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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
Autoren: David Lampson
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du denn, ich verbringe den ganzen Tag damit, mir Nachrichten anzuhören, die gar nicht mal für mich sind? Bevor ich sie gelöscht habe, habe ich nur mitbekommen, dass sie ihn sucht.«
    »Du hast die Nachricht gelöscht?«
    »Wenn du Alvin siehst, erinnere ihn bitte daran, dass ich nicht sein Privatsekretär bin und dass Nachrichten, die hier für ihn hinterlassen werden, automatisch gelöscht werden.«
    »Okay. Ich sag’s ihm.«
    »Ach, eins noch. Mach ihm klar, dass ich ihn sowieso nicht sehen wollte. Nicht mal, wenn er es wollte. Mach ihm begreiflich, dass das ebenso meine wie seine Entscheidung war.«
    »Klar.«
    Während ich darauf wartete, dass es acht wurde, duschte ich und packte meine Büchertasche um. Dann sah ich ein bisschen fern. Es kam ein ziemlich guter Film über Astronauten, die den Mond retten wollten. Das sah so cool aus, dass ich beschloss, Astronaut zu werden. Wahrscheinlich erinnere ich mich nur deshalb daran, weil es das letzte Mal war, dass ich in der Wohnung fernsah.
    Als ich versuchte, das Haus zu verlassen, ohne ihn noch mal zu sehen, kam Marcus mit einem Basketball unterm Arm angerannt. Er hatte seine Sportsachen an, und seine High Tops waren bis oben hin geschnürt. Er warf mir den Basketball gegen den Bauch.
    »Los, schnell noch ein Spiel, bevor du gehst.«
    »Jetzt gleich?«
    »Ist doch auf dem Weg. Du hast Zeit. Und die Plätze sind leer.«
    »Warum denn jetzt?«
    »Ich glaube, ich bin mittlerweile endlich besser als du.«
    »Aber ich habe meine Schuhe nicht da.«
    »Spiel einfach in denen. Du spielst doch immer in denen. Nichts Anstrengendes. Bloß ein nettes Freundschaftsspielchen.«
    Ich glaubte ihm nicht. Mit Marcus war Basketball nie nett oder freundschaftlich. Er hatte so eine Art, bei der sich beide Spieler fast die ganze Zeit beschissen fühlten.
    »Tut mir leid, Marcus.« Ich warf ihm einen freundschaftlichen kleinen Bodenpass zu. »Ich will jetzt nicht total verschwitzt werden. Wir spielen ein andermal.«
    Das Leben ist so voller unmöglicher Dinge, die ich nicht begreife. Als ich Marcus den Basketball zupasste, knurrte er und kickte ihn in hohem Bogen über den Zaun in den Swimmingpool nebenan. Ich ging weg. Er rannte hinter mir her und packte mich am Kragen.
    »Du bist ja so lächerlich«, sagte er. »Du bist einfach bloß sein kleines Hündchen.«
    »Wiedersehen, Marcus.«
    »Ich habe morgen ein wichtiges Summer-League-Spiel. Wenn du nicht da bist, wenn ich zurückkomme, wechsle ich das Schloss aus, dann kannst du nie wieder hier wohnen.«
    »Okay. Viel Glück bei deinem Spiel.«
    »Diesmal ist es mein Ernst. Ich sag’s dir jetzt gleich, damit es hinterher keine Verwirrung gibt. Ich will, dass du begreifst, wie sehr mir Alvins Einfluss auf dich gegen den Strich geht.«
    »Danke. Und ich verspreche dir, dass ich es nicht vergesse.«
    »Wann wirst du endlich mal erwachsen, Joe?«
    »Wiedersehen, Marcus.«
    Ich ging ungefähr zehn Blocks weit zum McDonald’s. Ich mag McDonald’s, weil es da immer das gleiche unglaubliche Essen gibt, und überall haben sie Bilder von ihrer Speisekarte, und im Fernsehen dort kann man sehen, was alles kostet, einfach so. Der McDonald’s in unserer Nähe war besonders gut, weil es da Frühstück bis halb zwölf gab und weil sie die Steak Bagels noch nicht durch diesen fiesen Frühstücksburrito ersetzt hatten und weil es sie nicht störte, wenn man da den ganzen Tag hockte und seinen Limo-Becher hundertmal nachfüllte.
    Im Tal wurde es immer heißer, und als ich ankam, schwitzte ich. Der McDonald’s-Geruch ist übrigens einer meiner liebsten, dann fühle ich mich immer ganz sicher und warm und froh. Ich begrüßte Franciscos kleinen Bruder, der ebenfalls den ganzen Tag dort hockte und sein Geometriebuch las. Dann begrüßte ich Francisco, der hinterm Tresen stand und Fritten salzte.
    »Hi, Joe.«
    »Francisco«, sagte ich. »Alvin kommt wieder her. Wir essen zu Abend, nur wir beide.«
    »Dein Zwillingsbruder?«, sagte er. »Super. Ist ja großartig.«
    Francisco redete nie viel. Ich glaube, er war erst seit ein, zwei Jahren in L.A. und kannte deshalb noch nicht so viele Wörter.
    »Wir essen zu Abend, nur wir beide.«
    »Glückwunsch.«
    »Vielleicht spring ich ja übern Tresen und seh mir die Ausstattung an.«
    Das gehörte zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, auch wenn ich es erst zweimal gemacht hatte. Francisco sah sich kurz nach dem Geschäftsführer um und linste nach hinten zu dem Mädchen, das gerade Mayonnaise auf ein
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