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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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fuhr jetzt flott.
Immer geradeaus. Charlotte war nervlich überfordert. Sie verharrte gekrümmt und
war beängstigend blass.
    Hilft alles nichts!, dachte Tim
und ging nach hinten, um durchs Rückfenster zu gucken. Gaby war aufgestanden
und kniete neben ihm. Sie zogen die Jalousie hoch und der goldene Abend
schimmerte herein.
    Bis jetzt war die Strecke
gerade. Tim sah das Ferienhaus und die beiden Gangster. Sie folgten ihnen.
Unglaublich! Aber sie hatten sich tatsächlich zu Fuß an die Verfolgung gemacht,
wobei sich Olaf allerdings mühsam schleppte und schon jetzt zurückfiel.
    Die Entfernung betrug
mindestens 1000 Meter und es wurde jede Sekunde mehr.
    „Entweder die sind plemplem“,
sagte Tim. „oder das Tal ist ‘ne Sackgasse und wir müssen auf demselben Weg
zurück. Wo habe ich denn die Pistole?“
    Er sah sie hinterm Fahrersitz
auf dem Boden.
    „Kein Feuergefecht“, sagte
Gaby. „Ehe es dazu kommt, ergeben wir uns. Oder wir lassen alles zurück und
machen eine Nachtwanderung nach Chisotitta zum nächsten Telefon. Das ist jetzt
das Wichtigste. Im Übrigen, Häuptling, hast du’s recht gut gemacht. Nicht
perfekt, aber immerhin sind wir frei.“
    „Ja, es hätte besser laufen
können.“ Er legte den Arm um sie.
    Gaby schwenkte ihre Handschelle
und wurde nun auch davon befreit.
    Charlotte fuhr mindestens
achtzig. Immer noch gekrümmt, hockte sie hinterm Lenkrad. Eine Kurve zog sich
um einen Hügel herum. Das Ferienhaus der Familie Clüngel-Fründe und die
marschierenden Gangster gerieten außer Sicht. Der Wagen wurde schneller.
    „Frau Lampe, Sie brauchen nicht
so...“
    ...zu rasen, wollte Tim sagen.
Aber dazu kam es nicht mehr. Denn Charlotte preschte über die einzige
Straßenkreuzung, die es im Tal Diabolo gibt. Sie ist rund ums Jahr selten
befahren, kriegt allenfalls zur Ferienzeit Gummi zu kosten. Von links, hinter
dem Hügel hervor, führt die andere Straße heran. Auf ihr näherte sich — und
keineswegs langsam — der Touring mit Bernd Riedmeyer und Marion Schulten. Bernd
fuhr. Vor Charlotte erreichte er die Kreuzung. Und er hatte Vorfahrt.
    In ihrer gekrümmten Haltung sah
Charlotte weder Verkehrsschilder noch drohende Gefahr. Erst als sich der
Touring breitseitig vor dem Wohnmobil befand, stieg Charlotte auf die Bremse.
    Es war noch heftiger als
vorhin. Tim und Gaby flogen erst vom Bett runter, dann — beim Anprall — wieder
hinauf. Pauline jaulte. Sie landete unter der Spüle in einem leeren Eimer. Das
Wohnmobil rammte den Touring, schob ihn über die Straße und auf den sanft
abfallenden Grünstreifen. Dort kippte der Pkw langsam auf die linke Seite. So
blieb er liegen.
    ...! Tim zerkaute lautlos einen
bitterbösen Fluch. Und wiederholte ihn drei Mal. Gaby war o. k. Das sah er.
Charlotte schraubte sich neben dem Fahrersitz in die Höhe, nun endlich
kerzengerade.
    „O Gott! Das wollte ich nicht.“
    Tim nahm Pauline aus dem Eimer,
gab sie Gaby, ging nach vorn und sah, wie sich zwei Gestalten aus dem Touring
befreiten. Sie kletterten — offenbar unverletzt — durch das Fenster der
Beifahrertür, die himmelwärts gerichtet war.
    Zuerst die Frau. Sie hatte
ihren Strohhut verloren. Tim erkannte sie trotzdem. Dann der Typ im schwarzen
T-Shirt: Olafs Bruder Bernd, der den Tipp geliefert hatte. Damit war natürlich
der Überfall gemeint. Bernd blutete an der Stirn. Aber nicht mal ein
Baby-Vampir wäre davon satt geworden.
    Tim nahm die Pistole und schob
sie sich hinten in den Gürtel. Dann stieg der TKKG-Häuptling aus.
    „Sind Sie wahnsinnig?!“,
kreischte ihn die Frau an. „Wollen Sie uns umbringen? Wir hatten Vorfahrt.“
    „Rechtlich völlig klar“, nickte
Tim. „Aber das ist jetzt zweitrangig. Wichtiger ist — und das erklärt auch
unser Ungestüm dass wir uns auf der Flucht befinden. Ja, wir werden verfolgt.
Zwei bewaffnete Mafiosi sind hinter uns her. Wir brauchen ein Telefon. Wir
müssen die Polizei rufen. Haben Sie ein Handy?“
    Die beiden glotzten ihn an.
Charlotte hatte das Wohnmobil wieder gestartet und rollte ein paar Meter
zurück. Der Wagen war vorn stark beschädigt. Die Scheinwerfer hingen heraus.
Aber er war fahrbereit. Bernd wischte sich mit dem Handrücken die Stirn und
erschrak dann über sein Blut.
    „Verfolgt?“, fragte die Frau.
„Von Mafiosi? Weshalb denn?“
    „Das ist eine lange
Geschichte.“ Und vorläufig erfahrt ihr die nicht, dachte Tim. Ungeduldig
streckte er die Hand aus. „Bitte, ihr Handy!“
    „Liegt im Wagen.“ Die Frau
drehte sich
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