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Vom Umtausch ausgeschlossen

Vom Umtausch ausgeschlossen

Titel: Vom Umtausch ausgeschlossen
Autoren: Sophie Kinsella
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und wir hatten gesagt, dass wir mindestens ein Jahr weg sein wollen. Und außerdem ist uns die Wanderlust jetzt in Fleisch und Blut übergegangen. Wir sind zu Nomaden geworden, die nicht verweilen und kein Moos ansetzen. Womöglich werden wir nie wieder in der Lage sein, zu einem normalen Leben zurückzukehren, so wie Seeleute nicht an Land leben können.
    Ich stecke die Einladung zurück in den Umschlag und trinke noch einen Schluck. Wie es Mum und Dad wohl geht? Von denen habe ich in letzter Zeit auch nicht sehr viel gehört. Wie Dad wohl sein Golfturnier gemeistert hat?
    Und der kleine Ernie kann jetzt wahrscheinlich längst schon laufen. Ich bin seine Patentante, und ich habe ihn noch nicht mal laufen sehen!
    Na ja. Egal. Dafür sammele ich einmalige Erfahrungen auf unserer Reise um die Welt.
    »Wir müssen uns überlegen, wo wir als Nächstes hinwollen«, sagt Luke und lehnt sich zurück auf seine Ellbogen. »Der Yoga-Kurs ist bald zu Ende. Hatten wir nicht über Malaysia geredet? Oder wollen wir zurück nach Indonesien? Oder weiter in den Norden?«
    »Hmmm«, mache ich. »Ach, guck mal, ein Affe.«
    Das ist ja wohl unglaublich, dass ich so blasiert auf den Anblick eines Affen reagiere! Als ich in Kenia das erste Mal diese Baboon-Affen sah, fand ich das so aufregend, dass ich mindestens sechs Filme verknipst habe. Und jetzt sage ich bloß: »Ach, guck mal, ein Affe.«
    »Oder Nepal... oder noch mal nach Thailand...«
    »Oder nach Hause«, höre ich mich selbst sagen.
    Stille.
    Komisch. Ich hatte gar nicht vor, das zu sagen. Ich meine, wir fahren natürlich selbstverständlich jetzt noch nicht nach Hause! Wir sind noch nicht mal ein Jahr unterwegs!
    Luke richtet sich auf und sieht mich an.
    »Nach Hause? Richtig nach Hause?«
    »Nein!«, wehre ich mit einem Lachen ab. »Das war doch nur ein Witz!« Ich zögere. »Obwohl...«
    Wir schweigen angespannt.
    »Also, vielleicht... Wir müssen ja nicht unbedingt ein ganzes Jahr unterwegs sein«, sage ich vorsichtig. »Wenn wir nicht wollen.«
    Luke fährt sich mit der Hand durch die Haare, und die kleinen Perlen in seinen Zöpfen klickern leise aneinander.
    »Sind wir so weit? Können wir zurückkehren?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich bin ein klein wenig beklommen. ‚Was meinst du?«
    Ich kann kaum glauben, dass wir tatsächlich darüber reden, nach Hause zu fahren! Ich meine, sehen Sie uns doch mal an! Meine Haare sind total ausgetrocknet und gebleicht, ich habe Henna an den Füßen und seit Monaten keine richtigen Schuhe mehr angehabt!
    Vor meinem inneren Auge sehe ich plötzlich mich selbst, wie ich in Mantel und Stiefeln durch London marschiere. Glänzende, hochhackige Stiefel von LK Bennett. Und eine dazu passende Handtasche.
    Auf einmal überkommt mich eine so heftige Sehnsucht, dass ich heulen könnte.
    »Ich glaube, ich habe genug von der Welt gesehen.« Ich sehe Luke an. »Ich möchte zurück ins echte Leben.«
    »Ich auch.« Luke nimmt meine Hand und verflicht unsere Finger miteinander. »Ich möchte das ehrlich gesagt schon seit einer ganzen Weile.«
    »Aber warum hast du denn nichts gesagt?« Entsetzt sehe ich ihn an.
    »Ich wollte kein Spielverderber sein. Aber ich bin ganz bestimmt so weit. Ich kann nach Hause fahren.«
    »Und du wärst trotzdem immer weiter gereist? Nur mir zuliebe?« Ich bin total gerührt.
    »Na ja, so entbehrungsreich wäre das ja nun auch wieder nicht gewesen.« Luke wirft mir einen Blick zu, der Ironie andeutet. »Ist ja nicht so, als würden wir wie kernige Pfadfinder reisen.«
    Mir steigt eine leichte Röte ins Gesicht. Als wir uns vor zehn Monaten auf die Reise begaben, sagte ich Luke, dass ich fest entschlossen war, so richtig ursprünglich zu reisen, und nur in kleinen Hütten zu übernachten. Genau wie Leonardo di Caprio in Der Strand.
    Aber das war, bevor ich jemals eine Nacht in einer kleinen Hütte verbracht hatte.
    »Und wenn wir von >nach Hause< reden -« Luke macht eine Pause. »Meinen wir dann London?«
    Fragend sieht er mich an.
    Oh Gott. Die Stunde der Entscheidung.
    Die letzten zehn Monate haben wir immer wieder darüber geredet, wo wir nach unserer Hochzeitsreise leben sollen. Vor unserer Hochzeit haben Luke und ich in New York gewohnt, und das fand ich genial. Aber die englische Heimat hat mir doch auch irgendwie gefehlt. Und jetzt expandiert Lukes britisches Unternehmen nach Europa, was ziemlich aufregend ist. Darum würde er gerne nach London zurückkehren - zumindest vorübergehend.
    Und das ist ja auch okay...
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