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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl
Autoren: dtv
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solchen Summe an jedem Zahltag gebunden zu sein, ist auf keinen Fall wünschenswert; es nimmt einem die Unabhängigkeit.«
    »Zweifellos; und letzten Endes erhält man keinen Dank |14| dafür. Sie glauben sich sicher und meinen, man tue ja nicht mehr, als was sie verlangen können, und es ruft keinerlei Dankbarkeit hervor. An deiner Stelle würde ich, was immer ich täte, ganz nach meinem Belieben handeln. Ich würde mich nicht verpflichten, ihnen irgend etwas jährlich zukommen zu lassen. Es könnte Jahre geben, in denen es sehr ungelegen kommt, hundert oder selbst fünfzig Pfund von unserem eigenen Lebensunterhalt zu erübrigen.«
    »Ich glaube, du hast recht, meine Liebe; es wird besser sein, hier nicht an eine Jahresrente zu denken; was immer ich ihnen gelegentlich geben mag, wird eine weit bessere Unterstützung sein als eine feste jährliche Zuwendung. Denn wenn sie sich eines höheren Einkommens sicher wären, würde das nur auf einen großzügigeren Lebensstil hinauslaufen; und am Ende des Jahres wären sie nicht um einen Sixpence reicher. Das wird gewiß das allerbeste sein. Ein Geschenk von fünfzig Pfund ab und an wird verhindern, daß sie in Geldnot sind, und das würde, denke ich, vollauf das Versprechen gegenüber meinem Vater erfüllen.«
    »Ganz bestimmt wird es das. In der Tat bin ich, um die Wahrheit zu sagen, selbst fest überzeugt, daß dein Vater gar nicht meinte, du solltest ihnen überhaupt Geld geben. Ich möchte behaupten, die Unterstützung, an die er dachte, war nur von der Art, wie sie vernünftigerweise von dir erwartet werden konnte: zum Beispiel Ausschau halten nach einem komfortablen kleinen Haus für sie, ihnen helfen, ihre Sachen zu befördern und ihnen in der Saison Geschenke an Fisch, Wild und dergleichen zu schicken. Ich wette mein Leben, daß er an nichts weiter gedacht hat; wirklich, alles andere wäre doch höchst seltsam und unvernünftig. Überlege nur, mein lieber Dashwood, wie außerordentlich gut deine Stiefmutter und ihre Töchter von den Zinsen ihrer siebentausend Pfund leben können – und dann sind da noch die eintausend Pfund, die jedes der Mädchen besitzt und die jedem von ihnen fünfzig Pfund im Jahr einbringen; natürlich werden sie ihrer Mutter davon ihre Beköstigung bezahlen. Insgesamt werden sie zusammen fünfhundert Pfund im Jahr haben, und |15| was in aller Welt können sich vier Frauen mehr wünschen? Sie werden so billig leben! Ihre Haushaltung wird sie so gut wie nichts kosten. Sie werden keine Kutsche, keine Pferde und kaum Dienerschaft haben; sie werden keine Bekanntschaften pflegen und können keine Nebenausgaben irgendwelcher Art haben! Denk dir nur, wie wohlversorgt sie sein werden! Fünfhundert im Jahr! Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie auch nur die Hälfte davon verbrauchen können; daran zu denken, ihnen noch mehr zu geben, ist völlig absurd. Sie werden viel eher imstande sein,
dir
etwas zu geben.«
    »Auf mein Wort«, sagte Mr.   Dashwood, »ich glaube, du hast vollkommen recht. Mein Vater konnte mit seiner Bitte an mich nichts weiter meinen als das, was du sagst. Mir ist das jetzt völlig klar, und ich werde meine Verpflichtungen mit solcherart Unterstützung und Gefälligkeiten erfüllen, wie du sie beschrieben hast. Wenn meine Mutter in ein anderes Haus umzieht, werde ich ihr meine Dienste, soweit es mir möglich ist, bereitwillig zur Verfügung stellen, um sie einzuquartieren. Ein kleines Geschenk an Möbeln mag dann ebenfalls willkommen sein.«
    »Gewiß«, erwiderte Mrs.   John Dashwood. »Eins muß jedoch bedacht werden. Als dein Vater und deine Mutter nach Norland zogen, wurden zwar die Möbel von Stanhill verkauft, doch das ganze Porzellan, Silber und Linnen haben sie behalten, und es gehört jetzt deiner Mutter. Ihr Haus wird deshalb fast vollständig ausgestattet sein, sobald sie es übernimmt.«
    »Das ist zweifellos eine wichtige Überlegung. In der Tat, ein wertvolles Erbe! Und doch wäre einiges von dem Silber eine sehr erfreuliche Ergänzung für unser eigenes Inventar hier gewesen.«
    »Ja, und das Frühstücksporzellan-Service ist doppelt so schön wie das zu diesem Haus gehörige. Viel zu schön, meiner Meinung nach, für jeden Ort, an dem zu leben
sie
sich jemals leisten können. Aber so ist es nun einmal. Dein Vater dachte nur an
sie
. Und ich muß dir sagen, daß du ihm keine besondere Dankbarkeit oder Beachtung seiner Wünsche |16| schuldest, denn wir wissen sehr wohl, daß er fast alles in der
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