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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
Autoren: David Lampson
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Marcus’ Wohnung war gleich hinterm Berg, im Valley. Er war dreiundzwanzig Jahre alt und eins achtundneunzig, sogar größer als ich, und er machte gerade seinen Abschluss am College, wo er ein Basketball-Stipendium hatte. Marcus schaffte immer alles, wofür er sich einen Plan gemacht hatte, und er hatte jede Menge wichtige und praktische Ratschläge auf Lager.
    Marcus hielt seine Wohnung immer ungeheuer kalt, damit sein Stoffwechsel effizienter lief. Auf sämtlichen Böden lag dicker Teppichboden, immer frisch gesaugt. Allerdings musste man sich vorsehen, weil er überall Mausefallen aufgestellt hatte. Er war gerade in der Küche, ließ den Mixer heulen und schrie die Wirtschaftsnachrichten im Fernsehen an. Als ich reinkam, stellte er alles ab und fragte: »Kommt Alvin?«
    Das war eine ziemlich erstaunliche Frage, weil ich wusste, dass Alvin ihn nie im Leben angerufen hätte. Aber Marcus kannte offenbar immer schon sein ganzes Leben, bevor es ihm passierte. Alles, was er machte, war schon auf Jahre im Voraus geplant. Ich stellte meine Büchertasche ab. »Hi, Marcus.«
    »Ignoriere mich nicht. Hat er dich endlich auf deinem lächerlichen Handy angerufen?«
    Ich hoffte, dass er dieses Thema vergessen und über was anderes reden würde, aber er saß einfach da und wartete auf meine Antwort, während er sich ein großes Glas gelbes, schaumiges Zeug aus dem Mixer eingoss. Marcus trank immer irgendwas Ekliges, damit er höher springen konnte.
    »Soll ich’s dir wirklich sagen?«
    »Sag’s mir.«
    »Alvin hat mich auf dem Handy angerufen. Wir haben eine Weile gequatscht, und dann haben wir aufgelegt.«
    »Hat er gesagt, er kommt?«
    »Glaub schon.«
    »Wirst du ihn sehen?«
    »Wir essen was in einer Stunde.«
    »Nur ihr beide?«
    »Glaub schon.«
    »Hat er vor hierzubleiben?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Du weißt es nicht, oder du glaubst es nicht?«
    »Ich glaub nicht, dass er vorhat hierzubleiben.«
    »Hat er gefragt, wie es mir geht?«
    »Nein, Marcus.«
    Marcus nickte langsam und trank wütend einen Schluck von dem schaumigen Zeug. Ich weiß noch, als wir alle kleine Kinder waren, da hat er mal versucht, Alvin aus dem Fenster zu schmeißen, und ein anderes Mal wollte Alvin Marcus mit einem selbstgemachten Gift töten. Sie hassten einander schon so lange, dass ich gar nicht mehr wusste, warum.
    »Wahrscheinlich weiß er, dass ich ihn eh nicht sehen will«, sagte Marcus. »Nicht, bevor er sich bei mir für ungefähr fünfzehn verschiedene Sachen entschuldigt. Zum Beispiel dafür, dass er dich hier abgestellt hat, damit er einem komischen Mädchen durchs halbe Land nachlaufen kann. Glaubst du denn, ich habe geplant, meinen kleinen Versager-Bruder zu beherbergen, und dass ich dabei meine College-Jahre nutzen kann? Glaubst du, das war Teil meines Plans?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Ich hatte keine Ahnung, was für einen Plan Marcus gemacht hatte, obwohl er mir ständig davon erzählte.
    »Alvin tut dir nicht gut«, sagte er. »Warum kriegst du das nicht in deinen Kopf? Du bist wie ein Hund, der jeden Morgen mit dem Kopf gegen denselben Spiegel rennt.«
    »Ich weiß, Marcus.«
    »Sag es.«
    »Alvin tut mir nicht gut.«
    »Muss ich es dir auf die Brust tätowieren, oder kannst du das wenigstens eine Nacht lang im Kopf behalten?«
    »Klar kann ich das.«
    Marcus trank wieder, bis sein Mund außen total mit gelbem Schaum bedeckt war. »Weil er wieder versuchen wird, dich deiner Umgebung zu entreißen. Ich schätze mal, sein Leben ist gerade in die Binsen gegangen. Willst du einen Keks, Joe?«
    Ich nickte. Marcus bewahrt meine Kekse immer im Kühlschrank auf, weil er weiß, dass ich sie gern ganz kalt und knusprig mag. Er verschließt die Kühlschranktür, damit ich sie nicht alle auf einmal esse. Er nahm einen heraus und hielt ihn mir hin.
    »Versprich mir erst, dass du versuchst, ihm zu widerstehen.«
    Ich versprach es. Während ich den Keks aß, erzählte mir Marcus bestimmt so ziemlich alles, was Alvin mir am Abend sagen würde und was ich tun und wie genau ich es ablehnen sollte – ein Haufen irrsinniger Informationen, aber ich war in dem Moment ganz auf den Keks konzentriert. Als ich fertig war, stand ich auf und nahm meine Büchertasche.
    »Willst du denn nicht wissen, wie ich erraten habe, dass er kommt?«, fragte Marcus.
    »Doch.«
    »Heute Vormittag hat ein Mädchen angerufen und nach Alvin gefragt, und während ich noch nach der Nummer sah, sprach sie ihm eine Nachricht drauf.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Glaubst
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