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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren
Autoren: Þráinn Bertelsson
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als Desaster entpuppt hat.«
    »Das glaube ich dir nicht«, sagte Víkingur. »Du warst diesem Mann jahrelang auf den Fersen.«
    »Nicht ich«, erwiderte Elín. »Die Behörde. Das ist nicht dasselbe.«
    »Und was wird Magnús deiner Meinung nach tun?«
    »Ich habe keine Ahnung; das ist seine Sache. Aber es ist immer gut, mit hochgestellten Persönlichkeiten befreundet zu sein. Hast du dir das noch nie überlegt?«
    »Darüber haben wohl die meisten schon mal nachgedacht.«
    »Es ist gut, einflussreiche Fürsprecher zu haben. Alleine ist man nicht so stark. Übrigens habe ich es Kjartan A. Hansen ebenfalls erzählt – und dem Justizminister und dem Ministerpräsidenten. Hast du niemanden, dem du vertraust?«
    »Doch, außer mir selbst gibt es noch drei Parteien, denen ich vertraue«, antwortete Víkingur. »Der Polizei, meiner Frau und dem Schöpfer.«
    »Bist du gläubig?«
    »Ja«, sagte er. »Das erscheint mir irgendwie sicherer.«
    »Es ist wichtig, gut abgesichert zu sein«, entgegnete Elín.
    Bewundernswert, dass diese intrigante Person so ehrlich war, dachte Víkingur.
     
    Um kurz vor fünf in der Nacht wurde Elín durch lautes Gepolter aus dem Badezimmer abrupt aus ihrem tiefen Schlummer gerissen. Sie sprang aus dem Bett, öffnete die Badezimmertür und sah Víkingur im Dämmerlicht auf allen vieren auf dem Fußboden hocken.
    »Was ist passiert?«, rief sie.
    »Nichts«, antwortete er.
    »Ist dir was auf den Boden gefallen?«
    »Nein«, antwortete er. »Ich bin wohl eingedöst. Ich hatte das Gefühl, von einer Klippe zu stürzen. Ich muss im Schlaf vom Klo gefallen sein.«
    »Zum Glück hast du dich nicht verletzt.«
    »Ja«, sagte Víkingur. »Bei der Pflichterfüllung kann man in gefährliche Situationen geraten.«
    Sie lächelten beide.
    »Er wird wohl nicht mehr kommen«, meinte Víkingur und schaute auf seine Armbanduhr.
    »Er kommt bestimmt«, erwiderte Elín so entschieden, dass Víkingur sich wieder auf den Klodeckel setzte und seine Beine ausstreckte, um das Kribbeln darin zu bekämpfen.
    »Geh ruhig wieder und leg dich hin«, sagte er. »Es besteht keine Gefahr, dass ich noch mal einschlafe.«
50
Hinterhalt
    Elín war fest entschlossen, nicht noch einmal einzuschlafen, aber das Bett war weich, die Bettdecke warm, und ihre Augenlider wurden schwerer und schwerer. Am Ende konnte sie der Versuchung, die Augen nur für einen kurzen Moment zu schließen, nicht widerstehen.
    Sie war in tiefen Schlaf versunken und gab ab und zu ein feminines Röcheln von sich, das nichts mit dem schnarrenden Lärm schlafender Männer gemein hatte. Ihre Augenlider flatterten. Sie träumte und bemerkte den Mann nicht, der plötzlich wie ein Gespenst neben ihrem Bett stand. Er hatte das Schloss in der Wohnungstür geräuschlos geöffnet und war dann mit leisen Schritten durch den Flur ins Schlafzimmer der alten Frau gegangen.
    Als er das träumende Gesicht auf dem Kopfkissen entdeckte, ein Gesicht, das er an diesem Ort nicht erwartet hatte, verzog er keine Miene. Er wollte Bára Thomsen einen Besuch abstatten, und stattdessen traf er auf seine Vorgesetzte.
    Einen Augenblick vermutete Eysteinn eine groteske Posse des Schicksals: Die beiden Frauen seien miteinander verwandt, Elín sei zu Besuch bei der alten Dame, die im Nachbarzimmer fest schlafe. Aber er verdrängte diesen Gedanken. Das kann nicht sein, dachte er. Ausgeschlossen.
    Aber wenn das ein Hinterhalt sein sollte – warum lag sie dann da und schlief? Sollte das etwa eine Falle sein? War das Haus von Polizisten umzingelt?
    In diesem Moment blickte er über die Schulter und wich einem Mann aus, der in der Badezimmertür erschienen war und auf ihn zustürzte. Eysteinn sprang blitzschnell zur Seite, sodass der Angreifer ins Leere fasste und quer auf der im Bett liegenden Elín landete. Sie wachte sofort auf, packte den Mann mit einer Hand am Haar und hieb mit der anderen auf seinen Hinterkopf und Nacken ein.
    Eysteinn kam ihr zu Hilfe, indem er mit der geballten rechten Faust zum Schlag ausholte und dem Mann dann mit aller Kraft seinen Ellbogen in den Rücken rammte. Er traf die Stelle unterhalb der Rippen direkt neben der Wirbelsäule, wo die Nieren liegen. Der Mann stieß einen Schmerzschrei aus. Eysteinn packte ihn am Kragen und zog ihn vom Bett. Der Mann war kraftlos vor Schmerzen und brach auf dem Fußboden zusammen. Damit er keine Zeit hätte, sich zu erholen, trat Eysteinn ihm mit voller Wucht gegen die Schläfe; das sollte genügen, um ihn eine Weile
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