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Verrueckt nach Liebe

Verrueckt nach Liebe

Titel: Verrueckt nach Liebe
Autoren: Rachel Gibson
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hatte, war dies das erste Zuhause, in das er wirklich gehörte. Hier war er kein Außenseiter. Kein Eindringling. Dies war keine vorübergehende Unterkunft, bis er in eine andere Pflegefamilie abgeschoben wurde.
    Er war nun angekommen. Er spürte es instinktiv, ohne den Grund dafür zu wissen. Er hatte in den unterschiedlichsten Ecken des Landes gelebt – der ganzen Welt –, aber Lovett, Texas hatte sich vom Augenblick seiner Ankunft an richtig angefühlt. Er hatte Lily Darlingtons roten Jeep Cherokee schon erkannt, ehe er ihr Kennzeichen überprüft hatte. In den letzten Wochen seit seinem Einzug war er gerade schlafen gegangen, wenn sie mit ihrem Jungen im Wagen rückwärts aus ihrer Einfahrt setzte.
    Bevor er mit der Taschenlampe in ihren Wagen geleuchtet hatte, war sein Eindruck von seiner Nachbarin folgender gewesen: groß, schlank, blonde Locken – und alleinerziehende Mutter. Nach der Verkehrskontrolle wusste er, dass sie achtunddreißig war, älter, als sie aussah, und hübscher, als er es sich von seinem flüchtigen Eindruck von ihr hatte vorstellen können. Und sie war verärgert gewesen, dass er sich erdreistet hatte, sie anzuhalten. Aber daran war er gewöhnt. Niemand freute sich, wenn er die Blinklichter im Rückspiegel sah.
    Sein Garten war durch einen weißen Zaun von Lilys getrennt, und sein Küchenfenster lag ihrem genau gegenüber. Heute war Samstag. Bei ihr brannte noch kein Licht, aber er wusste, dass ihr Junge gegen zehn draußen in der Einfahrt Basketball spielen und ihn wach halten würde.
    Obwohl er jetzt schon zwei Jahre nicht mehr bei der Army war, hatte er immer noch einen sehr leichten Schlaf. Der kleinste Laut und er war hellwach und bestimmte die Position, die Herkunft sowie die genaue Art des Geräuschs.
    Er stellte die Milch zurück in den Kühlschrank, und Pinky folgte ihm aus der Küche ins Wohnzimmer. Die Fernbedienung lag auf dem Couchtisch, den er aus einer alten ausrangierten Tür gebaut hatte. Er hatte sie geschliffen und lackiert, bis sie so glatt war wie Satin.
    Tucker arbeitete für sein Leben gern handwerklich. Er liebte es, sich altes Holz vorzunehmen und es in etwas Schönes zu verwandeln. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete auf dem Großbildfernseher einen nationalen Nachrichtensender ein. Als er sich vorbeugte und seine Kampfstiefel aufschnürte, sprang Pinky neben ihm auf die Couch. Ein tiefes Schnurren vibrierte in ihrer Brust, als sie ihren kleinen schwarzen Körper zwischen seinen Arm und seine Brust quetschte. Während seine Aufmerksamkeit auf die neusten Nachrichten aus Afghanistan gerichtet war, schnürte er den einen Stiefel fertig auf und widmete sich dem zweiten. Die Bilder von Panzern und Truppen im Tarnanzug lösten Erinnerungen an Rastlosigkeit, Gewalt und Langeweile in ihm aus. Wie er Türen eingeschlagen, auf alles geschossen hatte, was sich bewegte, und seinen Kameraden beim Sterben zugesehen hatte. An Adrenalin, wie sich ihm vor Angst die Kehle zuschnürte, und an Blut.
    Pinky stieß mit dem Kopf an sein Kinn, und er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, um ihr zu entgehen. Was er beim Militär gesehen und getan hatte, hatte mit Sicherheit Auswirkungen auf ihn gehabt. Hatte ihn verändert, aber nicht so sehr wie ein paar von den Jungs, die er kannte. Vielleicht, weil er seinen Anteil an Trauma und Stress bereits erlebt hatte, bevor er Soldat wurde. Mit achtzehn war er schon ein Profi darin gewesen, mit allem klarzukommen, womit ihn das Leben konfrontierte. Er wusste, wie man dichtmachte und alles an sich abprallen ließ.
    Er hatte das Militär nicht mit einer posttraumatischen Belastungsstörung verlassen wie ein paar von den Jungs. Klar war er schreckhaft und gereizt gewesen, doch nach ein paar Monaten hatte er sich auf das Leben als Zivilist umgestellt. Vielleicht weil sein ganzes Leben eine Umstellung nach der anderen gewesen war.
    Aber jetzt nicht mehr. »Herrgott, Pinky.« Das Schnurren und die Kopfstöße der Katze wurden so lästig, dass er sie von seinem Schoß nahm und neben sich auf die Couch setzte. Natürlich blieb sie nicht dort und kletterte sofort wieder auf seinen Schoß. Seufzend kraulte er ihr den Rücken. Irgendwie hatte er zugelassen, dass eine dreieinhalb Kilo schwere Katze mit einer rosa Nase sein Leben total bestimmte. Er wusste nicht mal, wie das gekommen war. Früher war er der Meinung gewesen, dass Katzen was für alte Frauen, hässliche Mädchen oder schwule Männer waren. Doch dass er einen Kratzbaum von
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