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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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und es sich damit zum ersten Mal auch selbst eingestanden. Er hatte es satt, sich ständig zu bremsen, seine Gefühle wegzuschieben, als wären sie peinlich. Denn das waren sie nicht. Er war verrückt nach Jana und er würde sie für sich gewinnen. Auch wenn er nichts von ihr wusste, weder ob sie im Moment einen Freund hatte, noch ob sie mal mit jemandem aus der Schule gegangen war. Er wusste nur, dass er sie im Unterricht schon viel zu lange keine Sekunde mehr aus den Augen lassen konnte, dass er zusammenfuhr, wenn sie in der Nähe war, und dass er sich beherrschen musste, um nicht ihre Hand zu berühren, wenn er an ihrem Pult vorbeiging. Jetzt reichte es. Sie waren keine Kinder mehr, so konnte es nicht ewig weitergehen.
    Heute Abend war es so weit. Er würde auf sie zugehen, würde ihr seine Gefühle gestehen, auch wenn er damit riskierte, sie zu verschrecken. Allerdings machte Jana nicht den Eindruck, als sei sie leicht aus der Ruhe zu bringen. Alles an ihr strahlte Selbstsicherheit und Gelassenheit aus. Ihr Lächeln… ihr wunderschönes Lächeln hatte etwas Unnahbares, fast schon Arrogantes. Aber Alex war entschlossen, es zu versuchen. Beim fünften Bier war er felsenfest vom Erfolg seiner Mission überzeugt.
    Schon von Weitem sah er, dass sie nicht geschminkt war, wodurch sie sich deutlich von den anderen Emos um sie herum abhob. Alex bewunderte sie für dieses Selbstbewusstsein. Jana brauchte kein raffiniertes Make-up, um ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen, denn ihr Gesicht erzählte dem Betrachter alles: das, was sie empfand, und auch das, was sie nicht empfand. Mit den perfekt geschwungenen Lippen und den samtweichen kastanienbraunen Augen wirkte es eigenartig sinnlich und kühl zugleich. Es war mutig von ihr, so verführerische und doch distanzierte Züge ungeschminkt auf einer Emo-Party zu zeigen.
    Sie schien gar nicht zu merken, wie sehr sie aus der Menge hervorstach. In sich hineinlächelnd, stand sie bei der Clique, mit der sie gekommen war, und hörte sich stumm die lautstarken Witze eines der Jungen an. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, das auf Taille geschnitten war und dann in anmutigem Schwung bis zum Knie fiel. Es wirkte viel dezenter als die meisten anderen Outfits, die auf der Party zu sehen waren. Alex konnte sich nicht von ihrem Anblick losreißen. Wie ein Schlafwandler bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Die Musik und das Stimmengewirr um ihn herum nahm er kaum noch wahr. Die alte Scheune kam ihm auf einmal riesengroß vor, er hatte das beängstigende Gefühl, nie dort anzukommen, wo Jana stand, wunderbar und vollkommen wie aus einer anderen Welt. Er ging schneller, ohne seinen Blick auch nur eine Sekunde von ihr abzuwenden.
    Da sah er, wie sie ihr Handy aus der Tasche zog und ans Ohr hielt. Ihre Lippen bewegten sich und über ihr Gesicht huschte ein Anflug von Unmut. Mit einem Zeichen in Richtung ihrer Freunde wandte sie sich ab und steuerte ans andere Ende der Scheune, weg von den Lautsprechern, wahrscheinlich um den Anrufer besser zu verstehen.
    Eine Gruppe stark geschminkter Mädchen kam Alex in die Quere und nahm ihm für einen Moment die Sicht. Als er wieder hinsah, war Jana verschwunden. Als hätte sie sich in Luft aufgelöst…
    Vielleicht war sie aber auch nur durch die Hintertür hinausgegangen.
    — * —
    Hinter der Tür lag eine übel riechende Gasse mit zwei quer auf dem Asphalt stehenden Müllcontainern und einer kaputten Straßenlaterne ganz am Ende, wo eine mit Geranien geschmückte Steintreppe zur Antigua Colonia hinaufführte. Alex vermutete, dass Jana diesen Weg genommen hatte. Ohne lange zu überlegen, folgte er ihr so leise wie möglich. Auf der letzten Stufe angelangt, entdeckte er ihre Silhouette. Sie überquerte gerade einen leer gefegten Kreisverkehr. Er wartete, bis sie in eine der steil ansteigenden Straßen dahinter eingebogen war, dann nahm er wieder die Verfolgung auf.
    Die Geräusche der Party waren nun nicht mehr als ein fernes Echo, in das sich das gleichförmige Rauschen des Meeres mischte. Trotz der Entfernung hallten Janas Schritte jetzt deutlich wider, der Klang ihrer Absätze war hart und abgehackt. Jeden einzelnen dieser Schritte spürte Alex am ganzen Körper. Sein Herz schlug schnell und heftig und seine Gedanken waren wirr und widersprüchlich. Es fühlte sich verboten an, was er da tat – Jana nachspionieren wie ein Jäger seiner Beute –, und zugleich wünschte er sich nichts sehnlicher, als sie zu beschützen und sie in den Armen
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