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Verlobung auf Italienisch

Verlobung auf Italienisch

Titel: Verlobung auf Italienisch
Autoren: Sarah Morgan
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kurzfristig finde ich keine neue Bleibe mehr.“
    Plötzlich brachen all die Gefühle sich Bahn, die sie sechs Wochen lang mühsam verdrängt hatte.
    Heute hätte sie eigentlich heiraten und in die Karibik fliegen sollen. Stattdessen befand sie sich ganz allein in einer anonymen Großstadt. Außerdem schneite es, und sie war obdachlos.
    „Lassen Sie mich zumindest meine Sachen holen.“ Nicht, dass sie viel besessen hätte. Vermutlich passten ihre Habseligkeiten in eine Mülltüte.
    Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, da deutete der Mann vom Schlüsseldienst auf einen schwarzen Müllsack neben der Tür.
    „Die sind da drin. Zum Glück war es nicht viel.“
    Was soll daran ein Glück sein, fragte sie sich. Voller Erwartungen war sie nach London gezogen. Ohne zu wissen, wie teuer das Leben hier sein würde – und wie einsam. Sie konnte es sich nicht einmal leisten, mit ihren Kolleginnen auszugehen.
    Schneeflocken stoben ihr ins Gesicht, und sie fröstelte. „Lassen Sie mich wenigstens noch eine Nacht hierbleiben, ja?“ Sie hatte das Gefühl, dass sie beim geringsten Anlass völlig zusammenbrechen würde. So ging es ihr, seitdem Jeff ihr per SMS mitgeteilt hatte, dass er sie doch nicht heiraten würde. Aus Rücksicht auf ihren Großvater hatte sie sich zusammengerissen und sich darauf konzentriert, das Ganze abzusagen, die Geschenke zurückzuschicken und den Gratulanten alles zu erklären. Am Abend war sie dann ins Bett gefallen und sogar zu müde zum Weinen gewesen. „Bitte! Ich finde vor Weihnachten nichts mehr.“
    „Das Leben ist nun mal hart, meine Liebe.“
    Im nächsten Moment klingelte ihr Handy. Als sie es herausnahm und die Nummer auf dem Display sah, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. „Gehen Sie nicht weg. Ich muss das Gespräch annehmen, sonst denkt er, es wäre etwas passiert … Hallo, Grandpa?“, meldete sie sich dann. „Warum rufst du mitten am Tag an? Ist alles in Ordnung?“ Hoffentlich hatte er nicht wieder einen Anfall gehabt! Sie hätte ihn so gern glücklich gemacht, aber momentan lief in ihrem Leben alles schief.
    „Ich wollte nur hören, wie es dir geht. In den Nachrichten haben sie über heftige Schneefälle berichtet.“
    Ihr Großvater klang matt, und Evie verstärkte unwillkürlich ihren Griff ums Telefon. Für sie war er der wichtigste Mensch auf der Welt. „Es geht mir gut, Grandpa. Du weißt doch, dass ich Schnee mag.“
    „Ja, das war bereits früher so. Hast du schon einen Schneemann gebaut? Das hat dir ja immer wahnsinnig viel Spaß gemacht.“
    Sie schluckte. „Ich … hatte noch keine Zeit. Aber gegenüber von dem Hotel, in dem ich arbeite, ist ein großer Park.“ Dass in London alle viel zu beschäftigt waren, um einen Schneemann zu bauen, behielt sie lieber für sich.
    „Arbeitest du gerade? Dann will ich dich nicht länger stören. Bestimmt musst du dich um irgendeinen Promi kümmern.“
    „Na ja, ich …“ Sie errötete. Wahrscheinlich hatte sie mit ihren Schwindeleien etwas übertrieben. „Grandpa …“
    „Ich bin so stolz auf dich, Evie. Ich habe dieser spießigen Mrs Fitzwilliam im Zimmer nebenan erzählt, dass meine Enkelin als Empfangsdame in einem Nobelhotel in London arbeitet. Wenn du diesen Nichtsnutz Jeff geheiratet hättest, hättest du nie diese Chance bekommen. Er war nicht gut genug für dich, das weißt du doch, oder? Er ist ein Waschlappen, und du brauchst einen richtigen Mann.“
    „Irgendein Mann wäre schon ein Anfang“, meinte sie leise, „aber es sieht nicht gerade vielversprechend aus.“
    „Was hast du gesagt?“
    „Ach, nichts.“ Zum ersten Mal war sie froh darüber, dass ihr Großvater ein Hörgerät trug. Schnell wechselte sie das Thema. „Wie geht es dir? Behandeln sie dich dort anständig?“ Obwohl er unbedingt in dasselbe Seniorenheim gewollt hatte wie seine Freunde, war sie nach wie vor nicht glücklich mit der Situation.
    „Ich spüre das Wetter in den Knochen, und das Personal macht hier viel zu viel Theater um einen.“
    Evie lächelte. „Bald wird es wieder wärmer. Und ich bin dankbar, dass sie überhaupt Theater machen.“
    „Ich wünschte, wir würden uns Weihnachten sehen, aber für einen Tag ist der Weg einfach zu weit. Ich mache mir Sorgen um dich. Du fehlst mir, Evie.“
    Heimweh überkam sie und schnürte ihr die Kehle zu. „Ich vermisse dich auch, Grandpa. Sobald ich kann, komme ich dich besuchen. Und mach dir keine Gedanken. Es geht mir wirklich gut.“ Verzweifelt winkte sie dem Mann vom
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