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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Carlson
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Kopf zu hören, setzte eine ganze Flut von Gefühlen frei. Mir war bis zu diesem Moment gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Du kannst davon ausgehen, dass ich nicht damit gerechnet habe, dich wieder in meinem Hirn zu haben. Das konnten wir seit unserer Kindheit nicht mehr. Aber es tut wirklich gut, von dir zu hören.
    Tylers Gedanken veränderten sich nun, fühlten sich schwerer an – wie ein leises, schleppendes Flüstern, das durch die Windungen meines Verstandes kroch. Jess, ich habe gehört, dass du mich gestern Nacht gerufen hast. Du weißt schon, als es angefangen hat. Das hat sich fürchterlich angehört, so, als würdest du sterben oder so. Tut mir leid, dass ich es nicht rechtzeitig zu dir geschafft habe. Ich habe es versucht, aber ich kam zu spät.
    Schon gut, Tyler. Wir konnten uns so lange nicht mehr auf diese Weise verständigen. Im Grunde habe ich so oder so nicht damit gerechnet, dass es funktioniert. Soweit es mich betrifft, war das ein letzter verzweifelter Versuch, mein Bewusstsein von diesem beängstigenden und schmerzhaften Prozess der Wandlung zu lösen. Mach dir deswegen keine Gedanken! Du hättest so oder so nichts tun können. Es ging irrsinnig schnell. Beinahe zu schnell, um es zu verarbeiten. Bei der Erinnerung setzte mein Herz für einen Moment aus.
    Ich hörte – oder fühlte vielleicht – ein Stolpern und einen geknurrten Fluch. Du wirst dich daran gewöhnen , hörte ich Tyler sagen. Die Wandlung fällt leichter, wenn du es erst ein paar Mal erlebt hast. Halte durch, ich glaube, wir sind schon fast bei dir! Wir hatten deine Fährte in der Scheune verloren. Himmel, du hast den Laden ganz schön auseinandergenommen! Überall war Blut.
    Mein Verstand projizierte ein hässliches Bild, ehe ich etwas dagegen tun konnte. Hoffentlich hat der Farmer überlebt. Ich bewegte mich vorsichtig und zuckte zusammen, als der Schmerz mein Rückgrat emporschoss. Einen normalen Menschen hätte meine Verletzung umgebracht. Ich würde zweifellos überleben. Trotzdem tat es höllisch weh.
    In scharfem Ton gab mein Vater seine Sorge in meinem Verstand kund. Wir sind fast da, Jessica. Als wir deine Spur auf der anderen Seite der Scheune wiedergefunden hatten, mussten wir warten, bis die Polizei und der Rettungswagen weg waren. Aber jetzt dürfte es nicht mehr lange dauern. Bleib, wo du bist, und beweg dich nicht! Dein Geruch wird mit jedem Augenblick intensiver.
    Ja, du riechst wie ein Mädchen. Das ist ziemlich seltsam.
    N a, vielleicht liegt’s daran, dass ich eins bin. Oder hast du das vergessen, weil wir uns so lange nicht gesehen haben?
    Nö, vergessen habe ich es nicht. Aber du riechst eben einfach nicht wie ein gewöhnlicher Wolf, ließ sich Tyler vernehmen. Wölfe riechen, ich weiß nicht, irgendwie derb und erdig. Du riechst zu weiblich, beinahe wie Parfüm. Das liegt mir irgendwie schwer auf der Kehle. Ich spürte, wie er im Zentrum meines Bewusstseins leise hustete, was absolut bizarr war.
    Gut, dann dürfte es dir ja nicht schwerfallen, mich zu finden!
    Prusten.
    Wir sind gleich da , versicherte mir Dad. Keine Sorge, wir haben ganz in der Nähe einen Wagen stehen, mit dem wir dich zurückbringen können.
    Die Kommunikation war anstrengend und forderte ihren Tribut: Ich bekam schlimme Kopfschmerzen. Der Schmerz in meiner Hüfte flammte auf, und in meinen Ohren rauschte es. Mir ist plötzlich irgendwie schummrig   …
    Halte durch   …!

KAPITEL ZWEI
    A ls ich erwachte, war ich umgeben von weißen Wänden und dem Geruch von Desinfektionsmittel, Latex und Kaffee. Der Raum wirkte wie ein typisches Krankenhauszimmer, sauber, hell und steril, nur dass er exklusiv für Werwölfe eingerichtet worden war. Er lag tief unter der Erde, weil Werwölfe nicht gerade für ihre ruhige, besonnene Art bekannt sind. Doch selbst ihnen fällt es, wenn sie völlig von Sinnen sind, verdammt schwer, sich einen Weg durch die Erde zu buddeln.
    Niemand außer mir lag in dem Krankenzimmer. Das machte die Dinge einfacher. Neugeborene Wölfe bedeuteten Chaos, und weniger Chaos war eindeutig ein Vorzug. Denn gestern Nacht hatte ich das Unmögliche zustande gebracht: Ich war zum einzigen lebenden reinrassigen Werwolf auf dem ganzen Planeten geworden, der weiblich war. Meine neue Identität würde den übernatürlichen Status quo ins Wanken bringen. Je eher ich mich auf die unerfreulichen Auswirkungen, die es zweifellos geben würde, einstellen konnte, desto besser. Zuerst aber sollte ich vielleicht
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