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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin
Autoren: Henning Mankell
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übrigbleibt?«
    Werner van der Merwe schüttelte langsam den Kopf. Henning Klopper meinte einen entschuldigenden Unterton herauszuhören, als er den Freund antworten hörte. »Wir haben den großen Krieg verloren. Wir sind zu wenige, und wir haben zugelassen, daß die Engländer zu viele wurden in diesem Land, das einmal unser Land war. Wir werden gezwungen sein zu versuchen, in irgendeiner Form von Gemeinschaft mit den Engländern zu leben. Alles andere ist unmöglich. Wir sind zu wenige, und wir werden zu wenige bleiben. Selbst wenn unsere Frauen nichts anderes mehr täten, als Kinder zu gebären.«
    »Es geht nicht darum, wie viele wir sind«, antwortete Henning Klopper aufgebracht. »Es geht um Glauben. Um Verantwortung.«
    »Nicht nur«, sagte Werner van der Merwe. »Jetzt verstehe ich, was du mit deiner Geschichte sagen wolltest. Und ich denke, du hast recht. Sogar ich muß daran erinnert werden, wer ich bin. |16| Aber du bist ein Träumer, Henning Klopper. Die Wirklichkeit ist nun einmal, wie sie ist. Daran können auch deine toten Sergeanten nichts ändern.«
    Hans du Pleiss hatte aufmerksam zugehört, während er rauchte. Nun legte er sein Zigarillo im Aschenbecher ab und sah Henning Klopper an. »Du denkst an etwas Bestimmtes«, stellte er fest. »Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Uns wie die Kommunisten in Rußland bewaffnen und als Partisanen auf die Drakensberge steigen? Du vergißt außerdem, daß nicht nur die Engländer zu zahlreich in diesem Lande vertreten sind. Die große Bedrohung für unsere Art zu leben geht von den Eingeborenen aus, den Schwarzen.«
    »Die werden nie etwas zu bedeuten haben«, gab Henning Klopper zurück. »Die sind uns so unterlegen, daß sie immer tun werden, was wir sagen, und denken, was wir wollen. In Zukunft geht es um den Kampf, den wir gegen den englischen Einfluß führen. Um nichts anderes.«
    Hans du Pleiss trank seinen Kaffee aus und rief nach dem alten Servierer, der regungslos an der Tür zur Küche wartete. Sie waren fast allein im Café, von einigen älteren Männern abgesehen, die ganz in eine ausgedehnte Schachpartie vertieft waren.
    »Du hast nicht auf meine Frage geantwortet«, stellte Hans du Pleiss fest. »Du denkst an etwas Bestimmtes?«
    »Henning Klopper hat immer gute Ideen«, sagte Werner van der Merwe. »Vor allem, wenn es um die Verbesserung der Rangierbahnhöfe der Südafrikanischen Eisenbahngesellschaft oder um das Anquatschen hübscher Frauen geht.«
    »Vielleicht«, antwortete Henning Klopper und lächelte. Es schien, als hätten seine Freunde endlich begonnen zuzuhören. Obwohl seine Gedanken noch unfertig und verschwommen waren, beschloß er zu berichten, worüber er so lange nachgegrübelt hatte.
    Der alte Servierer war an den Tisch getreten.
    »Drei Glas Portwein«, befahl Hans du Pleiss. »Es widerstrebt einem ja, etwas zu trinken, was die Engländer so mögen. Aber es ist immerhin ein Wein, der in Portugal hergestellt wird.«
    »Den Engländern gehören viele der größten portugiesischen |17| Portweindestillationen«, wandte Werner van der Merwe ein. »Die sind überall, diese verdammten Engländer. Überall.«
    Der Servierer hatte begonnen, die Kaffeetassen vom Tisch zu räumen. Als Werner van der Merwe über die Engländer sprach, stieß der alte Mann gegen den Tisch. Ein Sahnekännchen kippte um und bespritzte das Hemd des jungen Eisenbahnangestellten.
    Um den Tisch herum wurde es still. Werner van der Merwe starrte den Servierer an. Dann sprang er hastig auf, packte den alten Mann am Ohr und schüttelte ihn brutal. »Du hast mein Hemd bekleckert«, rief er.
    Dann gab er dem Servierer eine Ohrfeige. Der Mann taumelte, so kräftig war der Schlag. Aber er sagte nichts, sondern beeilte sich, den Portwein aus der Küche zu holen.
    Werner van der Merwe setzte sich und tupfte sein Hemd mit einem Taschentuch ab. »Afrika könnte ein Paradies sein«, sagte er. »Wenn es die Engländer nicht gäbe. Und wenn die Eingeborenen nur in so großer Zahl da wären, wie wir sie gebrauchen können.«
    »Wir werden Südafrika in ein Paradies verwandeln«, sagte Henning Klopper. »Wir werden führende Männer bei der Eisenbahn sein, aber auch führende Buren. Wir werden alle unserer Generation daran erinnern, was von uns erwartet wird. Wir müssen unseren Stolz wiedergewinnen. Die Engländer müssen einsehen, daß wir uns niemals unterwerfen. Wir sind nicht wie George Stratton, wir fliehen nicht.«
    Er unterbrach seine Rede, als der Servierer drei
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