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Verschwoerung der Ritter

Verschwoerung der Ritter

Titel: Verschwoerung der Ritter
Autoren: Thilo
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Stein gebaut.

    Maddox wandte sich an Ben. »Ursprünglich waren Burgen nur aus Erdwällen und Holz errichtet. Man nennt sie heute Motten. Der Turm in der Mitte wurde am heftigsten verteidigt. Er heißt Bergfried. Bald werden aber alle aus Stein sein, das hält länger. Noch zu eurer Zeit verbringt die englische Königsfamilie viele Wochen im Jahr hier auf Schloss Windsor.«
    Ben nickte stumm. Von Schloss Windsor hatte er schon mal was gehört. Er betrachtete die Festtafel, die unter einem Kastanienbaum für die Rückkehrer aufgebaut worden war. Der Tisch bog sich unter der Last der Speisen. Gebratene Hühner und Fasane. Rüben, Grütze, ein Kessel dampfende Suppe. Sogar ein ganzes Wildschwein vom Spieß mit einem Apfel im Mund. Ein Mundschenk hielt Krüge voll Wein und kühlem Wasser bereit. Benhatte sich schon vor Langem geschworen, keine Tiere mehr zu essen. Er liebte sie viel zu sehr. Den Rittern aber schien es zu schmecken. Maddox beugte sich zu Ben und Kalle herüber. »Die Mehrzahl der Bevölkerung im Mittelalter isst immer nur Getreide und Gemüse. Wer überhaupt Tiere besitzt, würde sie nur im Notfall schlachten.«
    »Wo ist mein Bruder, dieser Nichtsnutz!«, donnerte Richards Stimme durch die Burg. Sofort eilten Bedienstete herbei, um dem König beim Absteigen zu helfen. Von überall her strömten nun Wachmänner, Diener, Hofstaat, Mägde, Köchinnen, Handwerker und ihre Kinder in den Hof. Alle wollten den König sehen – Richard Löwenherz war endlich wieder zurück!
    Schließlich traute sich jemand zu antworten. »Johann hat sich mit seinen Beraternin den White Tower nach London zurückgezogen. Sofort, als die Nachricht Eurer glücklichen Rückkehr eintraf.«
    Löwenherz lief aufgebracht im Burghof auf und ab. »In den Tower? Hoffentlich gleich in den Kerker, dann muss ich ihn nicht dort hineinwerfen lassen.«
    Tobend stampfte er um den Brunnen. »Was mache ich nur mit ihm?«, schnaubte Löwenherz. »Er ist immer noch mein Bruder!« Kalle kletterte mühsam von seinem Pferd herunter und ging zu ihm. »Herr, wie wäre es mit einem Turnier bei dem großen Fest morgen?«, schlug er vor. »Wenn Ihr ihn vor aller Augen besiegt, ist das eine große Schande, oder? Für einen Mann, der eben noch König gespielt hat, sicher schlimmer als der Tod.«
    »Hahaha!« Richard Löwenherz lachte laut los. »Ich wusste doch, euch kann ich brauchen.Der Einfall ist grandios! – Bruder Bonifatius, bitte kommt zu mir!«
    Ein Mönch mit Glatze kam herbeigeeilt. »Schreib: Hiermit fordere ich Johann Ohneland zu einem Zweikampfe im ritterlichen Turnier. Der Verlierer muss den Gewinner vor allen Ehrenmännern des Königreichs um Verzeihung bitten!«
    »Im Mittelalter kann kaum jemand schreiben oder lesen«, zischte Maddox. »Außer den Adligen nur die Mönche im Kloster. Eine Schule wie bei euch ist den Menschen damals unbekannt.«
    »Cooooool!«, entfuhr es Kalle.
    Kaum war der Mönch fertig, tropfte er Wachs auf den Brief. Richard drückte mit seinem Ring das königliche Siegel hinein und übergab die Nachricht an Kalle.
    »Reitet zum White Tower nach Londonund übergebt die Einladung an meinen Bruder persönlich. Ich erwarte ihn morgen hier. Zum Turnier!«
    Dann warf er Kalle einen seiner Ringe zu. »Damit bekommt ihr jede Hilfe, die ihr braucht.«

Tower of London
    Schnell wie der Wind jagten die Pferde der vier Gefährten an der Themse entlang. Felder, Bäume, Menschen, Kähne flogen nur so an ihnen vorbei. Ben verschmolz geradezu mit seinem Schimmel. Schon nach dieser kurzen Zeit schien das Pferd genau zu verstehen, was Ben von ihm wollte. Nie musste er am Zügel reißen, nie die Hacken in die Flanken des Pferdes schlagen. Ein sanfter Druck mit den Füßen reichte aus und es änderteRichtung oder Tempo. Es war seltsam, aber wahr: Der Schimmel hatte ihm das Reiten beigebracht. Jetzt genoss Ben den Duft der Freiheit, den man nur auf dem Rücken eines Pferdes so deutlich riechen kann. Eichhörnchen Stahlbert klammerte sich in der Mähne fest.
    Nach fünf Meilen tauchten am Horizont die ersten Häuser auf. London war zu dieser Zeit bereits eine große Stadt, wie sie bemerkten.

    »Der White Tower sichert London gegen Osten, Windsor gegen Feinde aus dem Westen«, gab Maddox sein Wissen preis. »Auch er war zunächst nur eine Motte, aber jetzt …«

    Weiter musste Maddox nicht sprechen, denn das Gebäude tauchte bereits vor ihnen auf. Direkt an der Themse. Weiß und uneinnehmbar. Diese Burg wirkte wie eine geballte Faust, die
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