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Verlobung auf Italienisch

Verlobung auf Italienisch

Titel: Verlobung auf Italienisch
Autoren: Sarah Morgan
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gemacht hätte? Wäre es einfacher gewesen, ihn zu verlassen und ihn zu verfluchen? „Ich freue mich so sehr“, meinte sie heiser, bevor sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste. „Danke, Rio. Kann ich meinen Großvater anrufen und es ihm erzählen?“
    „Ich glaube, er ist momentan beschäftigt. Alle Heimbewohner sind gerade bei einer Stylistin und suchen sich neue Outfits für die Festtage aus.“
    Überwältigt von seiner Großzügigkeit, schluckte sie mühsam. „Rio … Das wäre nicht nötig gewesen.“
    „Doch. Ich wollte mich bei dir bedanken.“
    Als er die Hände in ihr Haar schob und die Lippen auf ihre presste, schmiegte sie sich an ihn und erwiderte seinen Kuss genauso leidenschaftlich.
    Er wollte sich bei ihr bedanken. Natürlich. Was hätte es sonst auch bedeuten sollen?
    Und sie wusste, dass es gleichzeitig ein Abschied war.
    Schon am übernächsten Tag wäre alles vorbei. Sie würde Rio niemals wiedersehen.
    Da er ihr noch nicht gesagt hatte, wie sie sich verhalten sollte, wollte er ihrem Großvater zuliebe vermutlich bis nach Weihnachten warten.
    Nun strich er mit dem Mund über ihren Hals und stöhnte. „Wir sollten das wohl lieber nicht tun …“
    „Ich will es aber.“ Sie schloss die Augen, während er den Reißverschluss ihrer Jacke hinunterzog und die Lippen tiefer gleiten ließ. „Ich möchte die Nacht mit dir verbringen.“ Wenn dies ihre letzte gemeinsame Nacht war, sollte sie unvergesslich werden, damit sie von den Erinnerungen zehren konnte.
    „Bist du sicher?“, stieß er rau hervor.
    Evie nickte. „Ganz sicher.“
    Erst viel später, als sie erschöpft in seinen Armen lag, stellte sie ihm die Frage, die sie schon seit Tagen beschäftigte. „Magst du mir erzählen, warum du Weihnachten hasst? Du musst es nicht, aber …“
    „Es war noch nie eine schöne Zeit für mich.“ Er umarmte sie fester. „Jedes Weihnachten war für mich ein Albtraum. Meine Mutter hatte eine lang andauernde Affäre mit einem verheirateten Politiker, und aus dieser Beziehung bin ich hervorgegangen. Er hat den ersten Weihnachtsfeiertag immer mit seiner Familie verbracht. Ich war acht Jahre alt, als er endlich den Mut aufbrachte, meiner Mutter zu sagen, dass er seine Frau niemals verlassen würde. Am Morgen habe ich sie tot unter dem Weihnachtsbaum gefunden.“ Sein Tonfall war so ausdruckslos, als würde Rio über Aktienkurse sprechen.
    Evie erstarrte vor Entsetzen – ein achtjähriger Junge, der aufgeregt die Treppe hinunterlief, um nachzusehen, ob der Weihnachtsmann schon die Geschenke gebracht hatte, und dann seine tote Mutter fand.
    Sie wollte Rio trösten, wusste jedoch, dass es dafür keine Worte gab. Deswegen schmiegte sie sich noch enger an ihn und presste die Lippen auf seine warme Haut.
    „Der Arzt hatte ihr Schlaftabletten verschrieben“, fuhr er fort. „Sie hatte sie alle geschluckt und mit dem Champagner hinuntergespült, den ihr Liebhaber ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Ich habe sofort einen Krankenwagen gerufen, aber es war zu spät.“
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Und was hast du dann gemacht? Wo bist du hingegangen?“ Sie dachte an ihre Großeltern, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. „Hattest du noch andere Verwandte?“
    „Ich habe dem Arzt die Nummer meines Vaters gegeben …“ Zärtlich wischte er ihr die Tränen weg und lachte bitter. „Seine Frau hat das Gespräch entgegengenommen. Sicher musste er ihr einiges erklären.“
    „Hat er dich bei sich aufgenommen?“
    „Theoretisch schon. Da er ein bekannter Politiker war, musste er sich korrekt verhalten, und ich war Vollwaise. Aber sie haben mich auf ein Internat geschickt und so getan, als würde es mich gar nicht geben. Für seine Frau war ich der lebende Beweis für seine jahrelange Untreue, für seine Tochter ein Rivale und für ihn eine Zeitbombe, die seine Karriere bedrohte. Er hat mir immer wieder gesagt, aus mir würde nie etwas werden.“
    „Er hätte sich schämen sollen.“
    „Für ihn kam bald danach das Aus, also hat er es sicher auch nicht leicht gehabt.“
    Evie drückte die Wange an seine Brust. „Jetzt verstehe ich, warum du so um deine Tochter gekämpft hast und ihr ein guter Vater sein willst.“ Und genauso verstand sie, warum der Anblick eines Weihnachtsbaums alte Wunden bei ihm aufriss. Trotzdem hatte Rio sich überwunden und das Penthouse für sie dekorieren lassen. Zu gern hätte sie ihn gefragt, warum er sich das angetan hatte.
    „Ich liebe dich,
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