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VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt
Autoren: Dario Vandis
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Lourdes! Nabuu hütete sich, einen Kommentar abzugeben, aber seiner Ansicht nach war das Unterfangen zur Befreiung der Prinzessin zum Scheitern verurteilt. Einige Wochen in der Gewalt der Gruh konnte sie unmöglich überlebt haben. Sonst wäre ja auch Kinga mit seinen Leuten längst aus der Tiefe zurückgekehrt. Aber Kinga war vermutlich ebenso tot wie alle anderen Bewohner von Kilmalie. Außer Nabuu.
    Während er die Gardisten weiterführte, schweiften seine Gedanken zu Tala, der hübschen und energischen Leibwächterin des Kaisers, die er in der Wolkenstadt Wimereux-à-l'Hauteur zurückgelassen hatte. Sie wäre eine größere Hilfe gewesen als dieses Häuflein Gardisten mit ihren kümmerlichen Armbrüsten. Aber der Kaiser hatte darauf bestanden, dass Tala bei ihm blieb. Ebenso wie der Soldat Rönee – der einzige Freund, den Nabuu in den Wolkenstädten Avignon und Wimereux kennen gelernt hatte. Rönees Großvater, ein herrischer, spitzbärtiger Hauptmann, hatte darauf bestanden, dass sein Enkel in die sichere Wolkenstadt zurückkehrte, während er selbst an der gefährlichen Expedition ins Erdinnere teilnahm.
    Nabuu ahnte, dass er sich vor Rönees Großvater Cris in Acht nehmen musste. Der Kommandant wusste, dass er ein Woormreiter war – und das bedeutete in seinen Augen, dass er ein Bauer war, ein ahnungsloser Trottel, dem zufällig die Gnade zuteil geworden war, Prinzessin Antoinette wichtige Information über die Gruh zu überbringen.
    Die Gnade!
    Nabuu hätte am liebsten ausgespuckt vor diesem Hauptmann, der sich gewiss noch nie in einem richtigen Kampf hatte beweisen müssen und noch nie auf einem ungebändigten Maelwoorm geritten war. Hoffentlich würde er nicht gleich bei der ersten Begegnung mit einem Gruh vor Schreck in Ohnmacht fallen!
    Leider hatte Nabuu wenig Hoffnung, dass er lebend aus dem Untergrund zurückkehren würde. Er machte sich keine Illusion, was die Zahl und Stärke der Gruh anging. Die Armbrustpfeile würden sie ebenso wenig aufhalten wie die Schwertklingen. Sie würden sich auf die Gardisten stürzen, ihnen die Schädel aufbrechen und das Hirn aussaugen – so wie sie es mit den Bewohnern von Kilmalie getan hatten. Nabuu wusste, dass auch er selbst sterben würde. Der Gedanke hatte nichts Schreckliches mehr für ihn. Er hatte alles verloren. Es waren allein der Hass und der Rachedurst, die ihn antrieben.
    Das Einzige, was ihn schwermütig machte, war die Tatsache, dass er Tala vermutlich niemals wieder sehen würde. Seine Hand schloss sich unwillkürlich um den grünen Stein in seiner Tasche, den Tala ihm zum Schutz mitgegeben hatte. Er glaubte nicht daran, dass der Stein gegen die Gruh helfen würde, aber der Gedanke, dass Tala durch diesen Stein in gewisser Weise an seiner Seite war, tröstete ihn. Auf diese Weise würde er den Tod leichter ertragen können.
    Nur nicht zu viel Trübsal blasen! Bevor er starb, würde er einen ganzen Haufen Gruh mit in den Tod reißen. Er würde seine Freunde und Verwandten rächen, indem er das Lavagestein unter der Großen Grube mit dem Blut der Gruh überschwemmte!
    Meine Füße stehen auf der Erde von Kilmalie, rief er sich den Schwur in Erinnerung, den er sich selbst gegeben hatte. Sie ist getränkt mit dem Blut meiner Familie, meiner Freunde, meiner Nachbarn. Für jeden einzelnen Knochen meiner Leute wird ein Gruh durch meine Klinge sterben.
    Diesen Schwur wollte Nabuu auf jeden Fall erfüllen!
    Wabo Ngaaba stieß einen Ruf aus und ließ die Gardisten anhalten. Auf dem mit Schlacke und rauchgrauem Schlamm übersäten Pfad waren deutlich die Fußabdrücke der Gruh zu erkennen. Sie waren zahlreich und liefen schnurgerade auf einen Spalt zu, der sich zwanzig Meter von der Gruppe entfernt wie mit einer riesigen Axt geschlagen in die Tiefe bohrte.
    Der Kriegsminister folgte den Spuren und blieb vor der Spalte stehen. Nabuu schloss zu ihm auf, was ihm einen tadelnden Blick des spitzbärtigen Hauptmanns einbrachte. Nabuu blickte zurück und sah, dass die Gardisten sich nicht von der Stelle rührten. Offenbar warteten sie auf Wabos Befehl.
    Na und. Ich bin kein Gardist. Ich bin ein freier Mann.
    Andererseits sagte ihm sein Verstand, dass er sich mit den Gardisten arrangieren musste. Er blieb also in respektvollem Abstand zu Ngaaba stehen.
    »Der Schlamm ist noch nicht durchgetrocknet«, sagte der Kriegsminister nachdenklich, »was bedeutet, dass die Erde noch nicht vollständig zur Ruhe gekommen ist. Daraus schließe ich zweierlei: Erstens sind die
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