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Verliebt in eine Gottin

Verliebt in eine Gottin

Titel: Verliebt in eine Gottin
Autoren: Crusie Jennifer Stuart Anne Rich Lani Diane
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halb unterdrückten Blaffen in das dichte grüne Gras, während Abby zu der Steinbank hinüberwanderte. Das
Einzige, was wie Abfall herumlag, war ein gelbes Flugblatt, das für einen Hundeerziehungskurs warb, und Abby hob es auf, schob es in die Tasche und ließ sich auf der Bank nieder. Die Luft war von Geißblattduft erfüllt, und die Junisonne stand hoch am Himmel. Abby hatte immer geglaubt, Ohio sei flach und ausgedörrt, verglichen mit der üppigen Vegetation von Südkalifornien, aber dieser Hof war eine grüne Oase.
    Sie betrachtete die Rückseite des dreigeschossigen Hauses, das sie geerbt hatte. Es schien einigermaßen intakt zu sein, und ihre Mutter, die Göttin unter den Grundstücksmaklern in Südkalifornien, würde zweifellos in der Lage sein, es schnell und zu einem guten Preis zu verkaufen. Wenn Abby sich dazu entschließen sollte.
    »Was meinst du, Bowser?«, wandte sie sich an ihn. »Soll ich es meiner Mutter überlassen …?« Ihr Handy ließ die machtvollen Klänge des Walkürenritts hören. »Wenn man vom Teufel spricht.« Mit einem Seufzer klappte sie es auf. »Ja, Mom.«
    »Hast du dieses gottverlassene Nest schon erreicht?«, fragte Amanda Richmond.
    »Ja, ich bin hier.«
    »Sicher ist es immer noch so öde und heruntergekommen wie früher.«
    »Eigentlich ist es sehr hübsch hier«, entgegnete Abby. »Wie lange bist du denn nicht mehr hier gewesen?«
    »Dreißig Jahre, und ich fahre auch nie mehr dahin zurück. Sieht das Haus aus, als wäre es noch irgendwas wert? Ich habe Verbindungen zum Grundstücksmarkt von Ohio, und je schneller wir da etwas unternehmen, umso besser.«
    Abby blickte wieder zu dem Gebäude auf. Die Rückseite war lavendelfarben gestrichen, der ziegelsteinummauerte Hof war von üppigem Grün überwuchert, und ein paar flache, breite Stufen führten hinauf zu verglasten Verandatüren. Das Dach schien solide, die Fensterscheiben waren ein wenig verstaubt. Alles in allem wirkte es wie ein Zuhause.

    »Ich habe mich noch nicht entschieden. Vielleicht bleibe ich für eine Weile hier.«
    »Was?«, kreischte ihre Mutter. »Mach dich nicht lächerlich – du bist eine Kalifornierin. Du gehörst nicht ins Flachland.«
    »Eigentlich ist es hier ziemlich hügelig«, entgegnete Abby. »Und ich bin mir gar nicht sicher, wohin ich gehöre.«
    Das Schweigen ihrer Mutter drückte deutlich ihre Missbilligung aus, doch Amanda Richmond war nicht umsonst die Göttin des Grundstücksmarkts von Escondido geworden. Sie hatte gelernt, wie sie ihre Klienten behandeln musste. Und ihre Tochter. Sie wechselte abrupt das Thema: »Da wollte jemand etwas von dir. Irgend so ein muffiger Professor. Anscheinend hat meine Mutter ihm Kekse versprochen, oder irgend so was Lächerliches. Ich wollte ihm deine Handynummer nicht geben, aber er war ziemlich hartnäckig. Wahrscheinlich hat sie mit ihm geschlafen.«
    »Mach dich nicht lächerlich!«, entgegnete Abby. »Du sprichst von meiner Großmutter!«
    »Ich spreche von meiner Mutter«, versetzte Amanda säuerlich. »Und du hast sie seit mehr als fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen. Ich übrigens auch nicht, aber ich bezweifle, dass sie ihrem Ruf bis zu ihrem Tod je untreu geworden ist. Was willst du mit diesem Haus?«
    »Hier leben«, antwortete Abby herausfordernd.
    Ein weiterer Augenblick ärgerlichen Schweigens. »Na gut. Professor Mackenzie wird sich bei dir melden. Stell dich darauf ein, zu verhandeln.«
    Nur ihre Mutter konnte ein Handy mit einem Knall auflegen, dachte Abby, die von der Bank in die Höhe gefahren war. Bowser tappte in seinem Passgang zu ihr, und sein buschiger Schweif wippte hin und her. »Amanda spinnt, Bowser«, stellte Abby fest.
    Bowser antwortete natürlich gar nichts.
    »Na komm, lass uns mal unsere Erbschaft näher erkunden.«

    Das Erdgeschoss des Gebäudes wirkte wie eine Zirkuswagen-Wohnung – zwei schmale, lange Räume. Die Glastüren führten in eine Küche mit einer breiten Arbeitsflächeninsel in der Mitte, mit einer ganzen Reihe von Gastronomiebacköfen und einem Vorratsraum auf der einen Seite und einer halb hinter einer Mauer verborgenen Treppe auf der anderen. Der vordere Raum war verstaubt, an den Wänden entlang chaotisch aufeinandergetürmte Stühle, und das Nachmittagssonnenlicht kam nur gedämpft durch die mit Fliegendreck bedeckten großen Fensterscheiben. Die Luft war abgestanden und muffig, doch Abby nahm noch immer ein Hauch von Zimt und Kaffee wahr.
    »Vielleicht hätte ich meine Mutter doch lieber nicht so
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