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Verlangen

Verlangen

Titel: Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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den Phänomenen, dieer immer noch nicht ganz begriff.
    Er verließ sich auf Dinge, die bewiesen werden konnten, wie die physiologischen Veränderungen, die das Leben in diesem Einschluss an seiner Spezies bewirkt hatte. Beispielsweise hatte er sie nahezu unsterblich und substanzlos gemacht, wie die Albträume selbst. Vorher waren die Wächter wehrlos gewesen, doch hier waren sie ihrem Feind gleichgestellt.
    »Die Ältesten haben uns ohne einen Schlüssel in diese Spalte befördert«, hob Aidan hervor. »Ich bin sicher, die Albträume könnten dasselbe tun.«
    »Dann verwirfst du also eine weithin akzeptierte Antwort und ersetzt sie durch Spekulationen.« Connor zerdrückte seine leere Bierdose. »Wein, Weiber und Arschtritte austeilen, Cross. Das Leben eines Elitekriegers. Genieße es. Was willst du mehr?«
    »Antworten. Ich habe es satt, dass die Ältesten in verdammten Rätseln mit mir reden. Ich will die Wahrheit, und zwar die ganze.«
    Connor schnaubte. »Du gibst nie auf. Diese Beharrlichkeit macht dich zu einem großartigen Krieger, aber sie macht dich auch zu einer Nervensäge. Dieser endlose, ewige Wissensdrang. Wie viele Einsätze hat es schon gegeben, bei denen du der Einzige warst, der wusste, was zum Teufel überhaupt gespielt wurde?«
    »Das ist nicht dasselbe«, wandte Aidan ein. »In dem Fall handelt es sich um einen zeitweiligen Informationsaufschub. Das hier ist ein ständiges Ausweichen.«
    » Früher warst du der größte Idealist, den ich jemals kannte. Was ist aus dem Auszubildenden geworden, der geschworen hat, er würde der Wächter werden, der den Schlüssel findet und ihn tötet?«
    »Das war die Großmäuligkeit eines Teenagers. Dieser Junge ist erwachsen geworden, und jetzt ist er müde.«
    »Mir hat es gefallen, ein Teenager zu sein. Ich konnte die ganze Nacht ficken und trotzdem am nächsten Tag Albträume zerfetzen. Jetzt geht nur noch eines von beidem.«
    Aidan war sich klar darüber, dass sein Freund versuchte, einem Gespräch, das immer brisanter wurde, die Leichtigkeit zurückzugeben, doch er konnte seine Unruhe nicht länger für sich behalten. Und Connor war der Einzige, dem er solche Dinge anvertraute.
    Connor kannte ihn gut genug, um seine Entschlossenheit zu ahnen.
    »Hör zu, Cross.« Er legte die Unterarme auf die Schenkel und sah Aidan mit zusammengekniffenen Augen und angespannter Mundpartie fest an. »Ich sage dir – als Freund, nicht als dein Lieutenant –, dass du deine Zweifel vergessen und die Truppen um dich scharen musst.«
    »Wir vergeuden wertvolle Ressourcen.«
    »Mann, ich bin total aufgekratzt, weil wir einen Gang höher schalten! Was wir getan haben, hat sich nicht bewährt, also probieren wir jetzt was Neues aus. Das ist Fortschritt. Du bist hier derjenige, der stagniert. Spring über deinen Schatten, statt vor dich hin zu dümpeln, und lass dich voll und ganz auf das Programm ein.«
    Aidan schüttelte den Kopf und zog sich auf die Füße. »Mach dir Gedanken über das, was ich sage.«
    »Ich habe darüber nachgedacht. Es ist Blödsinn. Und damit ist dieses Thema beendet.«
    »Wie ist der Geruch?«
    »Was?«
    »Du hast deinen Kopf so tief in deinem Arsch stecken, dass es stinken muss.«
    »Das sind Kampfbegriffe.« Connor stand auf.
    »Wie kannst du etwas vom Tisch fegen, ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken?«
    Sie starrten einander lange an und versuchten sich gegenseitig zum Wegsehen zu zwingen. Beide hatten sich so sehr in ihre verbissene Haltung hineingesteigert, dass sie in der Bruthitze ihres eigenen Zorns fast umkamen.
    »Was zum Teufel ist hier los?«, knurrte Connor. »Worum geht es dir überhaupt?«
    »Ich will, dass jemand – und zwar du – die Möglichkeit in Betracht zieht, die Ältesten könnten etwas vor uns verbergen.«
    »In Ordnung. Aber ich will, dass du die Möglichkeit in Betracht ziehst, dass sie es nicht tun.«
    »In Ordnung.« Aidan fuhr sich mit einer Hand durch das kurze schweißnasse Haar und stieß den Atem aus. »Ich werde mich mal frisch machen.«
    Connor verschränkte die Arme. »Und was dann?«
    »Ich weiß es nicht. Lass dir etwas einfallen.«
    »Wenn ich die Planung übernehme, geraten wir immer in Schwierigkeiten. Deshalb bist du der Captain.«
    »Nein. Ich bin der Captain, weil ich besser bin als du.«
    Connor warf den goldenen Schopf zurück und lachte mit seinem tiefen, volltönenden Timbre, ein Klang, der durch die Anspannung blies wie ein kräftiger Windstoß, wenn er Nebel zerfetzt. »Du hast also doch
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