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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht
Autoren: Karin Slaughter
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sagte Sara und wich zurück.
    Jenny blinzelte und erkannte ihre Kinderärztin. Sie flüsterte » ’tschuldigung« und wandte den Blick ab.
    » Schon gut«, erwiderte Sara und wollte ein Gespräch anfangen. Das Mädchen wirkte verängstigt. » Was hast du denn?«, fragte Sara. » Alles in Ordnung?«
    » Ja, Ma’am«, nuschelte Jenny und presste ihren Rucksack an sich.
    Bevor Sara noch etwas sagen konnte, verdrückte Jenny sich. Sara beobachtete, wie sie in der Menge verschwand und in der Nähe des Raums mit den Videospielen Zuflucht suchte. Im Widerschein der Bildschirme nahm Jennys Gestalt eine grünliche Färbung an, bevor sie in einer Ecke verschwand. Sara spürte, dass etwas nicht stimmte, aber sie konnte ja schlecht hinter dem Mädchen herrennen, um es streng zu fragen, was denn los sei. In diesem Alter wuchs sich alles zu einem Drama aus. Bestimmt ging es um einen Jungen.
    Es wurde wieder heller, als der Schmusesong endete. Dann lärmte ein alter Rocksong aus den Lautsprechern, dessen Bässe Saras Brustkorb vibrieren ließen. Sie sah zu, wie die Skater auf der Bahn immer schneller wurden, und fragte sich, ob sie selbst jemals so behände und geschmeidig gelaufen war. Skatie’s hatte zwar seit Saras Jugendzeit mehrmals den Besitzer gewechselt, war aber immer noch der beliebteste Treffpunkt für die Teens in Grant County. Sara hatte damals an den Wochenenden so manchen Abend im hinteren Teil dieses Gebäudes verbracht und dort mit Steve Mann, ihrem ersten richtigen Freund, rumgeknutscht. Ihre Beziehung basierte weniger auf Leidenschaft als auf dem gemeinsamen Ziel, Grant County hinter sich zu lassen. Steves Vater war jedoch während ihres letzten Schuljahrs an einem Herzschlag gestorben, und seither führte Steve den Haushaltswarenladen der Familie. Inzwischen war er längst verheiratet und hatte Kinder. Sara war nach Atlanta entkommen, aber ein paar Jahre später zurückgekehrt.
    Schon ein merkwürdiges Gefühl, wieder bei Skatie’s zu sein, um mit Jeffrey Tolliver zu knutschen. Oder es zumindest zu versuchen.
    Sara schüttelte den Gedanken ab und steuerte auf die Toilette zu. Sie fasste nach dem Türknauf, ließ ihn aber sofort wieder los, weil sie etwas Klebriges spürte. In diesem Bereich der Bahn war es noch immer recht dunkel, und Sara musste die Hand dicht vors Gesicht halten, um erkennen zu können, was daran klebte. Sie erkannte den Geruch zuerst. Dann sah sie an ihrem Hemd hinunter, wo Jenny Weavers Rucksack es gestreift hatte.
    Ein schmaler Blutstreifen zog sich über ihre Brust.

Zwei
    J effrey gab sich alle Mühe, den Münzfernsprecher nicht von der Wand zu reißen. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen, wählte die Nummer der Polizeiwache und wartete geduldig ab, während es dort läutete.
    Marla Simms, seine Sekretärin und manchmal auch Aushilfstelefonistin der Dienststelle, antwortete: » Guten Abend, Grant County Police Department, einen Moment bitte«, und legte ihn wieder in die Warteschleife, ohne seine Antwort abzuwarten.
    Jeffrey atmete nochmals tief durch, um nicht in die Luft zu gehen. Sara war auf der Rollerskates-Bahn wahrscheinlich gerade dabei, das heutige Rendezvous abzuhaken. Für jeden Schritt, den er auf sie zumachte, wich Sara zwei Schritte zurück. Er verstand zwar, warum, aber das hieß noch lang nicht, dass er damit einverstanden war.
    Jeffrey lehnte sich an die Wand und spürte, dass ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Der August hatte mit voller Kraft eingesetzt und ließ die Rekordtemperaturen, die Georgia im Juni und Juli erlebt hatte, wie Winterwetter erscheinen. Manchmal hatte er im Freien das Gefühl, durch einen feuchten Waschlappen atmen zu müssen. Er lockerte seine Krawatte und öffnete den obersten Knopf seines Hemds.
    Kurz erscholl lautes Gelächter von der Vorderseite des Gebäudes, und Jeffrey spähte um die Ecke, um den Parkplatz besser im Blick zu haben. Einige Jungs hatten sich an einem zerbeulten alten Camaro zusammengerottet und zogen abwechselnd an einer Zigarette. Der Münzfernsprecher befand sich seitlich am Gebäude, und Jeffrey stand im Schatten eines hellgrünen Baldachins. Er meinte, Marihuana zu riechen, war aber nicht sicher. Die Jungs schienen etwas im Schilde zu führen. Das fiel Jeffrey weniger deswegen auf, weil er ein Cop war, sondern eher, weil er in dem Alter mit ähnlichen Cliquen herumgehangen hatte.
    Er überlegte, ob er die Horde ansprechen sollte, als Marla sich wieder meldete.
    » Guten Abend, Grant County Police
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