Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
musste einen sanften Kampf mit der Kleinen ausfechten, ehe sie losließ. Etwas gereizt fuhr er fort: »Dann war plötzlich ein Geräusch im Wind. Ein Knistern. So als ob Sprühregen auf getrocknete Blätter fällt.« Er grinste. »Tenga dachte, der Wald brennt! Aber ich wusste ja, dass die Frakken kommen würden, deshalb habe ich mir keine Sorgen um den Wald gemacht. Auch nicht um uns.«
    Sein Grinsen erlosch, als er sich Ngomane zuwandte. »Heute habe ich was gelernt, Nkosi! Ich dachte immer, es wäre übertrieben, wie wir uns alle halbe Jahre mitsamt unserem Vieh in den Hütten verschanzen. Vor Insekten! So was machen wir nicht mal, wenn ein Lioon ums Dorf schleicht.«
    Ngomane lächelte. »Aber?«
    »Aber einen Lioon kann man bekämpfen. Frakken nicht.« Dingiswayos Blick wanderte ins Leere, und die Stimme des Ersten Jägers reflektierte das Entsetzen eines Mannes, der den Tod gesehen hatte. »Von einem Moment auf den nächsten explodierte der Streifen am Horizont. Tenga und ich waren noch nicht auf den Beinen, da hatten sie uns schon erreicht. Millionen von Frakken, doppelt und zehnfach so viel wie Sterne am Himmel sind. Sie waren überall! In der Luft, am Boden, auf unseren Körpern… Zwei sind mir direkt in den Mund geflogen, und Tenga hat ein geschwollenes Auge, so sind sie ihm ins Gesicht geprallt!« Dingiswayo spuckte aus. »Wir sind unter die Bäume gerannt, bis die Frakken uns nicht mehr folgten. Nach einer Weile gingen wir zurück, und da waren die Felder am Waldrand leer. Abgefressen bis auf den letzten Halm!«
    Coffi-Bäume tauchten auf, dichtbelaubt und übersät von roten Beeren. Dingiswayo und Ngomane folgten einem Pfad zwischen den niedrigen Stämmen. Als das Rascheln gestreifter Zweige verklang, hatten sie die Lichtung erreicht. Tenga hockte am Boden, mit verquollenem Gesicht, ein blutiges Messer in der Hand.
    ***
    In der Soldatenstadt
    »Aachtung! Wartet auf mein Kommando!«
    Hauptmann Bambootos volltönende Stimme hallte von Brest-à-l’Hauteur bis weit übers Land. Sofort wurde sein Befehl bis an die äußersten Plattformabschnitte, auf deren Rändern die Dampfdruckkanonen befestigt waren, weitergegeben. Wie ein Echo pflanzte sich der Befehl fort, bis er auch Yves und Henri erreicht hatte.
    Yves griff sofort nach der Sicherung, die dafür sorgte, dass die Kanone nicht ohne weiteres losging, und löste sie. Jetzt musste nur noch das Ventil geöffnet werden, das den Dampf in die Röhre schickte, dann würde die Kanone die mehrere Kilo schwere Lehmpatrone auf das gerichtete Ziel abfeuern. Am Ventil machte sich Henri bereit. In der Kommandoabfolge, die der Leutnant bevorzugte, lagen in der Regel nur wenige Sekunden zwischen »Achtung!« und »Feuer!«.
    »Feuer!«
    Henri riss den Ventilhebel herum und drückte sich eine Hand aufs linke Ohr, obwohl er bereits Ohrenschützer aus Leder und weichem Wachs trug.
    BUMM
    Der dumpfe Knall der Kanone hallte in seinem Bauch wider.
    Henri atmete erleichtert auf, auch wenn er wusste, dass er und Yves gute Arbeit bei der Wartung der Kanone leisteten und eine Fehlfunktion unwahrscheinlich war. Aber man konnte ja nie wissen.
    Doch bevor er seinen Freund triumphierend angrinsen konnte, neigte sich die Plattform um ein paar Handbreit. Das schien kaum der Rede wert, passierte aber nur, wenn Gegengewicht verloren ging!
    »Scheiße!« Yves sah Henri mit großen Augen an.
    »Das sieht ganz danach aus, als hätten wir drüben auf Plattformabschnitt 6 die Kanone verloren!«
    »Ist sie runter gefallen?« Yves kletterte neben Henri auf den Sitz neben dem Druckventil und spähte zur anderen Seite der Wolkenstadt. Natürlich konnte er nichts sehen von hier aus; die Garnisonsgebäude versperrten die Sicht.
    »Bleib hier!« Henri glitt hastig von seinem Sitz herunter und hätte Yves dabei fast mitgerissen.
    »Warum ich?« Yves war wütend.
    »Weil einer bei der Kanone bleiben muss!«, rief Henri über die Schulter zurück. »Ich wird dir alles aus erster Hand erzählen, Yves, das weißt du doch, oder?«
    Verdrossen ließ sich Yves auf den Sitz fallen, der eigentlich Henris Platz war.
    ***
    Ein Waldstück nahe Kilmalie
    »Bayete, Nkosi!«, grüßte Tenga, als Ngomane auf die Lichtung trat. Der junge Banzulu hatte eine Waldantilope erlegt und war damit beschäftigt, seine Jagdbeute auszuweiden. Blut rann ihm von den Händen, als er sie L-förmig aneinander legte.
    Ngomane nickte flüchtig. Dann wandte er sich Nandi zu, die der Erste Jäger gerade absetzte. »Ich hatte es dir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher