emotionale Hürden zu überwinden. Nicht nur, dass unsere Patienten, die ein »Gehirntuning« hinter sich haben, schneller Zugang zu einschneidenden Erinnerungen fanden, sie konnten auch besser mit diesen Erinnerungen umgehen und waren nicht länger gelähmt durch die biochemisch aufgebauschten Gefühle von Angst, Schuld oder Schmerz.
    Der Effekt einer durch Ernährung stabilisierten Gemütslage auf die Beziehungen unserer Patienten war ebenfalls enorm. Ich werde niemals die erste Familie vergessen, deren Behandlung bei uns sowohl aus Psychotherapie als auch aus einer Ernährungstherapie bestand. Ein Vater und eine Mutter kamen zu uns, da sie sich Sorgen um ihren 14-jährigen Sohn machten. Er litt unter Aufmerksamkeitsdefiziten, Depressionen und so starken Kopfschmerzen, dass er deshalb oft nicht zur Schule gehen konnte. Schon bald [20] war es offensichtlich, dass auch der Vater ernste Probleme hatte. Er litt unter Kontrollzwang und war ausfallend. Obwohl sie in der Vergangenheit bereits viele Male Familienberatung in Anspruch genommen hatten, hatte sich die Situation zunächst nicht verbessert. Nach ein paar Sitzungen wur­­de deutlich, dass sich der Vater eigentlich völlig seiner Familie verschrieb, jedoch unfähig war, seine bedenklichen wütenden Gefühle zu kontrollie­ren. Ich schlug vor, dass er sich mit demselben Ernährungsberater treffen sollte, der bei uns auch seinen Sohn betreute. Er stimmte zu, da er selbst beobachten konnte, dass die Kopfschmerzen seines Sohnes durch die Ernährungsumstellung gelindert wurden und dass sich seine Stimmungslage und die Konzentrationsfähigkeit durch die Aminosäuren verbesserten. Als auch der Vater anfing, Aminosäuren zu nehmen, erfolgte die Veränderung umgehend und in gewaltigem Ausmaß: Sein zwanghaftes, aufbrausendes Verhalten verflog gänzlich, sehr zum Erstaunen und der Erleichterung seiner Frau und seines Sohnes. Die Familientherapie verlief sehr konstruktiv, da alle Familienmitglieder, befreit von ihren unechten Emotionen, einander endlich zuhören und antworten konnten. Interessanterweise benötigte der Vater eine zusätzliche Psychotherapie, um sich mit seiner neuen emotionalen Art zu arrangieren, besonders im Berufsleben, wo seine aggressive
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