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verrueckt nach mehr

verrueckt nach mehr

Titel: verrueckt nach mehr
Autoren: Eileen Janket
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auf. »Du willst endlich auspacken und richtig einziehen, Sergio? ... Na, Halleluja!«
    Sergio stand auf, nahm ihm sein Bier aus der Hand und trank es auf ex.
    »Hey!«, rief Bojan übertrieben empört. »Na, danke auch ... Jetzt muss ich mir wegen dir eine neue Dose aufmachen.«
     
    Es kostete Sergio viel Überwindung, all die Gegenstände aus den Kartons zu holen, die ihn an sein früheres Zuhause erinnerten. Vor allem, wenn es Erinnerungsstücke von Yvo waren. Sergio hatte einige der zusammengebauten Lego-Sets mitgenommen, die meisten von Yvos Bildern ... und natürlich war unter all diesen Dingen auch die Chewbacca-Puppe.
    Er setzte sich mit ihr aufs Bett und betrachtete sie lange. Ich war zugegeben sehr nervös, weil ich fürchtete, dass er wieder den Boden unter den Füßen verlieren könnte. Aber das passierte nicht.
    Irgendwann sah er zu mir rüber und lächelte mit einem Mundwinkel. »Der kriegt einen Ehrenplatz«, sagte er.
    »Auf jeden Fall«, sagte ich und lächelte erleichtert zurück.
     
    Später, als wir zusammen in seinem Bett lagen und ich nicht damit rechnete, dass noch etwas laufen würde, sagte Sergio, er könne Bojan fragen, ob er ein paar Kondome für uns übrig hätte. Im ersten Augenblick ließ mich ein Gefühl von Peinlichkeit zögern, aber die Verlockung war wesentlich größer und so war ich dann schnell einverstanden.
    Wir hatten seit langem wieder eine fast normale Nacht z u sammen, und es war wie ein Geschenk.
    Wenn da nur nicht dieses Problem mit meiner Mutter wie ein Damoklesschwert über mir gewesen wäre.
     
    Am nächsten Tag erfuhr ich beim Frühstück von Sergio, dass sich sein Astrophysiklehrer Herr Blum und noch ein paar andere Lehrer bei der Schulleitung für ihn eingesetzt hatten. Das Resultat sei, dass er alle versäumten Klausuren nac h schreiben könne. Die Tatsache, dass es einen Trauerfall in seiner Familie gegeben hatte, sei als hinreichender Grund a k zeptiert worden.
    »Oh, das ist fantastisch«, rief ich begeistert.
    Sergio runzelte die Stirn.
    Verunsichert fragte ich nach: »Du findest das doch ho f fentlich auch gut?«
    Bojan sah ihn schweigend, aber mit einer unübersehbaren Neugier im Blick, an, während er sein Honigbrötchen mamp f te.
    »Ja«, sagte Sergio endlich. »Ich denke, das motiviert mich wieder.«
    Eigentlich wäre unser gemeinsames Sonntagsfrühstück kein schlechter Zeitpunkt gewesen, einfach über alles, was wichtig war, zu reden, aber ich hatte Bedenken. Ich konnte das Umzugs-Thema nicht anschneiden, weil ich nicht wusste, wie ich aus dem Schlamassel herauskommen sollte, auch wenn ich mich meiner Mutter gegenüber großspurig gegeben hatte.
    Um ein echter Rebell zu sein, braucht man eine riesengr o ße Portion Eigensinn und noch mehr Mut fürs Risiko. Man muss bereit sein, für die eigenen Interessen geliebte Menschen zu übergehen, auch wenn man ihnen damit weh tut.
    Ich wusste nicht, ob ich das konnte.
    Was ich im Laufe der Jahre gelernt hatte, war, auf meine Mutter aufzupassen, damit sie nicht verloren ging. Und im Gegenzug kümmerte sie sich um mich. Sie verdiente das Geld und sie tröstete mich, wenn es mir nicht gut ging. Wir ließen uns gegenseitig nicht im Stich. Es war wie ein Abkommen.
    Als mein Handy klingelte und ich sah, dass sie dran war, musste ich bitter lächeln. Meine Mutter fragte, wo ich sei, und ich solle doch bitte spätestens am Nachmittag nach Hause kommen, denn wir müssten unbedingt wichtige Dinge bespr e chen.
    »Alles wird gut, Alexa«, war ihr letzter Satz, bevor sie au f legte. Ich wusste schon anhand ihres Tonfalls, dass für mich nichts gut werden würde, wenn es nach ihren Vorstellungen ging.
    Ich war mir sicher, der Umzugs-Masterplan war wie diese bösen, autonomen Computerprogramme in den Science-Fiction-Filmen, die sich nur stoppen ließen, wenn sie lernten, wie sinnlos ihre Abläufe waren. Und vor allem ihr Ziel. Doch dazu mussten sie erst einmal ausreichend lernfähig sein, was wohl das Kernproblem an sich war.
    Das Telefonat mit meiner Mutter hatte mich so aufg e wühlt, dass ich das Bedürfnis verspürte, sofort nach Hause zu fahren und mich der Konfrontation mit ihr zu stellen. Ich wusste, sie hatte Tatsachen geschaffen, die sie mir offenlegen wollte, und ich musste wissen, was mich erwartete.
    Aber dann passierte etwas Überraschendes: Nachdem wir mit Frühstücken fertig waren und Bo sich an seine Arbeit g e setzt hatte, fragte mich Sergio, ob ich ihn zum Friedhof b e gleiten würde.
    Er war
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