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Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle

Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle

Titel: Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle
Autoren: Berndt Rieger
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Kreise!“
    Als wir schwiegen, seufzte er abermals und brachte im kläglichen Tonfall hervor: „Sie haben Poppy. Sie haben Poppy und Susie und Freckles. Und ich weiß auch, warum. Sie wollen, dass ich Sie ausliefere, Holmes. Aber das werde ich nicht tun. Es ist ein Belagerungszustand und wir haben nichts zu befürchten. Die Tore sind verschlossen, und es sind eherne Tore. Und unsere Ernte ist in der Scheuer, Holmes, in der Scheuer. Diese Heiden werden Sie nicht kriegen, Holmes. Soviel verspreche ich Ihnen.“
    Bei dieser Gelegenheit erinnerte ich mich, dass im Schulhof ein Denkmal stand, eine Reiterstatue. Es war ein Ritter in Rüstung, das Visier seines Helms geschlossen. Der Mann, der dort in Rüstung und mich hochmütiger Haltung auf seinem Pferd saß, war, wie man unter den Schülern munkelte, ein Vorfahre des Headmasters gewesen, ein Mordenlandfahrer, ein Kreuzfahrer im 11. oder 12. Jahrhundert, der zur Zeit der großen Kreuzzüge vor Jerusalem gefallen war.
    „ Ich könnte mit den Herren sprechen, Sir“, schlug ich vor.
    Der Headmaster lachte, etwas zu laut, und er grinste mich an wie jemand, der einen gut kennt, als er mir die Hand auf die Schulter legte und sprach: „Es ist für mich genug, zu wissen, dass Sie mit der Sache nichts zu tun haben, Holmes. Schließlich leben wir im Zeitalter der Aufklärung. Rule Britannia, und all das. Also gut, Sie können sich zurückziehen, mein Junge. Wir haben die Sache im Griff, der gute alte Taggert und ich. Nicht wahr, Taggert?“
    Das Gesicht des Schuldieners blieb ausdruckslos, als er antwortete: „Ja, Sir.“
     
     
    Ich gestehe ganz offen, dass ich auf das Ereignis, das nun folgte, nicht gefasst war. Ich war bislang ein Schüler gewesen, ein einfacher Schüler. Die wirren Tage, die ich in Wien erleben würde, lagen noch vor mir, wie auch alles andere, das heute mein Leben ausmacht. Am folgenden Tagen waren die „Kaffern auf dem Dach“, wie man sie allgemein nannte, Tagesgespräch in der Schule, und das erste Mal überhaupt erlangte ich unter meinen Mitschülern so etwas wie eine Berühmtheit. Jedenfalls wurde ich von allen mit anderen Augen betrachtet. Respekt blitzte in manchen Gesichtern auf, Neugier, Hohn, Belustigung leuchtete aus anderen. Ich konnte in den Pausen nirgendwo hingehen, ohne auf die „Kaffern“ angesprochen zu werden. Auch die Verwaltungsbeamten des Fleckens, in dem die Schule untergebracht war, und der länger als eine Tagesreise von London entfernt lag, begaben sich zum Lokalaugenschein in den Saal im dritten Stock, von dem aus man den besten Ausblick auf das Phänomen hatte. Es gab auch jede Menge weiterer Menschen mit Lösungsvorschlägen. Während der Polizist der kleinen Gemeinde der Ansicht war, man solle sich eine lange Leiter holen und zu den Ausländern hinaufsteigen, um sie mit dem Verdacht zu konfrontieren, die Haustiere des Headmasters – Hund, Katze, Hamster – erpresserisch entwendet zu haben, um die Herausgabe eines Schülers zu erzwingen, trat der Eigentümer eines unweit gelegenen Herrenhauses, ein leidenschaftlicher Jäger, lautstark dafür ein, die „Kaffern“ mit der Flinte vom Dach zu jagen. „Über die Köpfe zu schießen, das ist völlig sinnlos. Das sind die gewohnt“, rief er, der als junger Mann in den Kolonien einschlägige Erfahrungen gesammelt hatte, schreiend aus Angewohnheit, die ebenso aus seiner Zeit als Soldat Ihrer Majestät stammte, und obwohl sein Gesicht von dem des Polizisten kaum eine Armlänge entfernt war, „nein, man schaltet einen von ihnen aus, dann kommt Fahrt in die Glieder. Dann haben Sie die nicht mehr gesehen!“
    Die Mehrzahl der Menschen starrte wie hypnotisiert auf das Steildach, auf dem sich die Symbole in immer rascherer Folge abwechselten. Auch die Form der Zeichen hatte sich verändert. Nun lasen sie sich folgend:
     
     
     
          XXX
    XXXXXX
     
     
          XX
          XX
    XXXXX
     
     
       X
    XXX
    XXX
    XX
     
     
       X
       X
       X
    XXX
    XXX
     
     
       X
       X
       X
       X
       XX
    XXX
     
     
       X
       X
       X
       X
       X
    XX
    XX
     
     
     
     
       X
       X
       X
       X
       X
       X
       X
    XX
     
     
       X
       X
       X
       X
       X
       X
       X
       X
       X
     
     
     
    „ Ich soll verdammt sein, wenn da ein Sinn dabei sein soll“, sagte Mr. Taggert, während er den Schreibstift entmutigt neben einen Papierblock legte, der mit diesen Zeichen übersät war. Ich hockte neben ihm im Obergeschoss der Schule
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