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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Worten erläuterte er, dass sich abgesehen von der tödlichen Schusswunde keine relevanten Erkenntnisse ergeben hätten. Dann wandte er sich der ermordeten Ehefrau zu. »Die genauen Verletzungen können Sie meinem Bericht entnehmen. Ich vermute, der Mörder hat sie im Schlaf überrascht. Zumindest fand ich keinerlei Anzeichen eines Kampfes. Oder vielleicht hat er sie ja mit dem Versprechen geködert, ihre Familie zu verschonen. Im Vaginalbereich habe ich deutliche Penetrationsspuren und die Reste eines handelsüblichen Gleitgels gefunden. Allerdings kein Sperma oder fremde Schamhaare. Wahrscheinlich hat der Täter vor dem Orgasmus mit der Penetration aufgehört und aufs Gesicht der Frau ejakuliert. Dafür sprechen die Spermamenge auf ihrem Gesicht sowie die Flecken auf dem Kopfkissen, die auf den unterschiedlichen Polizeifotos zu erkennen sind. Des Weiteren hat er ihren Kopf und ihren Oberkörper mit heftigen Faustschlägen traktiert. Einige der Schläge haben auf den Wangen Wunden zurückgelassen, in denen sich Spermatröpfchen befanden. Daraus schließe ich, dass die Schläge erfolgten, bevor er ejakulierte. Todesursache ist ein eingedrückter Kehlkopf und die dadurch hervorgerufene Erstickung. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Tod in einem zeitlich engen Abstand nach der Vergewaltigung eintrat. Die ganze Tortur dürfte maximal eine halbe Stunde gedauert haben.«
    Vor Beates innerem Auge tauchte das Bild der ermordeten Angelika Konrads auf, wie sie sie zum ersten Mal gesehen hatte. Deren Hände waren mit reißfestem Klebeband ans Bettgestell fixiert und der Mund damit zugeklebt gewesen. Die verhältnismäßig kurze Dauer der Misshandlung war nur ein schwacher Trost.
    »Ich konnte Kunstlederfasern auf dem Gesicht isolieren, höchstwahrscheinlich hat der Unbekannte Handschuhe getragen. Außerdem fanden sich schwarze Baumwollfasern einer Jeanshose auf ihrem Körper. Die Fasern weisen jedoch keine besonderen Charakteristika auf, sodass sie für die Ergreifung des Mörders keine Rolle spielen dürften. Es sei denn, der Kollege Schnittler ist zu einer anderen Einschätzung gelangt.«
    Die Blicke der Anwesenden wandten sich dem Leiter des Spurensicherungsteams zu, der den Kopf schüttelte.
    »Übliche Kaufhausqualität«, murmelte er.
    Nach weiteren Schlussfolgerungen kam Schneider auf Julia Konrads zu sprechen, über deren Tötung es nicht viel auszuführen gab. Der Mörder hatte ein Kissen genommen und sie damit erstickt.
    Schneider verteilte seinen Bericht an sämtliche Teilnehmer der Besprechung, ehe er sich verabschiedete.
    Beate verspürte den Drang, nach diesen Schilderungen eine Pause einzulegen, doch dafür fehlte ihnen die Zeit. Also deutete sie auf Stefan Meier.
    »Haben Sie etwas bezüglich der Internetseite herausgefunden?«
    »Ja«, sagte dieser, während er einen Notizblock in die Hand nahm. »Der Anbieter, dessen Seite Konrads besucht hat, war erstaunlich kooperativ. Er hat mir sehr schnell mitgeteilt, mit welcher der Damen das Mordopfer zur wahrscheinlichen Tatzeit gechattet hat.« Er wartete einen Moment, bevor er erklärte: »Bei der Stripperin handelt es sich um eine Studentin der Germanistik an der hiesigen Ruhr-Uni.«
    Die Kollegen wirkten überrascht, dass Konrads im Internet ausgerechnet auf eine Bochumer Studentin gestoßen war.
    »Es kommt noch besser«, fuhr Meier fort. »Die betreffende Person, die den Künstlernamen Kitty benutzt, heißt Katrin Golisch, ist zwanzig Jahre alt und wohnt in einem der Studentenwohnheime an der Markstraße.«
    »Was?«, fragte Beate verblüfft.
    »Von ihrem Appartement aus werden die Videobilder ins weltweite Datennetz eingespeist.«
    »Ist sich der Anbieter absolut sicher?«, hakte Beate nach. Nicht nur, dass Konrads die Dienste einer jungen Frau in Anspruch genommen hatte, die in der gleichen Stadt wie er lebte, sie wohnte sogar nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt. Wodurch automatisch die Überlegung aufkam, ob sich die beiden auch persönlich gekannt hatten.
    »Ja.«
    »Robert, wir sollten dieser Dame schnellstens einen Besuch abstatten.«
    »Meinetwegen gerne«, antwortete ihr Partner.
    »Aus rein beruflichem Interesse, wie ich vermute«, warf Meier an Vetter gerichtet ein und erntete heiteres Gelächter. Kaum war dieses abgeklungen, öffnete sich nach kurzem Anklopfen die Tür und eine Polizeibeamtin trat ein, in ihrer linken Hand eine rote Mappe haltend. Bei ihrem Anblick lächelte Beate unwillkürlich. Die Beamtin hatte erst kürzlich ihre
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