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VT09 - Die tödliche Woge

VT09 - Die tödliche Woge

Titel: VT09 - Die tödliche Woge
Autoren: Dario Vandis
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ich mich zum Beispiel auf zwei Dutzend Gardisten als Begleitung beschränken.«
    »Ein guter Vorschlag.«
    »Ein Skandal! Soll ich mich etwa ungeschützt auf die Erde begeben, wo der Pöbel nur darauf wartet, eine leibhaftige Prinzessin zu massakrieren? Du hast wirklich keine Ahnung von der wirklichen Welt, Schwester. Du sitzt ja nur hier vor dem Spiegel und ziehst deinen Lippenstift nach.«
    »Dann soll Leclerc eben neue Steuern erheben!«
    Antoinette zuckte die Achseln. »Der Kanzler behauptet, dass das Volk weitere Steuern nicht verkraften wird. Er schlägt vor, das Problem mit Papa zu besprechen.«
    Lourdes fuhr herum. »Bist du verrückt? Papa wird es nicht gefallen, dass wir so viel Geld ausgeben. Wenn er sieht, dass wir die Stadt nicht regieren können, wird er vielleicht jemand anderen auf den Thron setzen.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Antoinette süffisant. »Deshalb wollte ich ihm den Verlust auf andere Weise erklären.«
    »Und wie?«
    »Mit der Wahrheit. Deine Verschwendungssucht ist ohne Beispiel, Schwester! Wenn du nicht so viel Geld für Kleider, Schmuck und deine Zofen ausgeben würdest, wäre noch genug Geld im Staatssäckel, um meine Jagdausflüge zu bezahlen.«
    Lourdes stemmte wütend die Hände in die Hüften. »Ich werde Papa sagen, dass du bei der Jagd auf drei Schritte kein Nilross triffst!«
    Antoinette sprang auf – oder hievte vielmehr ihre Gestalt aus dem Schaukelstuhl. »Das wagst du nicht! Oder ich werde ihm verraten, dass der starke Jüngling, den du letzte Nacht in dein Schlafgemach gerufen hast, nicht an einem Herzinfarkt gestorben ist, sondern an einem Beckenbruch!« Antoinette kicherte. »Das ganze Land wird über dich lachen,«
    Lourdes ballte die Hände zu Fäusten. Fast hätte sie sich auf ihre Schwester gestürzt – aber im letzten Moment rief sie sich die Konsequenzen in Erinnerung. Ein Kampf würde nur die Zofen alarmieren. Im Nu entstünden Gerüchte unter den Hofschranzen, und damit würde auch ihr Vater davon erfahren – und ihnen vielleicht die Regentschaft entziehen, um die sie so lange gefleht hatten.
    »Bitte schön«, sagte sie mit gespielter Gelassenheit. »Was schlägst du also vor?«
    Antoinette lächelte. »Ich wusste doch, dass man mit dir reden kann. Mein Vorschlag lautet, dass wir uns vorübergehend zurückhalten. Nur bis morgen Abend. Du wirst einen Boten zu Pellerin schicken und ihm sagen, dass du das Kleid doch akzeptierst, und ich werde den Jagdausflug heute Nachmittag abblasen. Damit halten wir uns bis morgen den Rücken frei. Und übermorgen, wenn Papa wieder fort ist, erhöhen wir die Steuern.«
    Lourdes legte den Kopf schräg. Das war wirklich kein schlechter Plan. Warum war ihr das bloß nicht eingefallen?
    Jetzt konnte sie natürlich nicht zustimmen, ohne vor Antoinette ihr Gesicht zu verlieren.
    Andererseits fürchtete sich Lourdes tatsächlich vor dem Urteil des Kaisers. Pilatre de Rozier würde nicht erfreut sein, wenn er von den finanziellen Problemen Avignons erfuhr.
    »Also gut«, sagte sie schweren Herzens. »Ich bin einverstanden.«
    Antoinette lächelte. »Ich habe gewusst, dass du verständig bist, Schwesterherz.«
    Lourdes lächelte zurück und sah ihrer Schwester nach, wie sie zur Tür watschelte.
    Sobald sie allein war, fiel ihr Lächeln in sich zusammen wie ein Zwiebelkuchen, der zu lange im Backofen gestanden hatte.
    Sie blickte sich um.
    Die Zwischentüren zum Aufenthaltszimmer der Zofen waren nur angelehnt. Die Mädchen hatten immer in Rufweite zu sein, und das hatte diese Schlampe Antoinette natürlich gewusst. Jetzt würden die Zofen herumerzählen, dass Avignon in Wirklichkeit von Antoinette allein regiert wurde, und sie, Lourdes, war bis auf die Knochen blamiert!
    Das werde ich dir heimzahlen, Schwester!
    Lourdes starrte in den Spiegel. Zu ihren Füßen lag Paulette, die die Auseinandersetzung der beiden Schwestern ohne besonderes Interesse verfolgt hatte und sich jetzt die Pfoten leckte.
    Lourdes presste die Lippen aufeinander. Sie musste nachdenken. Da huschte plötzlich ein Lächeln über ihre Züge.
    »Das ist es, Paulette. Ich habe eine Idee, wie wir diese dumme Angelegenheit bereinigen können.«
    In ihr reifte ein Plan heran, wie sie ihrer Schwester diese Niederträchtigkeit heimzahlen könnte.
    ***
    Gegenwart
    »Achtung… Nehmt Haltung an! Es erscheint – die Prinzessin!«
    Kanzler Goodefroot streckte automatisch selbst den Rücken durch, während er zur Seite sprang und den Türflügel öffnete,
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