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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman
Autoren: Claudia Sanders
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Sortiment zu futtern. Wie sonst hätte sie die geschmacklichen Vorzüge von
Truthahnrollen mit Gemüse-Fleisch-Füllung gegenüber Putenmedaillons an mediterraner Tomatensoße überzeugend darstellen können? Eben.
    Marlenes BMW kroch über die Brienner Straße weiter Richtung Innenstadt, als ihr Handy klingelte. Dummerweise hatte sie es nicht an die Freisprechanlage angeschlossen. Sie versuchte, es unter dem Stadtplan, einigen Broschüren und den Bestelllisten aufzuspüren. Ihre Hände klebten noch von einem Blätterteighörnchen mit Haselnussfüllung, das sie sich gerade gegönnt hatte.
    Natürlich rutschte das verdammte Handy vom Beifahrersitz.
    Als sie sich vorbeugte, um es aufzuheben, schnitt ihr der Bund des frisch gereinigten Rocks in die Taille, und der Knopf sprang ab. Wieder einmal schwor sie, ihren Süßigkeitenkonsum zu drosseln und in Zukunft Sport zu treiben. Ein Vorsatz, der mit der Realität in etwa so viel zu tun hatte wie die Märchen der Gebrüder Grimm.
    Hinter ihr hupte es, als sie nach der roten Ampel nicht schnell genug wieder anfuhr. Immerhin war das Handy jetzt still. Ihr stand der Sinn nach etwas Deftigen, um den klebrigen Geschmack aus ihrem Mund zu vertreiben. Ihre Gedanken kreisten um die umwerfenden Chili-Cheese-Cracker, die griffbereit in der Kühlbox unter dem Beifahrersitz lagen.
    Das verdammte Handy klingelte tatsächlich schon wieder.
    »Kind«, schallte eine Stimme an ihr Ohr, »hast du es dir schon überlegt?«
    Was? Ob sie die Käsecracker oder doch lieber geröstete Erdnüsse wollte? Was gab es da zu überlegen? Selbstverständlich würde sie beides essen. Disziplin und Verzicht gehörten nun
mal nicht zu ihrem Repertoire, wenn es um Süßigkeiten, Knabberzeug, Gebäck, Eiscreme oder Schweinebraten ging. Oder um Mousse au Chocolat. Oder um Pommes rot-weiß. Oder um Käsesahnetorte. Gut, also um alles, was ihr schmeckte. Und leider auch dick machte. Sie lebte schon so lange mit ihrem ungezügelten Essverhalten, dass sie sich kaum vorstellen konnte, diese schlechte Gewohnheit jemals abzulegen. Im Laufe der Jahre waren sie und ihr Appetit so etwas wie gute Freunde geworden. Wie es aussah, entwickelte sich zwischen ihnen etwas Ernstes.
    Marlene konzentrierte sich auf den Verkehr und schwieg, während Mama am anderen Ende der Leitung munter weiterplapperte. Gerne hätte sie angehalten, um sich mit dem blöden Verschluss der Kühlbox zu beschäftigen, der doch tatsächlich klemmte. Doch die Zeit drängte.
    »Der Platz im Flieger ist auf jeden Fall für dich reserviert. Du brauchst nur zum Flughafen zu fahren. Wir würden uns ja sooo freuen.«
    Bis jetzt hatte Marlene es geschickt vermieden, zum Thema Las Vegas Stellung zu beziehen. Mama und Georg wollten dort an ihrem zweiten Hochzeitstag ihren Treueschwur erneut besiegeln. Das konnte wirklich nur den beiden einfallen.
    Die Zockermetropole hatte schon immer einen gewissen Reiz auf Marlene ausgeübt. Es gab nicht viele Menschen, die den eigentlichen Vorzug von Las Vegas zu schätzen wussten, der darin bestand, sich auf Weltreise zu begeben, ohne die Stadt verlassen zu müssen. Dieses einzigartige Privileg erschloss sich eben nicht jedem. Wie denn auch! Wo man in Las Vegas doch entweder damit beschäftigt war, sich finanziell zu ruinieren
oder aber zu heiraten. Was schnell auf das Gleiche hinauslaufen konnte.
    Der so genannte renewal of vows , den Mama und Georg im Sinn hatten, war Marlene allerdings außerordentlich sus pekt.
    Wozu heiraten? Das war doch schlichtweg überflüssig. Und dann gleich zweimal in nur zwei Jahren! Gut, nach einigen gemeinsam verbrachten Jahren war es wohl legitim, den Partner zurückzugeben. Wie sollte man sonst an einen neuen kommen? Aber den alten noch einmal zu ehelichen, ohne vorher in den Genuss einer Scheidung gekommen zu sein, nun, das ergab doch keinen Sinn! Wenn schon Ehe, dann bitte nur, um ein bisschen unverheiratet zu bleiben.
    Ihr eigenes Liebesleben fiel ihr ein. Das war ganz und gar nicht dazu angetan, für die Vorzüge langfristiger Bindungen zu sprechen. Eine lauwarme Bettbeziehung, die sie längst hatte beenden wollen, war alles, was sie vorzuweisen hatte. Dabei war Karl oder Karl der Große, wie sie ihn nannte, weil es einfach nichts an ihm gab, was mit Größe zu tun hatte, noch so etwas wie ein Glücksfall. Immerhin war er zuverlässig. Er kam prompt und blieb nie zum Frühstück.
    »Dir würde ein wenig Urlaub gut tun, meine Kleine. Wir wissen doch, wie viel du arbeitest. George sagt
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