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Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren

Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren

Titel: Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren
Autoren: Irisiana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ist es aus mit »heiliger Stille«. Dann, so heißt es, ist Gott Wotan mit seiner Wilden Jagd unterwegs. In der Zeit zwischen den Jahren kommt er auf die Erde und fegt mit seinem Gefolge aus allerlei wüsten Unholden und wilden Tieren über die Lande. Sie fangen
verlorene Seelen ein, die sich vor ihnen zu verstecken suchen, so hört und liest man es einerseits. Oder es heißt, sie prüfen die Menschen, strafen und richten sie.
    Die historischen Gegebenheiten mit den vielzähligen räubernden Horden werden diese Vorstellung sicherlich mit befruchtet haben. Wenn sich diese finsteren Trupps in der Dämmerung, dunkel gekleidet, mit Gewüte und Geheul den Dörfern näherten, wurden die Menschen von einem grauenvollen Schrecken und blanker Angst heimgesucht – ob irdische oder überirdische Macht, es war eine Übermacht.

    Kam sie von himmlischer Seite, war sie Teil der natürlichen Ordnung und damit nicht ausschließlich gefürchtet. Denn Wotans Wilde Jagd brachte den Äckern neue Fruchtbarkeit. Waren er und die Seinen über sie hinweggefegt, war das ein g utes Zeichen für die kommende Saison. So gab es den Brauch, dass als Wilde Jagd oder auch Perchten maskierte Männer während der Rauhnächte auf den Feldern tanzten und stampften, um die Erde zu wecken. So hoch, wie sie dabei sprangen, so hoch würde im nächsten Jahr das Korn wachsen.
    Das wilde Grauen schauen
    Es gibt viele Berichte von Menschen, die die Wilde Jagd beschreiben. Meist rast sie im Sturm mit den tiefen Wolkenzügen dahin. Dann hört man nur ihr Tosen. Doch mitunter wird sie auch in einzelnen Details geschaut: wiehernde Rosse, bellende Hunde, knallende Peitschen, in Hörner blasende Reiter … Vor allem in der Dämmerung sehen Menschen während der Rauhnächte aber auch grausige Wesen durch ihre Häuser ziehen, leidend, jammernd und bettelnd. Man wird sie, so heißt es dann, am besten wieder los, wenn man keine Angst zeigt, sie zum Gehen auffordert und ihnen ein paar Kupfermünzen mitgibt.
    Frau Holle
    Die Rauhnächte haben auch ihre weibliche Seite. Und die trägt zuallererst den Namen Holle. Richtig, es geht um die Frau Holle, die jeder aus den Grimm’schen Märchen kennt. Dieses Wesen über den Wolken (oder unten im Brunnen?), das die fleißige Marie mit Gold und die faule Marie mit Pech überschüttet.
    Um diese zwei Seiten, das Gute und das Böse, das glänzende, liebliche Gold und das stinkende, schwarze Pech geht es auch, wenn sich Frau Holle in den Rauhnächten zeigt. Denn da taucht sie über die Zeiten in sehr unterschiedlicher Gestalt auf. So wird zum einen davon gesprochen, dass sie es ist, die mit den wilden Geistern (und dem freundlichen Eckart) im Gefolge über die Lande hinwegfegt, sobald die Rauhnächte begonnen haben. Sie prüft, ob die Menschen Ordnung halten und die jetzt gebotene Ruhe achten. Sie straft und belohnt, wie im Märchen auch. Sie begleitet die Seelen der Menschen, die im vergangenen Jahr gestorben sind, auf ihre Reise in die himmlischen Welten, in denen es ihnen an nichts fehlen wird. So dient ihr Kommen einem wesentlichen Teil des Lebenskreislaufs und war dennoch von großer Furcht unter den Menschen begleitet.
    Zum anderen ist sie es, die am 6. Januar als Verkörperung des wiedergeborenen Lichts erscheint, als Künderin eines neuen Jahres. Sie kann als eine der Muttergöttinnen angesehen werden, die letztlich Mutter Erde selbst symbolisierten. Und wenn sie als solche während der Rauhnächte Ordnung schafft und am Ende dieser Zeit vom Neubeginn des natürlichen Zyklus kündet, ist dies ein wunderbares Zeichen für das Wirken der weiblichen Kraft.

    Der treue Eckart
    Durch die Stadt Schwarza zog einst Frau Holle mit ihrem wütenden Heer. Der treue Eckart aber ging voran und warnte die Leute, sie möchten aus dem Wege gehen. Ref 1
    Als nun der Schwarm durch den Ort gebraust war, kamen zwei Knaben. Sie trugen Krüge voll Bier, das sie geholt hatten. Der treue Eckart ließ sie an die Seite treten. Die wilden Jäger aber, die Durst hatten, sahen sie, nahmen ihnen die Krüge fort und tranken das Bier aus. Die Knaben waren traurig; denn sie fürchteten daheim Schläge, wenn sie kein Bier brächten. Doch hatten sie kein Geld, wieder etwas zu kaufen. Der treue Eckart aber sagte: »Seid nur getrost, ihr Jungen! Es war gut, dass ihr das Bier freiwillig gegeben habt. Geht nur nach Hause mit euren Krügen. Sagt aber in den nächsten drei Tagen nichts von dem, was euch heute Abend begegnet ist!«
    Wie nun die Knaben heimkamen,
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