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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes
Autoren: Gear & Gear
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den Kopf. Hilflos mußte sie zusehen, wie er die Frau im Sand nahm.
    Seine magischen Kräfte brachten die Vision aus dem Gleichgewicht.
    Mit abwesendem Gesichtsausdruck erhob sich der Mann und schnürte mit bebenden Fingern die Bänder seiner Stiefel. Wie zufällig begegneten seine Augen dem Blick Reihers, die angestrengt durch den Dunst spähte. Er erstarrte. Atemlos blickte er auf die Frau im Sand. Sein Gesicht spiegelte reinstes Entsetzen wider. Benommen schüttelte er den Kopf und wich langsam zurück.
    Plötzlich wandte er sich um und starrte mit heißem Zorn in Reihers Augen. Er hob eine geballte Faust.
    Sein schönes Gesicht veränderte sich völlig. Wütend brüllte er auf. In seiner Stimme lag zugleich eine leidenschaftliche Anklage. Tränen liefen ihm über die Wangen. Abermals wandte er sich ab und lief davon. In wilder Flucht sprang er über die Felsen. Das hohle Echo seiner Stimme verklang als unheimliches Heulen im Nebel.
    Die Vision begann sich im wogenden Dunst zu verflüchtigen und verschwamm zu völliger Unkenntlichkeit.
    Doch wieder ertönte der Ruf, diesmal laut und beharrlich. Reiher fuhr sich mit der schwieligen Hand über das Gesicht. »Er war es nicht. Nein nicht er. Wer dann? Wer?«
    Sie griff nach der Weidenrinde und warf eine Handvoll auf die glühenden Kohlen.
    Aus dem aufsteigenden Qualm erhob sich eine neue Vision. Die Frau vom Strand lag nackt vor ihr, der Leib geschwollen mit weit vorstehendem Nabel wie der einer Schwangeren. Um sie herum saßen mehrere Frauen, deren Augen im Schein eines Feuers aus Birken und Weidenholz leuchteten.
    Schweißtropfen perlten über das Gesicht der Gebärenden und liefen ihr zwischen den Brüsten hinab auf das Fell, auf dem sie lag. Ihr Körper verkrampfte sich, weit spreizte sie die Beine. Die anderen Frauen drängten sich dichter um sie und beobachteten sie prüfend.
    Die Frau keuchte und schrie, schwer hob und senkte sich ihre Brust. Endlich strömte das Fruchtwasser auf die dunkelbraunen Felldecken. Es war eine schwere Geburt. Der Fötus kam, rot und blau und feucht von den Flüssigkeiten des Schoßes. Eine der Frauen beugte sich vor und biß die Nabelschnur durch, andere nahmen ihr das Kind ab und rieben es mit Gras trocken. Reihers Herz zog sich vor Schmerz zusammen, als sie die Schönheit erkannte, die Geburtshilfe leistete: Gebrochener Zweig. Mit geballten Fäusten betete sie inbrünstig, Sonnenvater möge ihre Feindin verfluchen und lebendig begraben, damit ihre Seele für alle Ewigkeiten unter der Erde eingesperrt bleibe.
    Erst danach wandte Reiher ihre Aufmerksamkeit wieder dem Baby zu. Ein Sonnenstrahl fiel durch ein Loch im Zeltdach und tanzte über dem Kopf des Kindes.
    Die Frau, deren Leib noch immer geschwollen war, krümmte sich erneut. Sie schrie markerschütternd.
    Ihre Beine traten wild um sich. Zwei der Frauen mußten sie an den Knöcheln festhalten. Ein zweites Baby kam, mit den Füßen voran. Ein altes Weib mit herausfordernd vorgestrecktem Kopf kroch heran und hockte sich rittlings auf die Mutter. Die junge Frau heulte laut auf. Knochige Hände griffen in ihr Fleisch und packten das Baby. Kopfschüttelnd murmelte die Alte ein paar unverständliche Worte.
    Ruckartig zog und zerrte sie und brachte das Baby in eine andere Lage. Die Frau schrie in höchstem Schmerz. Als das Kind kam, wurde das bisher stoßweise fließende Blut zu einem nicht enden wollenden Strom.
    »Zuviel.« Reiher formte diese Worte lautlos mit den Lippen. Sie wußte, was das zu bedeuten hatte. Im Innern der Frau war etwas zerrissen. Hellrotes Blut strömte über das Kind, dessen Kopf gerade den Geburtskanal passiert hatte. Das große Baby brüllte wütend in die Welt hinaus; ungeachtet des Lebenssaftes der Mutter, der in seinen zahnlosen Mund tropfte.
    »Schlechtes Blut. Sehr schlecht«, murmelte Reiher teilnahmsvoll. Angst um die Frau erfaßte sie.
    Die Blutung der Mutter tränkte die Felldecke. Reiher blinzelte erschrocken, als die Atmung trotz der Gesundbetungsgesänge der alten Frauen plötzlich zum Stillstand kam. Der fiebrige Glanz in den Augen der Frau verschwand, auf ihr Gesicht trat ein entspannter Ausdruck. In einem letzten Aufbäumen stieß sie die Beine noch einmal nach unten. Schließlich erschlaffte der Körper. Der endlose rote Strom sog jegliches Leben aus ihr.
    Beides Jungen. Jäger für das Volk. Vorsichtige Hände griffen nach dem zweiten Kind und versuchten, das klebrige Blut abzuwischen. Die Nabelschnur wurde durchgebissen und das Kind neben
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