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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen
Autoren: Lynsay Sands
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Seufzend wandte sich Arie dem König zu und meinte: »Eure Majestät, ich verstehe das nicht. Eure ...«
    Der König stand aber schon gar nicht mehr vor ihnen. Er hatte sich vom Bischof seinen Umhang geben lassen und warf diesen über seine mächtigen Schultern, während er bereits der Tür zueilte. Shrewsbury war ihm dicht auf den Fersen. Nachdem sie Aries Versprechen eingeholt hatten, schienen die beiden Männer gehen zu wollen.
    Unentschlossen blickte Arie zu Robert hinüber. Sein Instinkt, der ihn so manches Mal in der Schlacht vor dem Tode bewahrt hatte, drängte ihn, entweder zu bleiben, wo er war, oder die Treppe hinauf in sein Zimmer zu fliehen.
    Natürlich waren seine Sinne im Augenblick ein bisschen benebelt. Sie schienen sich zu irren. Die Tatsache, dass Robert plötzlich aufsprang, nach seinem Arm griff und ihn drängte, König Henry und dem Bischof zu folgen, schien das zu verdeutlichen.
    Seufzend nahm Arie die gepanzerten Handschuhe des Königs an sich - er hatte sie auf dem Tisch liegen gelassen -und eilte hinter den beiden Edelleuten her. Er wusste, dass Robert ihm folgte.
    »Aber, Euer Majestät!«, rief er aus, als er die beiden erreicht hatte. »Eure Töchter sind alle verheiratet!«
    »Nicht Rosamunde«, entgegnete der König spontan. Er machte an der Tür Halt, sah Arie an und schien etwas sagen zu wollen. Dann erblickte er seine Handschuhe, die ihm Arie entgegenstreckte. »Oh. Danke!« murmelte er, nahm sie an sich und streifte sie über. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie ordnungsgemäß saßen, zog er sich die Kapuze seines Umhanges über den Kopf.
    »Holt eure Umhänge. Es ist feucht draußen«, befahl er und verließ den Bergfried. Der Bischof folgte ihm.
    Robert und Arie verzogen die Gesichter, beeilten sich dann jedoch, seiner Aufforderung Folge zu leisten.
    Als sie ihre Umhänge geholt hatten und aus dem Schloss hinausstürmten, um die beiden dunklen Gestalten einzuholen, die den Stallungen entgegenstrebten, sprach Robert endlich aus, worüber auch Arie nachgedacht hatte. »War nicht die schöne Rosamunde die Geliebte des Königs? Diejenige, die er bei Hofe eingeführt hatte und zu der er sich öffentlich bekannte?«
    »Aye«, bestätigte Arie. Er hatte sie anlässlich eines Besuches mit seinen Eltern bei Hofe kennen gelernt, als er zehn war. Haut wie weiße Seide mit einem Hauch zarter Röte.
    Haar so fein wie das feinste Gespinst, strahlender als Gold. Die Farbe ihrer Augen war blau wie das Meer an einem klaren Sommertag. Ihr Lachen klang glockenhell, und sie war die Freundlichkeit in Person.
    Es hatte damals Gerüchte gegeben, dass der König plante, Königin Eleanor wegen seiner wunderschönen Geliebten zu verlassen, aber Rosamunde starb im darauf folgenden Jahr. Was wiederum neuen Gerüchten Nahrung gab. Hatte die Königin sie aus Furcht, ihren Platz und Titel zu verlieren, umbringen lassen? Aber die Frage blieb unbeantwortet und die Geschichte entwickelte sich zu einer Fabel, die man nachts am Feuer erzählte. Es glaubten nur wenige daran. Schließlich hatte man die Königin lange vor der Ankunft der schönen Rosamunde ins Gefängnis geworfen, weil sie ihre Söhne zum Aufstand angestachelt haben sollte - was also hatte sie von der Geliebten des Königs zu fürchten?
    »Euer Majestät?«, sagte Arie, sobald er und Robert in Hörweite des Mannes im wallenden schwarzen Cape waren. »Sagtet Ihr Rosamunde?«
    »Aye. Meine Tochter Rosamunde. Sie wurde mir von ihrer Mutter, einer blonden Schönheit gleichen Namens geschenkt. Eine wundervollere Person hat es nie auf Erden gegeben«, berichtete er ihnen auf dem Weg zu den Stallungen. Dort angekommen, blieb der König am Tor stehen, während der Bischof hineineilte, um frische Pferde satteln zu lassen. »Unsere Tochter ist fast genauso schön. Sie ist es, die Ihr heiraten werdet!«
    »Aber...«
    »Kein >aber< mir gegenüber, Burkhard!«, fluchte Henry. Er ging auf Arie zu und stieß ihm mit dem Finger gegen die Brust, als wolle er jedes seiner Worte unterstreichen. »Ihr könnt als Ehemann weiterleben oder als Junggeselle sterben! Ihr werdet sie heiraten!«
    »Aye, mein Lehnsherr, aber warum?«, fragte Arie hastig. Henrys Haltung straffte sich, er schien verblüfft.
    »Was meint Ihr mit warum? Weil ich Euch mag. Weil ich denke, dass Ihr ein guter Ehemann für sie sein werdet. Und weil ich es sage!«
    Arie verzog das Gesicht. Er verkniff sich zu erwähnen, dass die Drohung, ihn vierteilen lassen zu wollen, nicht gerade ein
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