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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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einen braungebrannten Unterschenkel, der von glänzenden blonden Haaren bedeckt war. Die Kugel hatte den Mann mitten ins Gesicht getroffen, und Blut und Gehirnsubstanz waren aus dem Hinterkopf geflossen. Das Bankpersonal war in der hinteren Ecke des Raums versammelt, und vor ihnen saß Gunvald Larsson mit halbem Hintern auf dem Schreibtisch, den Oberschenkel über die Tischecke gelegt. Er notierte sich etwas, während eine der Frauen mit gellender, aufgeregter Stimme sprach.
    Als Gunvald Larsson sah, dass Rönn hereinkam, hob er seine rechte, große flache Hand in Richtung der Frau, die augenblicklich mitten im Satz verstummte. Gunvald Larsson stand auf, schlug die Tresenklappe zurück und ging mit dem Notizblock in der Hand zu Rönn. Er nickte zu dem Mann auf dem Fußboden und sagte:
    »Kein besonders schöner Anblick. Wenn du hier übernimmst, kann ich die Zeugen woanders hinbringen, vielleicht zur alten Wache 2 in der Rosenlundsgatan. Dann könnt ihr hier in Ruhe arbeiten.« Rönn nickte.
    »Eine Frau soll das angerichtet haben«, sagte er. »Das Geld hat sie mitgehen lassen. Hat einer gesehen, in welche Richtung sie verschwunden ist?«
    »Von den Bankangestellten jedenfalls keiner«, erwiderte Gunvald Larsson. »Draußen hat anscheinend ein Typ gestanden und beobachtet, wie ein Auto weggefahren ist, aber er hat die Nummer nicht gesehen und ist sich auch bei der Automarke nicht sicher, das bringt uns also nicht sonderlich weiter. Ich werde mich später mit ihm unterhalten.«
    »Und wer ist das?«, fragte Rönn mit einem kurzen Nicken zu dem Toten.
    »Irgendein Idiot, der den Helden spielen wollte. Er hat versucht, sich auf die Bankräuberin zu stürzen, worauf sie ihn natürlich vor lauter Schreck erschossen hat. Ein Kunde der Bank, das Personal kennt ihn. Er war unten an seinem Bankfach und kam mittendrin die Treppe dahinten hoch.« Gunvald Larsson schaute in seinen Notizblock.
    »Er war Diplomsportlehrer und hieß Girdon. Mit ä.«
    »Vielleicht hat er gedacht, er wäre Flash Gordon«, meinte Rönn.
    Gunvald Larsson warf ihm einen forschenden Blick zu. Rönn errötete und sagte ablenkend:
    »Jau, in dem Ding da gibt es bestimmt Bilder von der Bankräuberin.«
    Er zeigte auf eine Kamera, die unter der Decke hing. »Vorausgesetzt, sie ist richtig eingestellt und es ist überhaupt ein Film drin«, sagte Gunvald Larsson skeptisch. »Und falls die Kassiererin daran gedacht hat, den Knopf zu drücken.« Die meisten Bankfilialen waren mittlerweile mit Kameras ausgestattet, die zu filmen begannen, sobald der Angestellte an der Kasse auf einen Knopf im Fußboden trat. Das war die einzige Maßnahme, die das Personal im Falle eines Überfalls ergreifen sollte. Seit es immer häufiger zu bewaffneten Banküberfällen kam, hatten die Geldinstitute ihre Angestellten angewiesen, das verlangte Geld auszuhändigen und ansonsten nichts zu unternehmen, um die Täter aufzuhalten oder zu behindern und sich damit in Lebensgefahr zu bringen. Diese Verhaltensregel war nicht, wie man womöglich fälschlicherweise annehmen könnte, aus humanitären Gründen oder Sorge um die Bankangestellten angeordnet worden, sondern basierte auf der Erfahrung, dass es für Banken und Versicherungen billiger war, den Räuber mit seiner Beute entkommen zu lassen, als Schadensersatz und möglicherweise lebenslängliche Unterhaltszahlungen an hinterbliebene Familien zu leisten. Was leicht passieren konnte, falls jemand verletzt oder getötet wurde. Der Gerichtsmediziner traf ein, und Rönn ging zu seinem Wagen hinaus, um seine Mordfalltasche zu holen. Er benutzte alte Methoden, nicht selten ohne Erfolg. Gunvald Larsson marschierte mit den drei Bankangestellten und weiteren vier Personen, die sich als Zeugen gemeldet hatten, zur alten Polizeiwache in der Rosenlundsgatan.
    Er durfte eins der Vernehmungszimmer benutzen, wo er seine Wildlederjacke auszog und über den Stuhlrücken hängte, ehe er mit einer ersten Befragung begann.
    Während die Aussagen der drei Bankangestellten praktisch identisch waren, fielen die der vier anderen Zeugen dafür umso unterschiedlicher aus.
    Der erste dieser Zeugen war ein zweiundvierzigjähriger Mann, der sich zum Zeitpunkt des Schusses in einem Hauseingang fünf Meter von der Bank entfernt aufhielt. Er hatte eine junge Frau mit schwarzem Hut und Sonnenbrille vorbeihasten sehen, und als er, seinen Worten zufolge, eine halbe Minute später die Straße hinabblickte, war ihm in fünfzehn Metern Entfernung ein grüner Pkw
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