Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlangen

Verlangen

Titel: Verlangen
Autoren: Sylvia Day
Vom Netzwerk:
noch etwas von dieser Aufschneiderei in dir.«
    Als Aidan ging, um zu duschen, hoffte er, ihm sei noch mehr geblieben als reine Großmäuligkeit.
    Er würde alles brauchen, was ihm zur Verfügung stand, um den schwierigen Auftrag zu überstehen, der auf ihn wartete. Ihm standen Aufgaben bevor, die seinen Instinkten überhaupt nicht zusagten.

1
    Lyssa Bates warf einen Blick auf die Wanduhr in Form einer Katze mit tickendem Schwanz und Schnurrhaaren. Endlich ging es auf fünf Uhr zu. Gleich war es an der Zeit, das Wochenende einzuläuten, und sie konnte es kaum erwarten.
    Erschöpft fuhr sie mit den Händen durch ihr langes Haar und gähnte. Es schien, als tankte sie nie genug Kraft, ganz gleich, wie lange sie sich ausruhte. Ihre freien Tage vergingen wie im Flug; was blieb, waren verschwommene Erinnerungen an zerwühltes Bettzeug und eimerweise Kaffee. Sie hatte kaum noch Umgang mit anderen Menschen, da sie immer mehr Zeit im Bett verbrachte. Keines der verschreibungspflichtigen Medikamente gegen Schlaflosigkeit half. Es war nicht etwa so, dass sie nicht schlafen konnte. Tatsächlich schien es, als könnte sie nicht mit dem Schlafen aufhören .
    Trotzdem fühlte sie sich nie ausgeruht.
    Sie stand auf, hob die Arme über den Kopf und streckte sich. Jede Sehne in ihrem Körper protestierte. Auf ihren metallenen Aktenschränken flackerten Duftkerzen, um die medizinischen Gerüche ihrer Praxis mit dem Aroma von Butterplätzchen zu überdecken, doch der leckere Plätzchenduft schaffte es nicht, ihren Appetit anzuregen, obwohl er eigentlich genau dazu gedacht war. Sie nahm ab und wurde immer schwächer. Ihr Arzt war mittlerweile so weit, sie in eine Schlafklinik schicken zu wollen, um ihre REM -Phasen zu überwachen, und sie stand kurz davor, sich einverstanden zu erklären. Er sagte, dass es ihr ein Leben lang an Erinnerungen an ihre Träume gefehlt hatte, sei mentaler Ausdruck eineskörperlichenLeidens.Eines Leidens, das er bisher noch nicht exakt benennen könne. Das sei alles.
    Lyssa war ihm einfach nur dankbar dafür, dass er ihr keine Zwangsjacke verordnete.
    »Das war dein letzter Patient. Du kannst also nach Hause gehen, wenn du willst.«
    Lyssa drehte sich um und bewerkstelligte irgendwie ein Lächeln für Stacey, ihre Arzthelferin, die in der Tür zum Sprechzimmer stand.
    »Du siehst beschissen aus, Doc. Du wirst doch nicht etwa krank?«
    »Keine Ahnung«, murmelte Lyssa. »Ich fühle mich jetzt schon seit mindestens einem Monat angeschlagen.«
    Tatsächlich hatte sie fast ihr ganzes Leben lang »gekränkelt«, was einer der Gründe dafür war, dass sie sich bei ihrer Berufswahl der Medizin zugewandt hatte. Jetzt verbrachte s ie so viel Zeit wie möglich in ihrer fröhlichen Praxis mit dem c remefarbenen Marmorboden und der dezenten viktorianischen Ausstattung. Eben so viel, wie ihre Kräfte zuließen.
    Hinter Stacey führte der schmale getäfelte Flur zum Wartebereich, der mit gurrenden Turteltauben in antiken Käfigen geschmückt war. Die Praxis war freundlich und behaglich, und Lyssa war gern hier. Jedenfalls dann, wenn sie nicht so verflucht müde war.
    Stacey lehnte im Türrahmen und rümpfte die Nase. Sie trug einen Kittel, der mit Tieren aus Zeichentrickserien bedruckt war, und sie sah goldig und quirlig aus, was gut zu ihrer Persönlichkeit passte. »Mein Gott, ich hasse es, krank zu sein. Ich hoffe, es geht dir bald wieder besser. Dein erster Patient am Montag ist ein Labrador, der nur Auffrischungsimpfungen braucht. Wenn du willst, verschiebe ich den Termin. Dann hast du eine Stunde mehr Zeit, um zu entscheiden, ob du es schaffst, in die Praxis zu kommen oder nicht.«
    »Du bist einfach wunderbar«, sagte Lyssa mit einem dankbaren Lächeln.
    »Ach was, du brauchst nur jemanden, der sich um dich kümmert. Zum Beispiel einen festen Freund. Mann, wie die alleinstehenden Typen dich ansehen, wenn sie in die Praxis kommen …« Stacey stieß einen Pfiff aus. »Bei jedem zweiten denke ich, die haben sich bloß Hunde gekauft, damit sie dich hier aufsuchen können.«
    »Hast du nicht gerade gesagt, ich sähe beschissen aus?«
    »Das war ganz unter uns. Du sähest auf deinem Totenbett noch besser aus als die meisten Frauen an ihren besten Tagen. Wenn diese Typen an die Kontrolluntersuchungen ihrer Haustiere denken, dann liegt das nicht an den Postkarten, mit denen wir sie daran erinnern. Das kannst du mir glauben.«
    Lyssa verdrehte die Augen. »Ich habe dir gerade erst eine Gehaltserhöhung gegeben. Was willst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher