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Vielen Dank für ihre e-mail

Vielen Dank für ihre e-mail

Titel: Vielen Dank für ihre e-mail
Autoren: Christoph Moss
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Kollegen,
    ich habe heute um 8.23 Uhr gesehen, wie zwei maskierte Gestalten auf dem Parkplatz das Auto von Herrn Huber aufgebrochen haben.“
    Ende der Durchsage. Mehr ist an Information für den Augenblick gar nicht notwendig. Dass dies in vielen Unternehmen allerdings nicht weiter auffällt, liegt an einem weiteren Phänomen der digitalen Welt. Nicht nur die Verfasser von E-Mails handeln oft frei von jeder Ausbildung. Auch die Unternehmen treffen nicht die notwendigen Vorkehrungen, um das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. In den meisten Betrieben fehlt ein inhaltlicher Schleusenwärter, ein Chef vom Dienst, der den digitalen Nachrichtenstrom kommunikativ steuert.
    Kaum jemand wählt Informationen aus, bewertet sie und sagt, was wirklich gesendet werden darf und was nicht. Und so kann eben Frau M. aus dem Einkauf dem Herrn Z. aus der Personalabteilung eine Mail schicken. Und Frau K. aus dem Marketing kann ungehindert die Mitarbeiter aus dem Versand bitten, bestimmte Informationen bis zum kommenden Mittwoch bereitzustellen. Herr P. wiederum kann einfach mal in die große Runde fragen, wer denn am Mittag Lust hat, mit ihm Essen zu gehen.
    Ein solches digitales Dauergeplapper muss zwangsläufig zur Überforderung der E-Mail-Empfänger führen. Sie sind ja gezwungen, jede Nachricht bis zum Ende zu lesen, wenn sie nicht riskieren wollen, das Wichtigste zu verpassen.
    Bis sich dies einmal ändert, drehen Sie sich wie die Hamster im Rad. Deshalb sollten Sie immer eine kluge Antwort parat haben, falls ein lieber Kollege wieder fragt: „Lesen Sie denn meine Nachrichten gar nicht?“
     
SCHWEINE IM POSTFACH
    Wunderbar einfach hat das Internet die Kommunikation mit der Außenwelt gestaltet. Aber ebenso wunderbar einfach kann die Außenwelt nun auch in unsere Privatsphäre eindringen. Und das wollen wir nicht immer so haben, vor allem dann nicht, wenn wir mit Dosenfleisch-Mails zugemüllt werden.
    Täglich wandert eine Spätform gekochten Schweineschinkens in unsere Postfächer. Dieser Spiced Ham ist besser bekannt unter der Kurzform Spam . Wir verdanken seine sprachliche Herkunft einem berühmten Kurzfilm der englischen Komiker-Combo Monty Python .
    Die Szene spielt in einem Lokal. Die Speisekarte ist sehr eintönig: Es gibt nur Gerichte mit Spam. Der Gast möchte ein Essen ohne Spam bestellen, die Kellnerin aber schlägt ihm immer wieder ein Gericht mit Spam vor. Das Gespräch wird laufend von einem Wikinger-Chor unterbrochen, dessen gesangliches Repertoire sich auf Spam-Lobeshymnen beschränkt. Die Unterhaltung wird sinnlos und am Ende sogar unmöglich.
    Heute werden rund um den Globus statistisch gesehen 135,5 Milliarden dieser Spam-Mails verschickt – jeden Tag. Oft genug sind die Betreffzeilen so eindeutig, dass gut funktionierende Spamfilter schnell die Neuigkeiten aus der Potenzmittel-und Pornografie-Branche aussortieren.
    Inzwischen werden im Internet schon Seiten angeboten, die E-Mails vor Versand auf Spam-Verdacht prüfen. Dafür gibt es einen nachvollziehbaren Grund. Moderne Filter vergeben Punkte für bestimmte Schlüsselbegriffe in den Nachrichten. Ist eine bestimmte Punktzahl erreicht, wandert die E-Mail sofort in den Müll. Und dies wollen die Absender natürlich gern verhindern.
    Der Verband der deutschen Internetwirtschaft Eco hat eine Liste mit typischen Spam-Wörtern zusammengestellt. Dazu gehören beispielsweise porn, sex und offer , die aber auch in anderen deutschen Wörtern enthalten sind wie bei Ansporn, Staatsexamen oder Koffer . Auch scheinbar harmlose Begriffe können als Spam identifiziert werden. Dazu können Wörter wie umsonst, kostenlos, Geld oder Glücksspiel gehören.
    Forscher der Universität Hamburg haben ermittelt, dass Spam-Mails in den Unternehmen jährliche Kosten in Höhe von 500 Euro pro Mitarbeiter verursachen. Grund dafür ist aber nicht nur die pure Masse des Informationsmülls. Auch das Verhalten der Mitarbeiter ändert sich beim Umgang mit diesen Nachrichten. Sie müssen häufiger in ihrem Postfach nachsehen aus Sorge, eine wichtige Mail zu verpassen. Dies kostet Zeit und Konzentration.
    Und nur allzu häufig geben sie sehr offenherzig interne Informationen preis. Schließlich ist in der Kommunikation nicht immer nur interessant, was jemand sagt, sondern manchmal auch, was er nicht sagt.
    Ein Mitarbeiter oder Kollege, der bei einer feierlichen Ansprache nicht erwähnt wird, kann wichtige Schlüsse aus diesem Vorgang ziehen. Gäste, die nicht auf der Liste eines prominenten
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