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Virtuelle Küsse (German Edition)

Virtuelle Küsse (German Edition)

Titel: Virtuelle Küsse (German Edition)
Autoren: Lissy Morton
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samstag vormittags seine Einkäufe tätigte. Wenn ich in dem kleinen
Laden
die
Ehemänner
mit
ihren
schrecklich
gemusterten
Jogginghosen
und
den
darüberhängenden, mit vom letzten Footballspiel vor dem Fernseher gut gefütterten Chipsund Bierbäuchen betrachete, wünschte ich mir jedesmal lesbisch zu werden. Sah ich die
Frauen an, verschwand dieser Wunsch so schnell wie er gekommen war. Die meisten mit 10 15 kg zuviel um die Hüften, hängenden Brüsten, ungeschminkt, und was das schlimmste für
mich war- ohne jede Ausstrahlung und Lebensfreude.
    Trotzdem liebte ich diesen kleinen Ort. Die Landschaft war wunderschön, leicht hügelig, und
von meiner Wohnung aus- ich hatte das letzte Haus vor dem Feldrand- war ich sofort auf den
Wiesen zum spazieren gehen, joggen oder inlinern. Ich liebte den Blick von meinem Balkon
auf die Weite der Felder. Unverbaubare Lage, am Horizont der Wald, vor meiner Nase direkt
ein großes Feld, auf dem im Sommer wechselseitig Mais oder Getreide gepflanzt wurde- nein,
trotz meiner wenig ansprechenden Mitbewohner dieses Dorfes würde ich um keinen Preis hier
weggehen wollen.
    Dazu kam, dass auch meine Arbeitsstelle- ich arbeitete in einer kleinen Verlagsagentur als
Bürokauffrau, nur 15 Meilen von meinem Wohnort entfernt lag.
Mit dem Wissen um diese Umstände fand ich trotzdem, dass es an der Zeit wäre, einen neuen
Mann in mein Leben zu ziehen. Meine letzte Beziehung lag drei Jahre zurück, und endete
damit, dass Sven ein Haus kaufte, in das ich nicht einziehen wollte, weil unsere Liebe
eigentlich schon ein Jahr zuvor gestorben war. Obwohl wir uns im Prinzip gut verstanden
hatten, Sven die Intelligenz eines studierten Stadtmenschen hatte und ganz sicher nicht als
langweilig zu bezeichnen war, konnte ich mir nach zweijährigem Zusammenleben in meiner
Wohnung doch nicht wirklich ein Leben an seiner Seite vorstellen. Dass er abartig schnarchte
und ich in diesen zwei Jahren keine Nacht durchgeschlafen hatte und ich mich am Ende
unserer Beziehung nur noch als nervliches hochaggressives Wrack bezeichnete, war vielleicht
nur ein Kriterium. Schlimmer war, dass sein intensiver Körpergeruch, der mir von Anfang an
zu schaffen machte, mich mehr abstieß als anzog, so dass ich mir immer mehr Mühe geben
mußte beim Liebesspiel die große Leidenschaft zu heucheln. Von richtig geilem Sex konnte
überhaupt nicht die Rede sein!
    Meistens brauchte ich vorher schon ein Glas Wein, wenn ich ahnte, er wollte wieder mit mir
schlafen. Wenn das so weitergeht, werde ich bald noch zum Alkoholiker, dachte ich oft, oder
ich muß irgendwann etwas ändern.
Ich fragte ihn nicht, was er sich zum Geburtstag oder zu Weihnachten wünschte, nein, ich
kaufte die ganze Palette "Cool Water" in der festen Überzeugung, dass er es vor lauter Freude
auch
benutzen
würde, doch weit
gefehltdas
teure
After
Shave setzte
auf dem
Badezimmerregal Staub an, während er sich jeden morgen mit seinem billigen süßlichen
Vanillearoma einträufelte.
    Obwohl Sven als Programmierer gut verdiente, hortete er sein Geld lieber, als dass er sich was
Schickes zum Anziehen leistete oder in für ihn überflüssige Männerkosmetik investierte.
Seine mindestens 10 Jahre alten Baumwollschlüpfer, die er sich hartnäckig weigerte in
modische Boxershorts zu tauschen, waren ein weiteres Kriterium, warum ich ernsthaft den
Gedanken erwog Sven zu verlassen. Es gab wirklich zu viele Punkte in denen wir
geschmacklich absolut nicht übereinstimmten.
Der
Zufall
kam
mir
zu
Hilfe,
als
Sven
Geld
erbte
und
davon
ein
ziemlich
renovierungsbedürftiges Haus an der Hauptstraße des Nachbarortes
kaufte. In meiner
Phantasie sah ich mich jeden abend nach der Arbeit im Malerkittel oder vollbespritzt mit Gips
und Farbe bis spät in die Nacht in dem Haus schuften, danach mit einer Gasmaske im Gesicht
Sven zu seinem >wohlverdienten< Orgasmus zu verhelfen, wobei ich wie so oft auf der
Strecke bleiben würde, weil ich die ganze Zeit damit beschäftigt wäre die Luft anzuhalten, nur
um ihn nicht riechen zu müssen- um anschließend mit Wachspfropfen in den Ohren und
Schafe zählend auf den für mich so nötigen Schlaf zu warten. Ich war mir ziemlich sicher,
dass ich nicht wollte, dass mein Leben so endete!
    Nach der Trennung von Sven nutze ich die Zeit mich gründlich auszuschlafen, viel draußen
an der frischen Luft zu sein, zu joggen, mich mit meinen besten Freunden zu treffen und mich
bei ihnen auszusprechen.

4
    Da war Ben, er war 26 und schwul, und ich hatte ihn als Kollegen
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