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Verlangen

Verlangen

Titel: Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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Tiefe Zuneigung zu jemandem war ein Luxus, den sich Elitekrieger nicht leisten konnten, eine Schwäche, die sie verwundbar machte. »Was hat das mit dir und mir zu tun?«
    Morgan fuhr mit feuchten Fingern durch sein Haar. »Die Ältesten sind jetzt durch die Neuigkeiten wieder erstarkt. Dass so viele Sterbliche eine Vermehrung der Merkmale aufweisen, führt sie zu der Annahme, dass die Zeit gekommen ist.«
    »Und?«
    »Sie haben beschlossen, Elitekrieger wie dich auszusenden, um in die Träume derer einzudringen, die sich uns widersetzen. Meine Aufgabe ist es, mit den Pflegern an ihrer Heilung zu arbeiten, sowie ihr euch Einlass verschafft habt.«
    Aidan seufzte gequält und ließ den Kopf behutsam an den Fels zurücksinken. Einige Träumer verriegelten Teile ihrer selbst so gründlich, dass nicht einmal die Wächter hineinkamen. Sie waren entweder in irgendeiner Weise missbraucht worden und blockten die Erinnerungen ab. Manchmal erfüllten auch bestimmte Handlungen aus der Vergangenheit sie mit solchem Schuldbewusstsein, dass sie sich weigerten, daran zu denken. Träumer vor dieser Sorte Albträume zu beschützen war die schwierigste Aufgabe von allen. Ohne ein umfassendes Verständnis ihrer inneren Qualen konnten die Wächter ihnen nur sehr eingeschränkt helfen.
    Und welche Schrecken und Gräuel er in ihren Gemütern gesehen hatte …
    Als die Erinnerungen mit aller Macht wieder an die Oberfläche kamen – Kriege, Krankheiten, unvergleichliche Foltern –, lief ihm trotz des warmen Wassers ein Schauer über die Haut. Es waren Bilder, die ihn schon durch Jahrhunderte verfolgten.
    Kampfhandlungen, Gefechte – damit konnte er umgehen. Sex, das selige Vergessen im Orgasmus – er suchte es nahezu verzweifelt. Als sinnlicher Mann mit unersättlichen Gelüsten fickte und kämpfte er gut, und die Ältesten setzten ihn bedenkenlos zu ihrem größten Vorteil ein. Er kannte seine Stärken und Schwächen und übernahm die Träumer, die Nutzen daraus zogen.
    Ihm ausschließlich die Arbeit mit denen zuzuteilen, die lädiert waren, ohne jede Atempause … Was die Ältesten jetzt von ihm verlangten, würde die reinste Hölle sein, nicht nur für ihn, sondern auch für seine Männer.
    »Du bist bestimmt schon sehr aufgeregt«, murmelte Morgan, die seinen plötzlich beschleunigten Atem falsch deutete. »Elitekrieger lieben echte Auseinandersetzungen.«
    Er holte tief Atem. Wenn ihn die Last seines Berufs zu erdrücken schien, ging das nur ihn allein etwas an. Früher einmal hatte er grenzenlose Begeisterung für seine Arbeit aufgebracht, doch mangelnde Fortschritte entmutigten sel bst die Hoffnungsvollsten.
    Unter all den uralten Überlieferungen und Legenden gab eskeineZeichendafü r ,dass seine Arbeit jemals enden würde. Die Albträume konnten nicht ausgemerzt, sondern nur in Schach gehalten werden. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt litten Tausende im Reich der Sterblichen unter Albträumen, aus deren unbarmherzigem Griff sie nicht geweckt werden konnten. Aidan war die Pattsituation leid. Er war ein Mann, der Ergebnisse sehen wollte, und die waren ihm über Jahrhunderte hinweg versagt geblieben.
    Seine Geistesabwesenheit war Morgan nicht entgangen, und mit einer Hand zwischen seinen Beinen und begabten Fingern, die sich um seinen Schwanz schlangen, lenkte sie seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Aidans Mund verzog sich zu dem Lächeln, das ihr jede gewünschte Lust versprach. Er würde ihr geben, was sie wollte. Und dann würde er ihr noch mehr geben.
    Durch seine Konzentration auf sie konnte er sich selbst vergessen. Eine Zeit lang. »Wie sollen wir beginnen, Liebes? Rasant und heftig? Oder langsam und locker?«
    Mit einem leisen Laut der Vorfreude rieb Morgan ihre harten Brustwarzen an seinem Brustkorb. »Du weißt, was ich brauche«, hauchte sie.
    Sex war die größte Annäherung an Kameradschaft, die er kannte, und doch linderte er nur seine körperliche Gier, ohne das tiefere Verlangen zu stillen. Trotz der Träumer, denen er begegnete, und der unzähligen Wächter, mit denen er zusammenarbeitete, war er allein.
    Und würde es bis in alle Ewigkeit sein.
    »Ich dachte mir doch, dass ich dich hier draußen finden würde«, polterte eine tiefe Stimme hinter Aidan.
    Er setzte seine Übungen fort und drehte sich dabei zu seinem besten Freund um. Sie standen auf der Lichtung hinter seinem Haus, knietief in wilden Gräsern und den purpurnen Schimmer der simulierten nahenden Abenddämmerung getaucht. Schweiß lief an seinen
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