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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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näher, die Pistole in der Hand.
    Tim zuckte die Achseln und
lehnte sich zurück. Dabei schob er zwei Büroklammern unter den Oberschenkel.
Der Gangster merkte nichts. Tims linke Seite war abgewandt.
    „Das Zeug bleibt liegen. Keiner
fasst hier was an.“
    „Dass wir nicht mit den
Handgranaten spielen sollen, die Frau Lampe unterm Bett hat“, grinste Tim,
„kann ich ja verstehen. Aber dass Sie sich vor Schreibutensilien fürchten,
erstaunt mich.“
    „Halt den Mund!“ Olaf setzte
sich wieder.
    Tim und Gaby tauschten einen
Blick. Charlotte beteiligte sich. Sie hatte beobachtet, was Tim beiseite
brachte.
    Es war schon eine Weile her,
aber damals — anlässlich eines gemütlichen Abends bei Familie Glockner — hatte
der Kommissar den Jungs ein paar Tricks gezeigt, die in keinem Polizei-Lehrbuch
stehen. U.a. wie man mit einer Büroklammer, einer Haarnadel oder einem dünnen
Stück Draht eine Handschelle , auf schließt 4 . Tim, der ja ständig
darauf aus ist, Können und Fähigkeiten zu perfektionieren, hatte viele Male mit
Büroklammer und geliehener Handschelle geübt. Klößchens Aufgabe war es gewesen,
Tim die Hände mit stählerner Acht auf den Rücken zu fesseln. Trotzdem hatte Tim
sich befreit. Und dabei im Wettlauf gegen die Uhr gekämpft. Zum Schluss ging’s
ruckzuck.
    Sie fuhren weiter und näherten
sich dem Dorf.
    Tim bog eine Klammer auf. Gaby
rückte unmerklich näher an ihn heran. Tim schob den Arm in Nabelhöhe, dicht an
sich gepresst, zum Handgelenk und begann zu stochern.
    Sie erreichten Chisotitta.
Alles sah hübsch aus: die leicht baufälligen Häuser, die blühenden Gärten, der
braune Abendschatten unter den südlichen Bäumen. Das Wohnmobil glitt an einer
Osteria ( Landgasthaus ) vorbei. Daneben parkte ein Touring und Tim
erkannte das heimatliche Kennzeichen.
    Im selben Moment trat ein Paar
aus der Gaststätte. Touristen. Sie im bunten Sommerkleid und mit Strohhut. Der
Mann in Shorts und schwarzem Polohemd oder T-Shirt.
    Olaf stieß einen Laut aus, als
werde ihm mit dem Vorschlaghammer der große Zeh amputiert. Und augenblicklich
duckte sich der Gangster bis unter die Sichtlinie.
    „Was ist los?“, zischte
Stritzi.
    „Mensch! Das ist mein Bruder.“
    „Was?“
    „Ja! Der Bernd! Himmel, was
macht der hier?“
    „Der Geldtransportfahrer, von
dem du den Tipp hast?“
    „Pst, Mensch! Äh... ja.“
    „Er hat ‘ne Tussi bei sich.
Seine Frau?“
    „Keine Ahnung. Aber ich glaube,
eher nicht. Bei den Weibern sucht er nur seinen Vorteil. Und welchen Vorteil
hast du, wenn du eine stets am Halse hast?! Aber wie kommt der hierher? Das ist
doch irre.“
    „Widerwärtig!“, flüsterte Gaby.
„Kein Wunder, dass dieses Gelichter kriminell ist.“
    „Heh! Hast du was gesagt?“,
rief Olaf.
    „Wir haben immer noch Durst“,
erwiderte Tim — und zog seine Hand aus dem geöffneten Stahlring.

23. Crash an der Kreuzung
     
    Marion Schulten sah dem
Wohnmobil nach. „Du, Berni! Der Wagen ist aus unserer Stadt.“
    „Tatsächlich.“ Er grinste.
„Aber dein Mann ist es nicht. Ich hab den Fahrer gesehen.“
    „Erich hat kein Wohnmobil.“ Sie
rückte an ihrem Strohhut. „Was machen wir jetzt?“
    „Was du willst.“
    „In dem kleinen Laden am
Dorfplatz sind oft Schnäppchen zu kriegen. Man glaubt nicht, was für hübsche
Sachen die haben. Vor allem Kopftücher und Schuhe.“
    „Ich glaube, der Laden ist
geschlossen, Liebling. Jedenfalls war vorhin alles dicht.“
    „Gucken wir mal! Ist ja nur ein
kleiner Umweg.“
     
    *
     
    Die Gangster atmeten auf.
Endlich! Das Ferienhaus war erreicht. Das Wohnmobil hielt am Straßenrand, der
Motor wurde ausgeschaltet. Für einen Moment dröhnte die Stille in den Ohren.
Tim hatte gesehen: eine fürwahr einsame Gegend. Die Straße führte weiter. Das
schmucke Haus lag am Hang. Jalousien vor den Fenstern. Die Kellerfenster,
ebenerdig, hatten Gitter — wie bereits mitgeteilt. Das Tal Diabolo, umgeben von
schroffen Bergriesen, entfaltete mit blühenden Wiesen seine südliche Pracht.
Aber der Talboden war hügelig. Dazwischen mäanderten ( schlängeln ) die
schmalen Straßen zu diesem und jenem versteckten Anwesen. Überblick hatte nur,
wer an den Hängen hinaufstieg. Tim hatte die rechte Hand wieder in den
Stahlring gesteckt und ihn halb geschlossen. Beim flüchtigen Hinsehen fiel
nichts auf.
    Allerdings — der schwierige
Teil der Übung lag noch vor ihm. Er musste den richtigen Moment abpassen und
die Gangster einzeln überrumpeln. Beide waren bewaffnet.
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