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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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war kein Passant auf
der Straße. Und im Café MEHNERT hatten sich alle Fenstertische geleert — bis
auf den mit Tetzke und Roberto.
    „Ich... werd wahnsinnig“,
ächzte der Frankenstein-Typ.
    „Verdammt! Das sind doch noch
halbe Kinder.“ Roberto glotzte hinüber.
    „Von wegen! Die Konkurrenz wird
immer jünger. Wahrscheinlich sind sie drogenabhängig und brauchen Beute für
Stoff.“
    „Wie Fixer sahen die nicht aus.
Was machen wir?“
    „Abwarten. Wenn wir da
reinwollen, fangen wir uns was ein. Außerdem haben die bestimmt die Tür
abgesperrt.“
    Minuten verstrichen. Einmal
blitzte drüben eine Taschenlampe auf, aber nur kurz. Weniger als eine
Sternschnuppe.
    18.12 Uhr.
    Die beiden Kriminellen konnten
kaum stillsitzen.
    Ein Kleinbus mit schwarz
getönten Scheiben rollte heran und hielt vor dem LOCKSTETT.
    Die vier Jugendlichen kamen
heraus, jetzt ohne Masken, trugen prall gefüllte Falttaschen und... grinsten.
Das Mädchen — unglaublich! — schloss die Eingangstür ab und steckte den
Schlüssel ein. Hinein in den Kleinbus! Dessen Fahrer — natürlich einer über 18
und mit Führerschein — war nur als dunkler Schatten auszumachen. Ab die Post!
    Tetzke sprang auf.
    „Ich ruf an! Verfluchte Kiste!
Vielleicht haben die nicht alles geklaut.“
    Weil ein Handy verräterisch
ist, sich nämlich leicht abhören lässt, hatte er’s gar nicht erst mitgenommen.
Zum Münzfernsprecher! Der befand sich in dem Gang vor den Toiletten.
    Nach dem fünften Läuten meldete
sich der Juwelier. Er keuchte.
    „Ich bin’s“, zischte Tetzke.
„Was, zum Teufel, ist los bei Ihnen. Das sah wie ein Überfall aus.“
    „Ja. Ein Überfall.“ Der
Juwelier klang, als hätte er alle Hoffnung aufgegeben. „Der Wachmann ist
verletzt. Sie haben ihn niedergeschlagen. Diese verdammten Kids! Diese
Rumtreiber! Mich haben sie hier ins Büro eingesperrt. Der Große hat mich
gefesselt. Aber eben habe ich den Strick abgestreift. Ich muss jetzt die
Polizei anrufen. Diese Horror-Kids haben alles geraubt. Wir können später
reden. Ich..
    Der Hörer wurde Tetzke aus der
Hand genommen. Eine Pistolenmündung berührte den bulligen Nacken.
    „Polizei!“, sagte Wespe. „Keine
Bewegung, Mann! Sie sind verhaftet. Hat ja prima geklappt, nicht wahr? Wir
konnten uns ausrechnen, wo ihr euch postiert. Von wo ihr beobachtet. Aber wer
von den Gästen hier ist es? Jedenfalls hatten TKKG die richtige Idee. Wie im
Nebel des Grauens. Legen Sie ihm Handschellen an, Meier-zwo.“

    Tetzke wurde übel. Beinahe
hätte er sich auf den Fernsprecher übergeben.
    Wespe nahm den Hörer. „Herr
Lockstett! Sie können wieder Licht machen. Wir haben die beiden. Ganz schnell
werden die uns nun sagen, wo Ihre Tochter ist. Rufen Sie schon mal TKKG über
Handy an. Damit die nicht endlos umherkutschieren.“

3. Roberto sagt aus
     
    „Wahrscheinlich kriege ich
einen mordsmäßigen Anschiss“, sagte Wespe. „Weil ich euch das habe machen
lassen. Und nicht irgendwelche Kollegen. Aber ihr ward so unverdächtig wie
Babys in der Krabbelgruppe. Und trotzdem — einem Typ wie Tim nimmt man den
Überfall ab. Mit Waffe und Gewalt. Tja, ich nehm’s auf meine Kappe. Wir haben
die Filmszene genau nachgespielt.“
    „Danke für das Kompliment“,
grinste Tim. „Ich wusste nicht, dass man mich für Al Capone halten kann.“
    Sie saßen wieder in Wespes
Büro. Es war eine Stunde später. Vier Türen entfernt und auf der anderen Seite
des Flurs wurden die Ganoven verhört. Sie waren krimineller Bodensatz und ohne
Rückgrat, jetzt nur noch darauf bedacht, möglichst harmlos zu erscheinen. Sie
hatten sofort verraten, wohin sie Julia verschleppt hatten. Die Entführte
befand sich, gefesselt und geknebelt, im Keller eines leer stehenden Abbruchhauses
und wurde befreit. Sie war unversehrt. Aber alle Lockstetts standen unter
Schock.
    „Wir haben uns eine Belohnung
verdient“, meinte Klößchen. „Wir waren echt gut.“
    Gaby pustete gegen ihre
Ponyfransen. „Trotzdem haben wir Glück gehabt. Denn keiner von uns hat an eine
vertrackte Möglichkeit gedacht. Auch Julia nicht — als sie den Tipp gab.“
    „Was meinst du?“, fragte Karl.
    „Was wäre gewesen“, lächelte
Gaby, „wenn die Ganoven den Film gekannt hätten? Wären sie dann reingefallen
auf den Trick?“
    „Wahrscheinlich nicht“, nickte
Tim. „Sie wären aus dem Café verduftet, hätten Lockstett angerufen und ihn noch
schlimmer unter Druck gesetzt. Vielleicht wäre dann einer von Julias Fingern
fällig gewesen.
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