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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren
Autoren: Þráinn Bertelsson
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hierzulande jeder: Der eine ist Magnús Mínus, der reichste Mann Islands, der eigentlich Magnús Magnússon heißt, der andere Kjartan A. Hansen, der Botschafter. Das Buch sollte von Frauen als Konsumgüter für Männer handeln und Interviews mit den beiden Frauen enthalten.«
    »Radikale Ansichten muss man immer irgendwie rechtfertigen«, sagte Terje. »Ich hätte jedenfalls gerne was über die Bettgeschichten von Magnús Mínus und das Leben des isländischen Jetsets gelesen.«
    »Ich weiß nicht mehr, wo das Buch erscheinen sollte«, sagte Guðrún. »Aber das kriegen wir raus. Wir sollten vielleicht mal mit dem Verleger sprechen.«
    »Ich bezweifle, dass wir viel Zeit haben werden, der Sache nachzugehen«, meinte Terje. »Aber eins würde mich interessieren.«
    »Was denn?«
    »Wo ist ihr Computer?«
    »Vielleicht hatte sie keinen«, sagte Guðrún.
    »Na, hör mal«, erwiderte Terje. »Natürlich hatte sie einen Computer. Eine Schriftstellerin ohne Computer ist wie eine Prostituierte ohne Möse.«
    Guðrún hätte es vielleicht etwas anders ausgedrückt – aber er hatte zweifellos Recht.
    »Stimmt«, entgegnete Guðrún. »Wo ist das Manuskript? Der Computer? Das Handy?«
    »Ich möchte wetten, dass das gestern noch alles hier war«, sagte Terje.
6
Bettfreuden
    Hervar Guðmannsson, Verleger, fragte, seit wann es Aufgabe der Polizei sei zu ermitteln, ob Autoren ihre Manuskripte schon eingereicht hätten.
    »Klar möchte man denjenigen, die die Absprachen nicht einhalten, manchmal die Polizei auf den Hals hetzen. Aber wir haben jetzt März, und die Bücher erscheinen im Herbst – kein ernstzunehmender Schriftsteller gibt jetzt schon sein Manuskript ab. Ich weiß nur, dass Freyja ziemlich weit ist, aber am besten sprichst du mit ihr persönlich. Ich kann dir ihre Handynummer geben.«
    Terje notierte die Nummer, bevor er dem Verleger den Grund für seinen Anruf und die Frage nach Freyja Hilmarsdóttirs Manuskript erläuterte.
    »Was meinst du mit ›tot aufgefunden‹?«, fragte Hervar entgeistert. »Hatte sie einen Unfall? Versteh ich alles nicht. Eine Frau im besten Alter. In der Blüte ihres Lebens. Sie saß vor ein paar Tagen noch bei mir im Büro. Wie kann das sein?«
    Terje antwortete wahrheitsgemäß, dass die Todesursache noch unbekannt war, aber einiges wiese darauf hin, dass es sich um Selbstmord handelte. Dann fragte er den Verleger, ob er Freyjas nächste Angehörige kenne.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte Hervar. »Ich kannte Freyja nur beruflich. Meistens reicht es einem, die Autoren zu kennen, da möchte man nicht auch noch der ganzen Verwandtschaft vorgestellt werden. Äh, entschuldige, wenn ich das so sage.«
    Terje verstand gar nicht, wofür der Verleger sich entschuldigte.
    »Ich meine«, erklärte Hervar, »viele Leute in dieser Branche sind nicht sonderlich umgänglich. Das ist ja kein Geheimnis.« Schon bedauerte er diesen Satz, der zudem auch gar nicht stimmte. Hervar hatte sich schon oft darüber gewundert, warum die schwierigsten Autoren die liebenswürdigsten Ehepartner hatten. Vermutlich irgendein Naturgesetz, um das Ungleichgewicht auszubalancieren.
    »Und Freyja?«, fragte Terje. »Wie war sie so im Umgang?«
    »Was soll man sagen?«, entgegnete der Verleger. »Nicht schlimmer als manch anderer. Und besser als viele.«
    »Ist diese ganze Autorenbagage tatsächlich so kauzig?«, hakte Terje noch mal nach.
    »So würde ich das nicht unbedingt formulieren«, versuchte Hervar nun einzulenken.
    »War sie lesbisch?«
    Als Verleger war Hervar es gewohnt, dass sich die Leute mehr für die sexuellen Vorlieben der Autoren als für ihre Werke interessierten. Daran hatte er im Grunde auch nichts auszusetzen, obgleich das Sexleben der Autoren in den meisten Fällen so trist war wie ihr Werk.
    »Hast du wirklich noch nichts von ihr gelesen?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Terje.
    »Dann würde ich vorschlagen, du schaffst dir ›Bettfreuden – Liebhaber und Leidensgenossen‹ an. Das ist eine der offenherzigsten Abrechnungen über Sex, die eine Frau je geschrieben hat«, erklärte Hervar. »Ist vor drei Jahren erschienen.«
    »Schreibt sie darin über sich selbst?«
    »Ja, und über ihre Liebhaber und Leidensgenossen.«
    »Ganz offen?«
    »Offener kann ein Buch nicht sein.«
    »Und sie war also lesbisch?«
    »Steht alles im Buch.«
    »Kannst du mir eins schicken?«, fragte Terje.
    »Ja, selbstverständlich. Gib mir einfach deine Adresse und deine Kreditkartennummer«, sagte
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