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Vor dem Sturm (German Edition)

Vor dem Sturm (German Edition)

Titel: Vor dem Sturm (German Edition)
Autoren: Jesmyn Ward
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Waden.
    »Richtig sauber machen«, sagte Daddy, während er mit dem Hammer in der Hand wegging. Von der Seife wurden meine Hände glitschig. Seifenlauge bedeckte den Schlamm. Junior hörte auf, nach Flaschen zu suchen, und setzte sich neben mich, um mit dem Schaum zu spielen.
    »Manny is doch bloß so früh gekommen, weil er von Shaliyah weg wollte.« Marquise schnappte sich den Ball. Obwohl er kleiner war als Skeetah, war er fast genauso schnell, und er dribbelte bis kurz vor den schäbigen Ring. Big Henry zwinkerte Manny lachend zu. Mannys Gesicht war glatt, nur sein Körper sprach: Seine Muskeln schnatterten wie die Hühner. Er stellte sich breit vor Marquise, hielt ihn vom Korbwurf ab, während Randall am Rand des ausgetretenen Sandplatzes in die Hände klatschte und darauf wartete, dass Manny Marquise den Ball abnahm und ihn zupasste. Big Henry schob sich mit der Schulter an ihn ran, um zu verteidigen. Er war fast so groß wie Randall, aber wesentlich breiter gebaut, und so elegant und leicht wie ein Kreisel. Es war jetzt ein echtes Match.
    Das Zerspringen der Flasche, die ich schüttelte, hörte sich an wie Kleingeld in einer losen Faust. Die Flasche zerbrach, und die Scherben glitten über meine Handflächen. Ich ließ alles fallen.
    »He, Junior!«, sagte ich. Meine Hände, die eben noch rosa gewesen waren, waren jetzt rot. Vor allem die linke. »Ich blute!«, sagte ich leise. Ich schrie nicht; Manny sollte mich sehen, abernicht so, nicht als schwaches, jammerndes Mädchen. Mitleid erregend, weil ich Schmerzen nicht so gut ertragen konnte wie ein Junge. Randall fing Mannys Rebound und kam zu mir rüber. Ich kniete vor dem Wasserhahn, die linke Hand unter dem Strahl, und ein rotes Rinnsal floss durch den Matsch auf meine Füße zu. Er warf den Ball nach hinten. Der Schnitt war so groß wie ein Fünfundzwanzig-Cent-Stück und blutete stetig.
    »Lass mal sehen.« Er drückte um die Wunde herum, und das Blut kam stoßweise. Mir war schlecht. »Du musst draufdrücken, bis es aufhört zu bluten.« Er legte meinen Daumen, mit dem ich den Flaschenhals zugehalten hatte, auf den Schnitt. »Drück selbst«, sagte er. »Meine Hände sind zu schmutzig. Bis es nicht mehr wehtut.« Das hatte Mama immer zu uns gesagt, wenn wir mit einer Schnitt- oder Schürfwunde angerannt kamen. Sie drückte und blies auf die Wunde, nachdem sie Alkohol darauf getan hatte, und wenn sie aufhörte zu blasen, tat es nicht mehr weh.
So
.
Siehst du? Alles wieder gut
.
    Manny und Marquise warfen den Ball so hastig hin und her, dass es wie schnelle Trommelschläge klang. Manny schaute zu Randall herüber, der vor mir kniete; sein Gesicht war noch röter als sonst, aber dann pfiff er durch die Zähne wie immer, wenn er Basketball spielt, und ich wusste, er war aufgeregt, nicht besorgt.
Du musst drücken … bis es nicht mehr wehtut.
Mir drehte sich der Magen um. Randall drückte noch einmal und stand auf, und der Zug von Mama, den ich um seinen Mund herum entdeckt hatte, verschwand. Manny schaute weg.
    Chinas nächster Welpe ist schwarz-weiß. Er hat einen weißen Ring um den Hals, der sich dann vom Kopf hinunter bis über eine Schulter zieht. Alles andere an ihm ist schwarz. Er zuckt und winselt, als Skeetah ihn sauber gewischt auf die Decke legt. Sein Winseln ist laut, gut hörbar durch das Zirpen der Grillen; er ist derlauteste tanzende Indianer beim Mardi Gras: mit seinem weißem Kopfschmuck tanzt er brüllend durch die ausgewaschenen Straßen der versunkenen Stadt. Ich will ihn haben, weil er singend und brüllend wie die Indianer von New Orleans aus China herauskommt, wie die Indianer, von denen ich mein Haar habe, aber ich glaube nicht, dass Skeetah ihn mir schenken wird. Er ist zu viel Geld wert. Seine Abstammung ist gut. China ist unter den Pitbulls in Bois Sauvage bekannt als eine, die sich in die anderen Hunde verbeißt, bis sie sich unterwerfen
.
Sie reißt ihnen die Sehnen aus dem Hals. Der Hundevater aus Germaine, ein paar Städte weiter, ist ebenso gefährlich. Rico, sein Besitzer und Mannys Cousin, verdient so viel Geld mit seinen Kämpfen, dass er nur einen Halbtagsjob als Mechaniker in einer Autowerkstatt hat; den Rest seiner Zeit verbringt er damit, seinen Hund mit seinem Pick-up zu illegalen Hundekämpfen im Wald zu kutschieren.
    »Schade, dass er nicht ganz schwarz ist«, sagt Skeetah.
    »Mir ist das egal«, sage ich als Antwort zu Skeetah, zu allen, zu den Hunden, die sich im Schuppen vermehren, aber China ist so laut, dass
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