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Versehentlich verliebt (German Edition)

Versehentlich verliebt (German Edition)

Titel: Versehentlich verliebt (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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anschleichen, geschmeidig bewegen, wie eine Großkatze. Da, tatsächlich, er bekommt eine Flasche Cola. Glasflaschen. Himmel, gibt es hier keinen Fortschritt? Wo bin ich hier gelandet? So schüchtern scheint der Typ dann doch nicht zu sein. Er öffnet die Flasche locker am Rand des Automaten, wie es nur echt coole Typen können. Der Deckel springt ab und fällt auf den Boden, wo er achtlos unter den Automaten gekickt wird. Ich lächele, als der Typ sich an mir vorbeischiebt. Da bleibt doch nur noch eines: ich werde es ihm nachmachen. Fanta, Cola, Cola Zero und Sprite. Was für eine wunderbare Auswahl. Wenn ich noch mehr Kleingeld finde, kann ich mir hier in den nächsten Stunden einen Zuckerschock holen. Trotzdem entscheide ich mich für das schwarze Getränk, das nach nichts schmeckt (wenn wir ehrlich sind). Millionen verdient dieser Konzern alleine durch Werbung. Jedes Kind kennt es, will es und kriegt es sogar. Aber wenn Sie mich fragen: Nach was schmeckt es eigentlich? Keine Ahnung. Beschreiben Sie doch mal den Geschmack. Na? Aha, dachte ich es mir doch. Es schmeckt nach nichts. Nach gar nichts. Und genau nach diesem Nichts sehne ich mich jetzt.
    „Wird das heute noch was?“
    Ich drehe mich überrascht um. Ja, ich kenne diese Stimme. Zwar nicht besonders gut, aber ich kenne sie. Zumindest habe ich sie schon mal gehört. Der Gepäckwagen, den ich aus dem Augenwinkel erspähe, lässt mich Böses ahnen. Ich drehe mich genervt um.
    „Sieh einer an.“
    „Also? Ich will mir dieses Jahr auch noch was zu trinken holen ...“
    Diese Chance gebe ich ihm nicht. Er würde mir einfach so vor meinen Augen die letzte Flasche Cola aus dem Automaten ziehen – und dann würde er grinsend mit seiner Kordjacke und dem Gepäckwagen verschwinden. Tolle Leistung, Nerdboy, aber diesen Triumph schenke ich dir ganz sicher nicht einfach so.
    „Gedulde dich bitte noch einen Moment. Ich entscheide mich gerade.“
    Mein Geld wird immer weniger. Zumindest mein Kleingeld. Ich habe ja auch nicht damit gerechnet, unendlich viele Stunden hier in Stuttgart zu verbringen. Ich sollte schon längst über den Wolken sein. Auf dem Weg zu meiner Familie und dem Tier. Nachdem ich das Kleingeld durch den Schlitz schiebe, dauert es einige Sekunden … Endlich nehme ich das erlösende Geräusch wahr, die Flasche ist unten angekommen. Betont lässig – zumindest versuche ich so zu wirken – ziehe ich sie aus dem Automaten und sehe dann wieder zum Kordjacken-Typ hin.
    „Tu dir keinen Zwang an.“
    Ich gehe zwei Schritte zurück und für einen kurzen Moment überlege ich mir, ob es nicht die Chance wäre, seinen Gepäckwagen zu klauen. Mit einem leichten Schubs könnte ich seine hässliche Sporttasche auf den Boden schubsen und dann wäre ich weg. Es wäre das Highlight meines ansonsten besch...eidenen Tages.
    Auch seine Colaflasche ist unten angekommen, das verrät das dumpfe Geräusch. Das heißt, ich muss mich entscheiden. Jawohl, Pippa Wunsch wäre gern unheimlich cool und gerissen. Sie würde dann als erster Flughafen-Outlaw in die Geschichte eingehen. Man würde sich an den Lagerfeuern erzählen, dass sie eine Frau ohne Nerven sei, kühn und überlegen. Dass sie Gepäckwagen stiehlt wie keine zweite und zahllosen Männern den Kopf verdreht. So ein Blödsinn! Ich habe null kriminelle Energie in mir. Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Jetzt öffnet er seine Cola-Flasche genauso lässig, wie der Typ vorhin. Da dämmert es mir langsam. Wie um alles in der Welt soll ich nur diese Flasche öffnen? Ich beherrsche die Feuerzeug-Flaschenöffner-Technik kein bisschen (wie die meisten anderen Frauen übrigens auch). Ich bin der Typ Frau, der auf jeder Uni-Fete immer einen netten Kerl darum bitten musste, die Bierflasche zu öffnen. Okay, das ist eine gute Masche um nette Kerle kennen zu lernen. Ich habe, um es nicht unerwähnt zu lassen, meinen Ex-Freund Benny genauso kennen gelernt. Aber ich rauche nicht, also habe ich kein Feuerzeug. Benny ... Seine blonden Locken, seine strahlenden grünen Augen und das Zahnpasta-Lächeln, immer wenn er mich gesehen hat. Wie gerne hätte ich ihn jetzt hier. Er würde mir die Flasche öffnen, meine Tasche tragen und mich in den Arm nehmen. An Weihnachten und allen anderen Feiertagen fällt es mir besonders schwer, alleine zu sein. Deswegen war die Flucht zu meinen Eltern eine gute Art der Ablenkung. Jetzt stehe ich aber dennoch alleine hier und könnte heulen.
    „Soll ich für dich die Flasche aufmachen?“
    Ich muss mich
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