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VT09 - Die tödliche Woge

VT09 - Die tödliche Woge

Titel: VT09 - Die tödliche Woge
Autoren: Dario Vandis
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das Wunder geschah. Kaum fünf Meter von ihm entfernt schoss etwas aus dem Wasser.
    Der Woormbezwinger!
    Für den Bruchteil einer Sekunde ragte sein Oberkörper aus dem Wasser und er schnappte nach Luft, um seine Lunge mit Sauerstoff zu füllen.
    Nabuu stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als er ihn erkannte. Dann übermannte ihn die Ohnmacht.
    ***
    15 Jahre zuvor
    »Wie findest du dieses Kleid, Schwesterherz?« Prinzessin Lourdes drehte sich vor dem Spiegel und betrachtete den Faltenwurf um ihre Beine. Zwischen ihren Füßen wieselte Paulette herum, ihr hässlicher Schoßhund, den sie über alles liebte.
    »Nicht schlecht«, meinte Antoinette gähnend und räkelte ihre massige Gestalt auf einem Schaukelstuhl, dessen Schienen vom Hofschreiner vorsorglich durch zwei Querstreben verstärkt worden waren. »Ich finde, um die Hüften sieht es noch ein bisschen zu… weit aus.«
    Der Hofschneider Pellerin, der neben dem Spiegel stand, schrumpfte in Gedanken auf Zwergengröße zusammen.
    Pflichtschuldig versuchte er seine Verzweiflung hinter einem Lächeln zu verstecken. »Aber das Kleid sitzt um die Hüften perfekt, Eure Excellenz…«
    »Schweig er still«, keifte Lourdes und knetete die für eine Sechzehnjährige beachtlichen Speckschwarten um ihren Bauchnabel mit den Händen. »In diesem Kleid sehe ich aus wie eine Regentonne nach dem Herbstmonsun.«
    Paulette kläffte zustimmend.
    Ihr habt Recht, seufzte Pellerin in Gedanken. Ihr seid nämlich eine wandelnde Regentonne. »Ihr quält Euch zu Unrecht«, sagte er stattdessen liebenswürdig. »Eure Gestalt ist anmutig und liebreizend. Wenn ich den Faltenwurf um die Beine noch ein wenig anpasse, könnte dies eure schlanken Fesseln betonen.«… neben denen die Beine eines Efranten dünn wie Gazellenläufe wirken.
    Antoinette gähnte und wälzte sich auf dem Schaukelstuhl, der bedenklich knarrte. »Sind wir endlich fertig, Schwesterherz?«
    »Wir sind fertig, wenn ich mich entschieden habe!«, erwiderte Lourdes beleidigt und betrachtete sich abermals im Spiegel.
    Antoinette verdrehte die Augen und legte die Füße auf den Tisch. Sie und ihre Zwillingsschwester Lourdes hatten die Regentschaft über die Wolkenstadt Avignon-à-l’Hauteur erst vor wenigen Monaten übernommen, und schon riss man bei Hofe hinter vorgehaltener Hand Witze über sie. »Wie viele Ballons braucht es, um Avignon am Himmel zu halten?« – »Mit oder ohne die Prinzessinnen?«
    Da passte es ins Bild, dass sie gleich nach ihrer Inthronisierung die Steuergesetze geändert hatten. Seitdem ächzte die Landbevölkerung unter den Abgaben, und selbst Hofschneider Pellerin musste seinen Angestellten Überstunden zumuten, da die Prinzessinnen regelmäßig die Hälfte seiner maßgeschneiderten Kollektionen zurückgehen ließen – ohne zu bezahlen.
    »Ich kann diesen hässlichen Fetzen nicht kaufen«, stellte Lourdes endlich schnippisch fest. Ohne hinter den mit goldenen Stickereien verzierten Paravent zurückzukehren, schälte sie sich vor den Augen Pellerins aus dem Kleid.
    »Heda!«, tadelte Antoinette den Hofschneider. »Was für ein geiler Bock er doch ist! Schließe er gefälligst die Augen!«
    Der Hofschneider folgte der Aufforderung nur zu gern, schon allein um nicht Gefahr zu laufen, das Augenlicht zu verlieren. »Eure Excellenz, ich weise noch einmal darauf hin, dass eine winzige Änderung des Faltenwurfs vielleicht…«
    Lourdes schleuderte ihm das Kleid vor die Füße. »Ich – will – dieses – Ding – nicht! Schneidere er mir gefälligst ein neues Kleid, und zwar hurtig. Ich brauche es morgen Abend!«
    »Morgen…?«
    »Er braucht gar keine Überraschung zu heucheln! Er wusste von dem Fest und hätte lieber noch gleich eine Alternative anfertigen lassen können.«
    »Aber bis morgen Abend kann ich unmöglich…«
    »Gehe er mir aus den Augen«, schrie Lourdes, »oder ich lasse ihn vierteilen!«
    Der Hofschneider hob hastig das Kleid auf und machte, dass er aus dem Raum kam.
    »War das nötig?«, meinte Antoinette gelangweilt. »Das Kleid war gar nicht so schlecht, und wir hätten Zeit gehabt, unsere anderen Vorbereitungen für morgen zu treffen.«
    »Unsere anderen Vorbereitungen?«
    Antoinette ballte die Fäuste. »Kanzler Leclerc, dieser Kretin, wies mich darauf hin, dass die Staatskasse leer sei. Er schlug vor, einige Umbuchungen vorzunehmen, damit Papa bei seinem Eintreffen keinen Verdacht schöpft. Außerdem hat er Sparmaßnahmen vorgeschlagen. Bei meinem täglichen Jagdausflug soll
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