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Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)

Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)

Titel: Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)
Autoren: Mireille Guiliano
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der meine Mutter sprechen wollte, was mich angesichts meiner guten Noten verwunderte. Kaum hatte er eine Weile später, mit einem breiten, zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht, wenn auch nur mit einem knappen Hallo für mich, das Haus wieder verlassen, rief mich meine Mutter zu sich. Irgendetwas war
très important
.
    Das Auswahlkomitee hatte keine geeignete Kandidatin gefunden. Als ich nach Monique fragte, versuchte mir meine Mutter etwas zu erklären, das man in meinem Alter kaum begreifen konnte: Für meine Freundin sprach im Grunde alles, aber ihre Eltern waren Kommunisten, unddas würde in Amerika nicht gerade Jubelstürme auslösen. Das Komitee hatte den Fall eingehend erörtert (es war eine kleine Stadt, wo jeder über jeden bestens Bescheid wusste), war dann aber doch zu keinem anderen Schluss gekommen als dem, dass die Tochter eines Kommunisten Frankreich nicht vertreten konnte.
    Mein Lehrer schlug daraufhin mich als Alternative vor, und die Jury hatte zugestimmt. Allerdings hatte ich mich gar nicht beworben, und so war er gekommen, um zunächst einmal meine Eltern zu überreden, dass sie mich überhaupt gehen ließen. Mein überbesorgter, völlig in mich verschossener Vater, der niemals erlaubt hätte, dass ich für ein Jahr so weit weg fuhr, war nicht zu Hause. Vielleicht hatte mein Lehrer seine Taktik darauf eingestellt; auf jeden Fall war es ihm gelungen, meine Mutter auf seine Seite zu bringen, die jetzt die eigentliche Arbeit zu leisten hatte: Sie musste nicht nur meinen Vater, sondern auch mich von der Sache überzeugen. Auch sie hatte ihre Bedenken, was mein Weggehen betraf, aber
Mamie
war ebenso weise wie weitsichtig; und sie setzte sich gewöhnlich durch. Ich hatte schreckliche Skrupel, was Monique anging, aber sie war die Erste, die sagte, was für eine gute Botschafterin Frankreichs ich sein würde. Offenbar waren kommunistische Familien ziemlich unkompliziert und praktisch eingestellt, was derlei Fragen anging, und man hatte Monique von Beginn an zu verstehen gegeben, dass die politische Einstellung ihrer Familie nicht unbedingt von Vorteil sei.
    Also fuhr ich. Es war ein wundervolles Jahr, eines meiner besten auf dem Weg zum Erwachsenwerden, und es hat fraglos mein Leben verändert. Für eine junge Französin schien der wohlhabende Bostoner Vorort Weston ein amerikanischer Traum – grün, gepflegt, weitläufig, mitgroßen, prächtigen Häusern und erfolgreichen, gebildeten Familien. Man konnte Tennis spielen und reiten, es gab Swimmingpools und Golfplätze und in jeder Familie zwei oder drei Autos. Diese Welt hatte kaum etwas mit dem Leben daheim in Frankreich zu tun, damals und auch heute noch nicht. Alles war so voller neuer Dinge, wie ich sie mir nie vorgestellt hätte, aber am Ende wurde mir genau dieser Überfluss zum Verhängnis. Während ich mich auf all die unbezahlbaren neuen Freunde und Erfahrungen einließ, nahm nach und nach etwas Unheimliches, Unerwartetes Gestalt an. Fast ohne dass ich es bemerkte, nahm ich etwa 15 Pfund zu … wahrscheinlich noch mehr. Es war August, der letzte Monat vor meiner Rückkehr nach Frankreich. Ich war mit einer meiner Gastfamilien in Nantucket, als ich mich im Badeanzug im Spiegel sah: Es war ein Schlag. Meine amerikanische Mutter, die möglicherweise mit einer anderen Gasttochter bereits etwas Ähnliches erlebt hatte, reagierte instinktiv. Sie war eine ausgezeichnete Schneiderin, kaufte einen wundervollen leichten Leinenstoff und nähte mir ein weites Sommerkleid. Das Kleid schien das Problem zu lösen – bedeutete tatsächlich aber nur einen kleinen Aufschub.
    Der Gedanke, all meine neuen Freunde und Bekannten wieder verlassen zu müssen, stimmte mich während meiner letzten Wochen in Amerika traurig; und gleichzeitig wuchs meine Angst, was meine französischen Freundinnen und meine Familie wohl zu meinem neuen Aussehen sagen würden. In keinem meiner Briefe hatte ich erwähnt, dass ich zugenommen hatte, und irgendwie war es mir gelungen, nur Fotos nach Hause zu schicken, auf denen ich höchstens bis zur Taille aufwärts zu sehen war.
    Die Stunde der Wahrheit rückte näher.

KAPITEL 2
La Fille Prodigue:

Die Rückkehr der verlorenen Tochter
     
    Mein Vater brachte meinen Bruder mit nach Le Havre, um mich abzuholen. Ich kam mit der
SS Rotterdam
. Auf dem Schiff den Atlantik zu überqueren, war in den späten Sechzigern noch für viele Franzosen der bevorzugte Standard. Zusammen mit mir reiste die neue amerikanische Austauschstudentin aus Weston,
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