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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl
Autoren: dtv
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dann
laß
uns etwas für sie tun; aber dieses
Etwas
müssen nicht dreitausend Pfund sein. Überlege bitte«, fügte sie hinzu, »daß das Geld, wenn man sich einmal davon getrennt hat, niemals zurückkommen kann. Deine Schwestern werden heiraten, und es wird für immer weg sein. Wenn es allerdings unserem armen kleinen Jungen jemals wieder zurückgegeben werden könnte   ...«
    »Ja, gewiß«, sagte ihr Gatte sehr ernst, »das würde die Sache völlig ändern. Es mag die Zeit kommen, wo Harry bedauert, daß man eine so große Summe fortgegeben hat. Wenn er zum |12| Beispiel eine zahlreiche Familie haben sollte, wären dreitausend Pfund eine sehr gelegene Aufbesserung.«
    »Allerdings.«
    »Dann wäre es vielleicht besser für alle, wenn die Summe um die Hälfte verringert würde. Fünfhundert Pfund würden eine gewaltige Erhöhung ihres Vermögens bedeuten.«
    »O ja, eine außerordentliche! Welcher Bruder auf der Welt würde auch nur halb soviel für seine Schwestern tun, selbst wenn sie wirklich seine Schwestern wären! Denn wie die Sache steht, sind es ja nur Halbschwestern! – Aber du hast eben eine so großmütige Gesinnung!«
    »Ich würde nichts Unwürdiges tun wollen«, erwiderte er. »Man sollte bei solchen Anlässen eher zuviel als zuwenig tun. Zumindest kann dann niemand denken, ich hätte nicht genug für sie getan; sogar sie selber können kaum mehr erwarten.«
    »Man kann nie wissen, was
sie
erwarten«, sagte seine Gattin, »aber wir sollten nicht an
ihre
Erwartungen denken; die Frage ist doch, was du dir leisten kannst.«
    »Natürlich, und ich denke, ich kann es mir leisten, ihnen jeweils fünfhundert Pfund zu geben. Wie die Sache steht, wird jede von ihnen, ohne eine zusätzliche Summe von mir, beim Tod ihrer Mutter mehr als dreitausend Pfund haben; ein sehr beträchtliches Vermögen für eine jede junge Frau.«
    »Gewiß ist es das, und es scheint mir in der Tat, daß sie überhaupt nichts zusätzlich brauchen. Sie werden zehntausend Pfund haben, die unter ihnen zu teilen sind. Wenn sie heiraten, werden sie bestimmt eine gute Partie machen; und wenn das nicht der Fall ist, können sie doch alle zusammen ganz sorgenfrei von den Zinsen der zehntausend Pfund leben.«
    »Das ist sehr richtig, und deshalb weiß ich gar nicht, ob es im ganzen gesehen nicht ratsamer wäre, lieber etwas für ihre Mutter zu deren Lebzeiten zu tun als für die Töchter; ich meine, etwas von der Art einer Jahresrente. Meine Schwestern würden ebenso die guten Auswirkungen davon zu spüren bekommen wie sie selbst. Mit zusätzlichen einhundert Pfund im Jahr könnten sie alle sehr gut leben.«
    |13| Doch seine Gattin zögerte ein wenig, ihre Zustimmung zu diesem Plan zu geben.
    »Sicher«, sagte sie, »ist es besser, als auf einmal fünfzehnhundert Pfund wegzugeben. Aber schließlich, wenn Mrs.   Dashwood noch fünfzehn Jahre leben sollte, dann sind wir gewaltig reingefallen.«
    »Fünfzehn Jahre! Meine liebe Fanny; sie kann nicht mehr halb so lange leben.«
    »Sicherlich nicht; aber wie du beobachten kannst, leben Leute, wenn ihnen irgendeine Jahresrente zu zahlen ist, ewig; und sie ist sehr kräftig und gesund und erst kaum vierzig. Eine Jahresrente ist eine sehr ernste Angelegenheit; sie ist immer wieder zu zahlen, jedes Jahr, und man kann nicht davon freikommen. Dir ist nicht klar, was du tust. Ich habe eine Menge Schwierigkeiten mit Jahresrenten erlebt, denn meine Mutter war durch das Testament meines Vaters mit der Zahlung von drei solchen Renten an ausgediente alte Dienstboten belastet, sie fand das ungemein lästig. Zweimal im Jahr waren diese Renten zu zahlen; und dann war da noch die Schwierigkeit, es ihnen zukommen zu lassen, und dann hieß es, einer von ihnen wäre gestorben, und hinterher stellte es sich heraus, daß es gar nicht stimmte. Meine Mutter hatte das gründlich satt. Ihr Einkommen gehöre ihr nicht mehr bei solchen beständigen Forderungen, sagte sie; und es war um so unfreundlicher von meinem Vater, als das Geld andernfalls meiner Mutter vollständig zur Verfügung gestanden hätte, ohne irgendwelche Einschränkungen. Das hat mir Jahresrenten so verhaßt gemacht, daß ich mich um nichts in der Welt auf die Zahlung einer solchen festlegen würde.«
    »Es ist gewiß eine unerfreuliche Sache«, erwiderte Mr.   Dashwood, »jedes Jahr einen solchen Aderlaß an seinem Einkommen zu haben. Dein Vermögen ist, wie deine Mutter ganz richtig sagt, dann nicht mehr dein eigen. An die regelmäßige Zahlung einer
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