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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen!
Autoren: Terry Pratchett
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sagte: Als ich Gelegenheit fand, an der Weisheit der Geheimen Meister teilzuhaben…«, begann er noch einmal.
    »Damals haben sie von dir verlangt, auf Reispapier zu gehen, nicht wahr?« fragte Bruder Wachturm im Plauderton. »Tja, das hat mich von Anfang an beeindruckt. Seitdem verwende ich kein Reispapier mehr, um die Makronen einzuwickeln. Eigentlich erstaunlich. Es fällt mir überhaupt nicht schwer, darauf zu gehen. Da kann man mal sehen, wie nützlich es ist, sich einer Geheimgesellschaft anzuschließen.«
    Wenn Bruder Stukkateur auf dem Bratblech liegt,
dachte der Oberste Größte Meister,
wird er nicht allein sein.
    »Deine Schritte auf dem Pfad der Erleuchtung sind uns allen ein Beispiel, Bruder Wachturm«, sagte er. »Wenn ich jetzt fortfahren darf… Zu den vielen Geheimnissen…«
    »Die du aus dem Herzen des Seins in Erfahrung gebracht hast…«, warf Bruder Wachturm anerkennend ein.
    »Die ich, wie Bruder Wachturm ganz richtig ausführt, aus dem Herzen des Seins in Erfahrung gebracht habe, gehört auch das Wissen um den jetzigen Aufenthaltsort der erhabenen Drachen. Sie sind keineswegs ausgestorben, wie man gemeinhin annimmt. Sie haben nur eine neue evolutionäre Nische gefunden, aus der man sie herbeirufen kann. Dieses Buch« – der Oberste Größte Meister hob es mit einer dramatischen Geste – »enthält genaue Anweisungen dafür.«
    »Es steht in einem Buch?« fragte Bruder Stukkateur unsicher.
    »Es handelt sich nicht um ein gewöhnliches Buch«, antwortete der Oberste Größte Meister. »Dies ist das einzige Exemplar. Ich habe Jahre gebraucht, um es zu finden. Tubal de Malachit, ein Fachmann für Drachenkunde, hat es eigenhändig geschrieben. Anders ausgedrückt: Es ist seine Handschrift. Er beschwor damals Drachen aller Größen, und dazu seid auch ihr imstande.«
    Einmal mehr herrschte ehrfürchtige Stille.
    »Ähem«, wandte Bruder Pförtner ein.
    »Klingt ein wenig, äh –
magisch«,
murmelte Bruder Wachturm im nervösen Tonfall eines Mannes, der weiß, unter welcher Tasse die Erbse liegt, es jedoch nicht wagt, darauf hinzuweisen. »Ich meine, ich möchte natürlich nicht deine überlegene Weisheit und so in Frage stellen, aber, nun, äh… Magie…«
    Er sprach nicht weiter.
    »Ja«, bestätigte Bruder Pförtner voller Unbehagen.
    »Es, äh, betrifft die Zauberer«, sagte Bruder Finger. »Vielleicht weißt du nichts davon, weil du die ganze Zeit über bei den ehrwürdigen Geheimmeistern die Schulbank gedrückt hast und so, aber die hiesigen Zauberer werden ziemlich sauer, wenn sich jemand in magische Dinge einmischt.«
    »Sie nennen es Demarkation«, erläuterte Bruder Pförtner. »Zum Beispiel: Ich spiele nicht mit den mystischen Gespinsten der Dingsbums, Kausalität herum, und dafür führen die Zauberer keine Stuckarbeiten durch.«
    »Wo liegt da das Problem?« fragte der Oberste Größte Meister, obwohl er es ganz deutlich sah. Dies war die letzte Hürde. Wenn er den engstirnigen und blasierten Brüdern half, sie zu überwinden, gehörte ihm die ganze Welt. Bisher hatte ihn ihr geradezu verblüffend dummer Egoismus nicht enttäuscht; bestimmt konnte er auch diesmal darauf zählen…
    Unruhe erfaßte die Brüder. Schließlich meldete sich Bruder Verdruß zu Wort.
    »Hm.
Zauberer.
Was verstehen solche Leute von harter Arbeit?«
    Der Oberste Größte Meister atmete tief durch.
Ah…
    Die Atmosphäre gemeiner Rachsucht verdichtete sich spürbar.
    »Überhaupt nichts, und das ist eine Tatsache«, stellte Bruder Finger fest. »Sie stolzieren hochnäsig einher und blicken auf uns herab, weil sie sich für etwas Besseres halten. Ich habe sie bei meiner Arbeit in der Universität beobachtet: Ihre Hinterteile sind
kilometerbreit,
jawohl. Sie wissen überhaupt nicht, was ehrliche mühselige Arbeit bedeutet.«
    »Womit du sicher Klauen und Stehlen meinst, wie?« bemerkte Bruder Wachturm. Bruder Finger war ihm nie sehr sympathisch gewesen.
    Bruder Finger überhörte den Kommentar. »Natürlich werden die Zauberer nicht
müde,
darauf hinzuweisen, daß man Magie meiden sollte, weil nur sie sich mit solchen Sachen auskennen. Angeblich geht es dabei um die Gefahr, das Gefüge der kosmischen Harmonie und wasweißich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Humbug, wenn ihr mich fragt.«
    »Nu-un«, begann Bruder Stukkateur, »ich weiß nicht recht. Ich meine, wenn mir beim Mischen ein Fehler unterläuft, besteht das Ergebnis nur aus nassem Gips vor den Füßen. Aber wenn man was Magisches verpfuscht, kommen
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