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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition)
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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hauen gleich wieder ab«, sagte Sven mit einem kurzen Blick auf die Uhr. »In den Efteling-Märchenpark. Und ich habe ihm versprochen, dass wir hinterher noch zu McDonald’s fahren.«
    Das Wort McDonald’s entlockte dem hellblonden Knirps auf Svens Schoß nun doch eine Reaktion: Er sah kurz zu seinem Vater auf. Im nächsten Augenblick wandte er sich wieder dem Fernseher zu.
    »Man kann gar nicht früh genug damit anfangen, den Kindern Kultur nahezubringen«, sagte Maier.
    Sven nahm die halb neckische, halb zynische Bemerkung
für bare Münze. »Weißt du«, sagte er mit einem entschuldigenden Schulterzucken, »ich möchte bloß, dass er sich bei mir wohlfühlt. Gestern Abend hat er mich angeschaut, als ob ich ein wildfremder Mensch wäre. Erst wollte er gar nicht mit. Valerie musste ihn fast schon festbinden im Kindersitz. Ich wäre am liebsten im Boden versunken … Es hat wehgetan. Wahrscheinlich werde ich so ein typisch scheinheiliger Wochenend-Vater, der immer alles erlaubt und das Kind mit Geschenken überhäuft.«
    »Er wird’s schon vertragen«, sagte Maier. »Du hast ja auch eine ganze Menge nachzuholen.«

5
    Es war eine der besseren Gegenden in Tilburg. Breite Alleen mit ausgewachsenen Bäumen. Ordentliche, geräumige Häuser aus dunkelbraunem Backstein mit Bleiglasfenstern.
    Miguel fuhr hier bereits zum dritten Mal an diesem Morgen hindurch, um sich alles gut einzuprägen.
    Olivier saß neben ihm.
    »Wie willst du das angehen?«, fragte er, als sie das Haus hinter sich ließen und auf die Hauptstraße kamen.
    »Thierry kommt mit mir mit«, brummte Miguel in gebrochenem Französisch. »Du setzt dich ans Steuer.«
    Olivier musterte ihn von der Seite. »Mit diesem Auto?«
    Miguel nickte unmerklich. »Ein niederländisches Kennzeichen fällt weniger auf.«
    »Bon«, murmelte Olivier und starrte dann schweigend vor sich hin.
    Die Sache gefiel ihm nicht, da lief irgendwas falsch. Er hatte kein gutes Gefühl dabei. Dass er sich auf Dinge einließ, die das Tageslicht scheuten, hatte er natürlich von Anfang an gewusst. Und zugegeben, Alain hatte ihn nicht erst lange überreden müssen. Es gab gutes Geld, und das konnte er wahrlich gebrauchen. Außerdem wurde nichts wirklich Schlimmes von ihm verlangt. Ein bisschen illegal war es, das schon.
    Aber das war vor zwei Jahren, bevor Miguel zu ihnen gestoßen war. Seit der Kolumbianer mit von der Partie war, hatte sich viel verändert. Der tat die ganze Zeit so, als müsste er Rekruten auf einen Bürgerkrieg vorbereiten.
    Nach und nach war Olivier immer tiefer in etwas hineingeraten, was er nicht mehr unter Kontrolle hatte. Bis zum Hals steckte er jetzt drin. Genau wie Alain, wenn auch dem das weniger auszumachen schien.
    Olivier betrachtete das Flachland, das sie umgab. Ein Land, in dem er nie zuvor gewesen war. Les Pays-Bas, die Niederlande. Passte wie die Faust aufs Auge. Nirgends Hügel oder Berge. Wäre nicht alles zugebaut, man hätte fast meinen können, das Ende der Welt erreicht zu haben. Den Rand der Scheibe, von der man herunterpurzeln konnte.
    Ein Schauder durchlief ihn.
    Er hatte ein verdammt schlechtes Vorgefühl bei der Sache. Aber es gab keinen Weg mehr zurück. Er konnte nur das Beste hoffen.

6
    Paris schlief nie. Durch das historische Herz der Metropole rauschte vierundzwanzig Stunden am Tag der Verkehr. In den breiten Alleen und unzähligen kleinen Gassen, in die das Sonnenlicht nie vordrang, wimmelte es von Menschen aus aller Herren Länder. Ein buntes Durcheinander der verschiedensten Bevölkerungsgruppen. Bei den Sehenswürdigkeiten aus der Zeit Ludwigs XIV. und Napoleons tummelten sich die Touristen. In rammelvollen Reisebussen wurden sie von Notre Dame zum Louvre und von dort ins Hotel zurückgekarrt, begleitet von gelangweilten Führern, die das alles schon tausendmal gesehen hatten.
    Begriffe wie »früh« oder »spät« waren in der französischen Hauptstadt sehr relativ. In Paris waren immer Menschen auf den Beinen.
    Nur hier nicht.
    In dem unterirdischen Einkaufszentrum mit seiner spärlichen Beleuchtung war weit und breit kein Tourist zu entdecken. Hundert Meter weiter und eine Etage höher liefen die Massen an dem unauffälligen Eingang auf den Champs-Élysées einfach vorbei. Das Geknatter der Mofas und das Gehupe der Autos drang auch nicht bis hierher. Stattdessen war der Raum erfüllt vom monotonen Brummen einer alten Rolltreppe, von der ein muffiger Elektrogeruch ausging.
    Susan sah zu Maier auf, der die Daumen in die Taschen seiner
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