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Waldstadt

Waldstadt

Titel: Waldstadt
Autoren: B Leix
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Paul Wellmann am darauffolgenden Tag nochmals einen Blick auf den strangulierten Studenten. Nach der Obduktion und Entnahme der inneren Organe hatten sich die üblen Gerüche fast völlig verflüchtigt. Die rothaarige Gerichtsmedizinerin, Lindt schätzte sie auf Ende 30, erklärte die Todesursache in aller Ausführlichkeit.
    »Der konnte sicherlich keinen Laut mehr von sich geben. Ein geschmeidiger Draht, ein kräftiger Ruck, blitzartig war Feierabend!« Sie holte ein Blatt von ihrem Schreibtisch: »Wir haben Zinkpartikel gefunden.«
    »Sie meinen, jemand hat ihm eine Schlinge …?«, wollte Wellmann wissen.
    »Ja, fast wie im Wildwestroman, nur war das kein Hase, der darin zappelte, sondern dieser blonde, gut aussehende und gut gebaute junge Mann, gerade mal 20 geworden.«
    Lindt nickte. Die Geldbörse mit den Ausweispapieren hatte aus der Gesäßtasche der Jeans geragt.
    »Unter den Fingernägeln?«
    »Nur Waldboden, Sandkörner, Blätter- und Grasreste, aber keinerlei Faserspuren und auch nichts, von dem wir eine DNA hätten abnehmen können.«
    »Wie lange dauerte wohl sein Todeskampf?«
    Die Rothaarige zeigte auf den mittlerweile schwarzen, teilweise blutverkrusteten Ring am Hals des Toten: »Der Kehlkopf wurde völlig eingedrückt. Eine, allerhöchstens zwei Minuten.«
    Die Kommissare versuchten, sich das Geschehen bildlich vorzustellen. »So lange vielleicht, wie er rückwärts geschleppt wurde.« Sie blickten wieder zum Edelstahltisch, auf dem Carsten Blees lag. Seine Augen waren immer noch unnatürlich weit nach außen gewölbt. Wellmann wandte sich ab und auch Lindt konnte den grausigen Anblick nicht mehr länger ertragen.
    Sie schauten sich an.
    »Oskar, dieser Draht mit den zwei Holzstückchen an den Enden …«
    Lindt nickte. »Eine Garotte! War mal sehr beliebt in Südfrankreich.«
    »Schauen Sie sich denn in Ihrer Freizeit auch noch alte Gangsterfilme an?« Die Ärztin schüttelte irritiert den Kopf. »Haben Sie nicht genug an dem da?«

2
    Der Todeszeitpunkt musste ungefähr gegen Mitternacht gewesen sein. Jan Sternbergs Recherchen bestätigten die Ergebnisse der Gerichtsmedizin, als seine beiden älteren Kollegen wieder von Heidelberg ins Karlsruher Polizeipräsidium zurückkehrten.
    Carsten Blees war beim Uni-Sommerfest gewesen und dort von zwei Kommilitoninnen noch um halb 12 gesehen worden.
    »Er wurde denen aber zu aufdringlich, da haben sie sich lieber schnell verdrückt. Die lauen Sommernächte … scheint auf ein Abenteuer aus gewesen zu sein«, grinste Sternberg.
    »Ein paar Bierchen hatte er auch intus«, tippte Paul Wellmann auf den Laborbericht mit den Blutwerten.
    Lindt erinnerte sich: »Von einer festen Freundin haben die beiden aus seiner WG nichts gewusst. Ein paar Mal war er anscheinend über Nacht weg, aber als sie ihn damit aufziehen wollten, hatte er nur vielsagend gegrinst.«
    »Auch an der Uni konnte uns niemand was sagen.« Sternberg und zwei weitere Kollegen hatten sich dort einige Stunden lang intensiv umgehört. »Beim Sommerfest gab es nichts Außergewöhnliches.«
    »Wenn ihm einer gefolgt wäre, auf der Heimfahrt, mit dem Rad?«, mutmaßte Paul Wellmann.
    »Genau daran habe ich gedacht und gezielt rumgefragt«, berichtete Sternberg. »Eifersucht, Freundin ausgespannt, aber keiner wusste was. Streit oder andere Auffälligkeiten – nichts!«
    »Plakate?«, schaute ihn Lindt an.
    »Schon im Druck, Chef. 30 für die Uni, noch mal 60 in der Stadt und in Blankenloch.«
    »Gut, was noch?« Der Chef der Karlsruher Mordkommission begann, eine seiner vielen Pfeifen zu stopfen.
    »Zeitungen, Radio, Fernsehen. Ich schreib mal einen Entwurf für die Pressestelle«, machte sich Paul Wellmann an die Arbeit.
    Lindt riss ein Streichholz an und hielt es an den Tabak.
    »Bestimmt eine Beziehungstat, auch, wenn ihr noch nichts rausgefunden habt«, sinnierte er unter den ersten aufsteigenden Rauchwolken.
    »Und zwar gut vorbereitet, Oskar. Oder hast du immer eine Garotte in der Tasche?«
    »Stimmt, Paul. Keine Tat im Affekt.«
    Sternberg war entsetzt. »Echt, so eine Drahtschlinge? Dann war es ja ein Killer, ein Profi.«
    »In Heidelberg haben sie Zinkspuren gefunden. Verzinkter Draht.« Lindt zögerte: »So ganz verstehe ich das allerdings nicht. Diese Schicht ist doch als Rostschutz gedacht …«
    »Und macht den Draht störrisch«, führte Sternberg den Gedanken fort. »Eine Schlinge muss aber flexibel sein, weich, biegsam.«
    Sein Vorgesetzter erhob sich und ging zur Tür: »In Neureut
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